Sicht Kai
Die letzten Tage verlief das Training ziemlich anstrengend, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Jule hat sein Versprechen gehalten und niemandem von meinem Zusammenbruch erzählt. Natürlich habe auch ich mich an die Abmachung gehalten und mich nicht mehr selbstverletzt und fange langsam wieder an, normal zu essen. Jule achtet sehr darauf, dass ich esse. Er beobachtet mich immer so lange, bis mein Teller mindestens bis zur Hälfte leer ist. Wir haben auch ausführlich nochmal geredet und ich habe ihm ein wenig verständlicher gemacht, wie schlecht es mir geht und wie ich mich fühle. Die Gefühle ihm gegenüber habe ich aber natürlich ausgelassen. Man konnte sagen, unsere Freundschaft kehrte langsam zum Normalzustand zurück.
Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich ihn anstarre oder mir vorstelle ihn zu küssen. Zum Glück hat er das noch nicht wirklich mitbekommen. Gerade starre ich ihn aber schon wieder an.
Wir stehen in der Kabine, kurz vor dem letzten Spiel. Morgen würden wir alle wieder nach Hause reisen. Ich vermisse Jule jetzt schon, aber er hat versprochen, mindestens einmal in der Woche mit mir zu Facetimen. Und in drei Wochen würden wir uns auch schon wiedersehen, an meinem Geburtstag. Er würde extra nach London fliegen, da er an dem Tag und an dem danach frei hat.
Aber erstmal müssen wir dieses Spiel hier gewinnen.
Heute spielen wir gegen Spanien, kein leichter Gegner, aber durchaus machbar. Jule steht in der Startaufstellung, ich jedoch nicht. Ich fühlte mich noch nicht bereit, von Anfang an auf dem Platz zu stehen, das merkte auch Hansi. So würde ich dem Team nur schaden. Doch ich freue mich für meinen besten Freund.
Wenige Minuten später verließen wir auch schon die Kabine. Gemeinsam mit Leroy und ein paar anderen Spielern lief ich zur Auswechselbank. Die Nationalhymnen erklangen und schon ging es los.
Jule lief sofort zum Ball und passte ihn zu Marco. Ich wünschte ich könnte sagen, ich habe mich auf das Spiel konzentriert, doch ich hatte ständig nur Jule vor Augen. Wie er über den Platz lief und die perfekten Vorlagen gab. Und plötzlich passierte es, ich hörte meinen Namen. Ich wurde tatsächlich eingewechselt, gegen Timo.
Schnell schlug ich mit ihm ein, bevor ich auf das Feld rannte. Mein bester Freund lächelte mich warm an, das schenkte mir die nötige Kraft.
Gemeinsam rannten wir mit dem Ball zum gegnerischen Tor, er gab wieder eine perfekte Vorlage und ich schoss den Ball in die linke untere Ecke. Kaum zu glauben, ich habe ein Tor geschossen. Schnell rannte ich zu Julian und warf mich in seine Arme.
,,Ich bin so stolz auf dich Havy" flüsterte er in mein Ohr. Diese Worte von ihm verschafften mir Gänsehaut.
,,Danke Jule. Das hab ich nur dank dir geschafft." Gab ich zurück, als wir uns lösten. Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf seine Wangen, doch ich hatte keine Zeit diesen weiter zu beobachten, da die anderen Jungs mich auch beglückwünschten.
Viel mehr passierte auch nicht und wir gewonnen mit einem soliden 1-0. In der Kabine feierten und sangen wir.
,,Leute was haltet ihr davon, noch einen trinken zu gehen auf den Sieg und den letzten Abend?" Schrie Joshua durch den Raum. Alle stimmten zu, während Jule zu mir kam.
,,Was sagst du? Ich geh nur, wenn du auch gehst." Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Er wollte nicht ohne mich gehen. Mein Herz schlug auf einmal fünf Takte schneller.
,,Bin dabei." Gab ich sicher von mir, worauf er lächelte und sich weiter umzog.
