Sicht Julian
Die letzten drei Wochen habe ich oft mit Kai telefoniert, doch ich habe das Gefühl, dass es ihm immer noch nicht viel besser geht. Woran das liegt weiß ich nicht, aber ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat mir zwar versichert, dass er sich nicht nochmal selbstverletzt oder gehungert hat und sogar wieder ein wenig zugenommen hat, aber ich hatte trotzdem noch ein ungutes Gefühl. Jedoch werde ich es ihn gleich fragen können, denn ich bin auf dem Weg nach London. Eigentlich sollte ich erst morgen an Kais Geburtstag dort ankommen, aber ich bin heute schon geflogen, wovon Kai aber noch nichts weiß. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, ich musste ihn einfach so schnell wie möglich sehen. Seit unserer gemeinsamen Nacht geht er mir ständig durch den Kopf. Marie habe ich nichts davon erzählt, aber irgendwie ist es seitdem komisch zwischen uns. Ich hoffe das ändert sich wieder bis zur Hochzeit, denn auch wenn ich einmal mit Kai geschlafen habe, liebe ich Marie trotzdem noch und will sie heiraten. Kai ist nur mein bester Freund.
Timo würde mich gleich am Flughafen abholen und zu ihm bringen. Ich war nämlich noch nie hier und weiß daher nicht, wo genau ich hin muss.
Nachdem ich gelandet war, lief ich so schnell wie möglich zum Ausgang, wo Timo schon wartete. Wir begrüßten uns mit einer kurzen Umarmung und stiegen dann ins Auto.
,,Denkst du Kai wird sich freuen, dass ich heute schon komme? Was ist wenn er sauer ist, weil ich so umangekündigt auftauche?" Frage ich ängstlich, worauf Timo nur in lautes Gelächter ausbrach.
,,Was lachst du denn jetzt so?" Fragte ich jetzt ein wenig wütend. Ich kann es gar nicht leiden, wenn sich jemand über mich lustig macht.
,,Sorry Bro, aber war die Frage ernst gemeint? Kai wird vor Freude in die Luft springen, so wie der dich vergöttert. Denkst du echt, dass er jemals wirklich wütend auf dich sein könnte?" Antwortete Timo und lachte weiter. Wenn ich so darüber nachdenke, hatte er Recht. Kai war noch nie wirklich wütend auf mich. Nicht einmal als ich nach Dortmund gewechselt bin und er es erst genau so spät wie das restliche Team herausgefunden hat. Ich hatte erwartet, dass er einen riesigen Aufstand macht, weil er mein bester Freund ist und ich es ihm eher hätte erzählen sollen, doch er blieb ganz ruhig und freute sich für mich. Natürlich haben wir uns schon ein paar Mal gestritten beim Fifa oder Fortreite zocken, aber nie so schlimm, das es ernst war. Meine Angst schien also unbegründet. Aber mit einer Sache liegt Timo komplett falsch. Kai vergöttert mich nicht. Wir sind Freunde, mehr nicht.
Schnell kamen wir bei Kais Zuhause an und ich stieg aus dem Auto aus. Ich war ein wenig nervös.
,,3. Stock, nimm am besten den Fahrstuhl. Wir sehen uns morgen bei der Party. Viel Spaß euch beiden." Grinste mich Timo an, bevor er wieder weg fuhr. Jetzt war es soweit, ich würde Kai wieder sehen.
Mit zittrigen Beinen lief ich zum Eingang und betätigte die Klingel. Schnell wurde mir geöffnet und ich stieg in den Fahrstuhl, wie Timo es mir gesagt hatte.
Im 3. Stockwerk angekommen öffnete sich die Tür und schon stand mir mein bester Freund mit geöffnetem Mund entgegen.
,,Jule? Was machst du hier? Hab ich mich beim Datum geirrt? Heute ist doch erst der zehnte Juni oder nicht? Die Party ist doch erst morgen." Stotterte er, worauf ich ihn einfach nur in eine feste Umarmung zog. Kurz zögerte er, erwiderte diese aber schnell. Er hat nicht gelogen, er hatte wirklich ein wenig zugenommen. Das beruhigte mich. Sein Geruch stieg in meine Nase und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Mein ganzer Körper kribbelte.
,,Darf man seinen besten Freund denn nicht schon einen Tag früher besuchen?" Murmelte ich an seinen Hals. Sofort nickte er.
