Sicht Jule
,,Ist alles okay bei euch?" Fragte Marco, welcher sich neben mich in den Bus setzte.
Nein Marco, ist es nicht. Ich muss Kai mit seinen Problemen zurücklassen und kann ihm nicht helfen. Ich habe Angst um ihn und vermisse ihn jetzt schon. Außerdem habe ich mit ihm geschlafen und meine Freundin betrogen, aber ihm gesagt ich wüsste davon nichts mehr, um ihn nicht noch mehr zu belasten. Glücklicherweise weiß er es auch nicht mehr.
Das hätte ich Marco am liebsten ins Gesicht geschrien. Doch ich antwortete etwas komplett anderes.
,,Natürlich." Marco schien zwar skeptisch, fragte aber nicht weiter nach. Ich hatte jetzt echt keine Lust zu reden, das schien er auch zu merken, da er mich nicht weiter ansprach.
Ich nahm meine AirPods und steckte sie in meine Ohren, während meine Playlist lief, welche ich immer höre, wenn ich nachdenken muss. Diese Bestand größtenteils aus Taylor Swift, Niall Horan und Louis Tomlinson. Lange habe ich diese Songs nicht mehr gehört, doch sie hatten noch immer die selbe Wirkung auf mich.
Meine Gedanken kreisten um Kai und die letzte Nacht. Wieso hatte ich ihn nur geküsst? Zwischen uns lag plötzlich so eine magische Stimmung und irgendwie fühlte es sich richtig an in diesem Moment. Und ich würde lügen, würde ich sagen es hätte mir nicht gefallen. Auch der Sex war alles andere als schlecht. Es war mein erstes Mal mit einem Mann und ich denke, es war auch das erste Mal für Kai. Es fühlte sich schön an, ihm so nahe zu sein. Aber wieso denke ich sowas überhaupt? Ich habe Marie und bin glücklich mit ihr. Ich liebe sie.
Wie sollte ich ihr nur erklären, dass ich sie betrogen hatte? Das kann ich nicht. Nein, das ist nie passiert. Es wird auch nie wieder passieren. Kai ist nur mein bester Freund und Marie meine Verlobte. Es war ein einmaliger Ausrutscher, mehr nicht. Und da Kai sich an nichts erinnern kann, werde ich es einfach für mich behalten. So etwas kann seiner und meiner Karriere erheblich schaden. Wir können das nicht riskieren. Außerdem empfinde ich doch nichts für ihn, oder? Ich fühle mich ihm schon etwas näher seit letzter Nacht, aber deshalb hab ich doch keine Gefühle für ihn. Nein, Kai ist mein bester Freund. Ich bin ja auch nicht schwul und er auch nicht. Es lag nur am Alkohol und daran, dass Kai so unwiderstehlich gut in diesem Hemd aussah.
Dieses Hemd, welches ich ihm vom Leib reißen wollte, um seinen wunderschönen Körper betrachten zu können. Seine nackte Haut auf meiner hinterließ ein kribbeln und sein stöhnen war wie Musik in meinen Ohren. Seine Lippen waren weich und süß und schmeckten nach einer Mischung aus Alkohol und Zimt. Wie gern ich sie wieder auf meinen spüren würde.
Nein Julian, hör auf darüber nachzudenken. Das wird nie wieder passieren. Kai ist dein bester Freund. Nur dein bester Freund, nicht mehr. Er war mir schon immer wichtig, aber eben nur im freundschaftlichen Sinne. Außerdem würde Kai niemals mehr wollen. Wir waren beide einfach nur viel zu betrunken, das ist alles. Ich muss aufhören daran zu denken.
Doch ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken. Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Seine weichen Locken, welche ich heute Morgen kraulen durfte, sein Körper, welcher trotz der Narben wunderschön war, seine blau-grünen Augen, welche jedesmal vor Freude strahlten, außer in den letzten Tagen. Zur Zeit lag darin nur noch Schmerz und Trauer.