Natürlich zog ich mich nicht in der Kabine um, sondern auf der Toilette. Doch da die anderen damit beschäftigt waren, über den Sieg zu reden, bemerkten sie es nicht. Naja, außer Jule, aber der weiß ja den Grund.
Fertig umgezogen kehrten wir zum Hotel zurück, wo wir uns nochmal fertig machen wollten. Ich zog mir ein langärmliges weißes Hemd und eine schwarze Hose an und verließ das Badezimmer. Da stand auch schon Jule, perfekt aussehend wie immer. Doch wir mussten beide laut lachen, als wir sahen, dass wir im Partnerlook gekleidet waren.
,,Dann sieht wenigstens jeder, dass wir zusammen gehören" lachte Jule. Ich wünschte es wäre so. Nichts würde ich mir mehr wünschen, als zu diesem Mann zu gehören, bis zum Ende meines Lebens.
,,Wollen wir los?" Fragte ich, um ihn nicht weiter anzustarren. Er nickte nur und wir machten uns mit den anderen Jungs auf den Weg zur Bar. Einige liefen direkt auf die Tanzfläche, andere setzten sich an einen Tisch, so wie Jule und ich. Er neben mir, ich neben Timo, gegenüber von uns Marco, Mats, Leon und Serge. Die erste Runde Shots wurde verteilt, welche wir in Sekundenschnelle exten. Danach bestellten wir uns alle weitere Getränke. Bier, Whiskey Cola, Bacardi Razz, Gin Tonic. Alles war dabei. Der Abend verlief relativ entspannt, doch wir waren ziemlich schnell, ziemlich angetrunken. Das erklärt vielleicht auch, warum Manuel und Joshua eng aneinander geschlungen tanzten und Leon und Serge die ganze Zeit miteinander flirteten. Ich weiß nicht, ob zwischen denen tatsächlich etwas läuft, oder es nur Spaß war. Doch viel mehr Zeit blieb mir nicht zum überlegen, da Jule sich plötzlich an mich kuschelte.
,,Kai, können wir gehen?" Lallte er, worauf ich nickte. Wir haben beide wohl ein wenig zu viel getrunken. Meine Sicht war schon leicht verschwommen und Jule lachte die ganze Zeit.
Taumelnd liefen wir, Arm in Arm zum Ausgang, nachdem wir uns von den Jungs verabschiedeten. Jule klammerte sich immer fester an mich, doch das störte mich kein bisschen.
,,Wieso hast'n du eigentlich noch keine Freundin Havy? Ich meine hässlich biste jetzt nicht." Seine Aussage brachte mich zum schmunzeln.
,,War noch keine dabei, die mich geflasht hat." Erwiderte ich. Zum Teil entsprach es der Wahrheit, da mich wirklich kein Mädchen so um den Verstand brachte, wie mein bester Freund.
,,Wie soll sie denn sein? Vielleicht hat Marie ja ne Freundin die zu dir passt." Mein Herz verkrampfte, doch ich wusste, dass er es nicht böse meint.
,,Nein Jule. Ich will gar keine Freundin. Ich hab Fußball, meine Familie und dich, das reicht mir." Das entsprach sogar wirklich der Wahrheit.
,,Du bist süß. Irgendwann findest du schon jemanden. Ich meine sieh dich an, du bist absolut heiß. Ich würde dich sofort flachlegen wenn ich könnte." Ich bin mir zwar absolut sicher, dass aus ihm gerade nur der Alkohol spricht. Doch ich war auch schon ziemlich dicht, weshalb meine Antwort so ausfiel.
,,Was hindert dich daran?" Fragte ich mit einem verschmitzten Grinsen, worauf er leicht rot wurde. Gerade im Hotel angekommen nahm Jule plötzlich meine Hand und rannte zum Fahrstuhl. Was soll das denn jetzt werden? Schnell kamen wir in unserem Zimmer an, wo er mich bestimmend gegen die Tür drückte.
,,Jule?" Flüsterte ich leise. Was hat er vor?
,,Sag jetzt nichts, bitte."
Ohje, was wird da wohl gleich passieren🫢 Seid gespannt...
-M <3

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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...