,,Natürlich, ich bin nur ein wenig überrascht. Komm erstmal rein." Stammelte er, löste sich von mir und zog mich in seine Wohnung. Sie war schön eingerichtet. Überall hingen ein paar Bilder von ihm mit seiner Familie, seinen Freunden, seinem Team, den Eseln und mit mir.
,,Schöne Wohnung Havy." Sprach ich meine Gedanken laut aus und folgte ihm ins Wohnzimmer.
,,Danke. Willst du was trinken?" Fragte er. Er war schon immer ein guter Gastgeber und würde ich jetzt nein sagen, würde er mich eine halbe Stunde lang nerven, ob ich wirklich nichts will. Also verkürzte ich diesen Prozess und antwortete ,,Ja gerne. Wasser wenn du hast, sonst geht natürlich auch was anderes." Sofort sprang er auf und machte sich auf den Weg in die Küche. Als er wenig später wieder zurück kam, gab er mir ein Glas in die Hand, welches ich zur Hälfte leer trank. Es war schon spät am Abend als ich ankam, weshalb ich langsam ziemlichen Hunger hatte.
,,Hast du schon gegessen? Ich hab ein wenig Hunger. Was hältst du von Pizza? Ich zahle auch." Schlug ich vor.
,,Klingt gut, aber ich zahle, schließlich bist du mein Gast." Antwortete er. Das war schon wieder typisch Kai. Immer wollte er zahlen, doch das ließ ich heute nicht zu.
,,Nein, du hast morgen Geburtstag, also zahle ich." Erwiderte ich. Doch er wäre nicht Kai, wenn er nichts dagegen einzuwenden hätte.
,,Ja genau, morgen ist mein Geburtstag. Also kann ich heute zahlen." Diskutierte er weiter. Und da es wirklich nichts brachte, mit einem Kai Havertz eine Diskussion zu führen, ergab ich mich schließlich.
,,Okay, aber dafür geb ich dir, wenn du das nächste mal in Deutschland bist, einen Drink aus. Abgemacht?" Schlug ich vor.
,,Okay, geht klar." Stimmte er schließlich grinsend zu.
Eine Stunde später erhielten wir auch schon unsere Pizzen, welche wir genüsslich aßen und uns über Neuigkeiten austauschten. So erfuhr ich, dass Timo und Paula wohl bald ein Kind bekommen würden und er erfuhr, dass Marco sich letztens verletzt hat und jetzt erstmal ausfällt. Viel mehr gab es dann auch gar nicht zu erzählen. Zum Glück herrschte keine angespannte Stimmung zwischen uns, obwohl ich immer wieder die letzte Nacht im Hotel in Erinnerung hatte und mich wirklich zusammenreißen musste, nicht neben ihm hart zu werden. Das fiel mir tatsächlich schwerer als gedacht, aber ich hatte mich noch unter Kontrolle. Das würde ziemlich peinlich werden, wenn er es mitbekommen würde.
,,Was hältst du von nem Bier? Ich hab auch was anderes da, aber wir können ja den Abend entspannt enden lassen und in meinen Geburtstag ein wenig reinfeiern." Schlug Kai vor, worauf ich sofort zustimmte. Alkohol ist zwar gerade vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber es wird schon nichts passieren. Nein, wir sind Freunde. Da passiert nichts. Also nahm ich lächelnd das Bier entgegen.
Bis zu Kais Geburtstag würde es noch ein paar Stunden dauern, also sahen wir uns einen Film an und kuschelten uns auf dem Sofa ein wenig aneinander. Das haben wir schon damals immer gemacht, Doch gerade spürte ich wieder dieses kribbeln und mein Herzschlag beschleunigte sich. Was ist nur los mit mir? Das haben wir doch immer gemacht, wieso reagiert mein Körper jetzt so komisch? Sicher nur, weil wir uns so wenig sehen. Das wird es sein.
,,Wie geht es dir?" fragte ich besorgt, da ich noch immer Angst hatte, dass es ihm nicht gut geht. Ich will ihm helfen, doch seine Antwort beruhigte mich.
,,Jetzt besser." sprach er leise und kuschelte sich noch ein wenig näher an mich.
Hier ein neues Kapitel. Na wie das mit den beiden wohl weiter geht 🤔 Ob Jule seine Gedanken ordnen kann und ob es Kai wirklich so gut geht? Ihr werdet es bald erfahren 🤭 Schreibt mir wie immer gern eure Gedanken und Meinungen zu dem Kapitel in die Kommentare :)
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...