Was ist nur mit ihm los, dass es ihm so schlecht geht? Wie kann ich ihm helfen? Ich kann ihn doch nicht wieder allein lassen. Ich würde es nicht überleben, wenn er sich wieder etwas antut. Ich habe solche Angst um ihn. Angst, dass die Umarmung die letzte von ihm war. Kai war sonst immer so ein lebensfroher und lustiger Mensch. Wo ist diese Seite von ihm geblieben? Was ist der Auslöser, weshalb es ihm so schlecht geht? Sollte ich nicht lieber zu ihm fliegen und auf ihn aufpassen? Aber das kann ich nicht, ich habe übermorgen wieder Training. Sollte ich Timo Bescheid geben, dass er sich um ihn kümmert? Aber dann würde ich mein Versprechen brechen und Kai wäre sicher ziemlich enttäuscht und verletzt. Das kann ich nicht tun. Ich rufe ihn später einfach an und frage, wie es ihm geht. Ja, das ist das Richtige.
Nach langem nachdenken, holte mich dann aber die Müdigkeit ein und ich schlief ein. Ich wurde erst wieder wach, als der Bus in Dortmund angekommen war. Schnell verabschiedete ich mich von allen und stieg in mein Auto, mit welchem ich nach Hause fuhr.
Zum Glück war ich schnell zu Hause, ich wollte jetzt nur noch in mein Bett, mir die Decke über den Kopf ziehen und nachdenken. Doch als ich die Tür aufschloss kam mir meine Freundin schon entgegen und schmiss sich um meinen Hals.,,Juli Schatz, ich hab dich so vermisst." Rief sie, während sie sich von mir löste und mich kurz küsste. Sofort machte sich ein beklemmendes Gefühl in mir breit. Ich wollte sie gerade echt nicht küssen, denn ich hatte Schuldgefühle und konnte nur noch an das Gefühl von Kais Lippen auf meinen denken. Wie gut es sich angefühlt hat, und dass ich es sofort wieder tun würde. Nein. Nein, nein, nein, das würde ich nicht. Ich liebe Marie und will nur sie für den Rest meines Lebens küssen. Meine Gedanken flogen kreuz und quer durch meinen Kopf. Ich wusste nicht mehr was richtig und was falsch war.
,,Hmm, ich dich auch." Erwiderte ich trotzdem lächelnd.
,,Ich hab Essen gekocht, danach können wir noch einen Film schauen und kuscheln wenn du willst. Und heute Abend können wir noch ganz andere Dinge machen, ich musste immerhin eine ganze Woche auf dich verzichten." Sprach sie weiter und mir wurde schlecht. Ich habe absolut keine Lust gerade, weiter mit ihr in einem Raum zu sein. Das ist vielleicht unfair ihr gegenüber, aber ich kann es nicht. Dafür fühle ich mich zu schuldig.
,,Tut mir leid, ähm ich hab keinen Hunger. Außerdem wollte ich Kai noch anrufen und bin echt müde. Ich denke, ich gehe dann gleich wieder ins Bett. Tut mir leid. Vielleicht morgen?" Redete ich mich raus. Marie ist echt toll, aber ich ertrage es nicht, sie gerade anzusehen und zu wissen, was ich getan habe. Sie sah ein wenig enttäuscht aus, fand sich dann aber damit ab.
,,Okay, dann leg ich mich später einfach dazu." Sagte sie ein wenig traurig und lief ins Wohnzimmer, während ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer machte. Sofort zog ich mein Handy aus der Tasche und wählte Kais Nummer. Auch wenn wir uns vor einigen Stunden noch gesehen hatten, vermisse ich ihn. Mein bester Freund will einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden und ich habe keine Ahnung warum.
Ich hab es doch noch geschafft, heute noch ein Kapitel zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch. Jule scheint ziemlich verwirrt zu sein🤔 Ob das wirklich nur eine einmalige Sache zwischen Kai und ihm war? Wir werden sehen... Seid gespannt 🤭
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...