Sicht Julian
,,Jule, Jule was ist los?" Fragte Jannis, während mir meine Tränen weiter über die Wangen flossen. Ich nahm alles nur noch verschwommen wahr. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein Körper begann zu zittern und ich konnte kaum noch atmen. Ich musste mich beherrschen, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
„Er hat versucht sich umzubringen. Wegen mir." Brachte ich nur heraus, doch so wirklich bekam ich es nicht mit. Jascha und Jannis redeten weiter auf mich ein, doch ich verstand sie nicht. Ich war wie versteinert. Alles passierte plötzlich ganz schnell und bevor ich mich versehen konnte saß ich mit meinen Brüdern im Auto.
,,W-was machen wir?" Stotterte ich.
„Was glaubst du denn? Wir fliegen nach London. Ich hab Timo schon über dein Handy bescheid gegeben. Flug ist gebucht und Adresse vom Krankenhaus hab ich. Falls du es nicht mitbekommen hast, Koffer ist auch gepackt." Erklärte mir Jascha, worauf ich nur abwesend nickte. Ich konnte nichts mehr sagen. Wollte es auch gar nicht. Ich brauchte nur einen kurzen Moment Ruhe, um wieder klar denken zu können.
Wie im Tunnelblick erledigte ich alles automatisch ohne nachzudenken. Ich stieg aus dem Auto, lief zum Check-In, stieg ins Flugzeug und nach der Landung in das Taxi, welches Jannis schon bestellt hatte. Dieses würde uns zum Krankenhaus bringen.
Die Zeit verging schneller als gedacht, doch immer noch viel zu langsam. Ich musste wissen, was mit meinem Havy los ist.
Im Krankenhaus angekommen trafen wir auf Timo und Paula. Ich hatte erwartet, angeschrien zu werden, doch seine Stimme war ganz weich.
„Hey. Sorry Bro für meinen Wutausbruch vorhin. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle." Redete er leise, während er mich in den Arm nahm.
„Schon okay. Ich hab's verdient." Erwiderte ich. Auch Paula begrüßte mich, sowie Jascha und Jannis die beiden auch begrüßten.
„Habt ihr schon was von ihm gehört?" Fragte Jascha und ich hörte genau hin. Bitte lass ihn leben.
„Er hatte Glück. Die Dosis hätte nicht gereicht, um ihn umzubringen. Trotzdem wurde sein Magen ausgepumpt. Er war auch schon kurz wach, ist dann aber wieder eingeschlafen. Er hat nach dir gefragt Jule." Berichtete Paula und mir fiel ein Stein vom Herzen. All meine Last fiel von mir und vor Erleichterung begann ich erneut zu weinen.
„Dieser Brief lag neben ihm auf dem Tisch, als wir ihn gefunden hatten. Er ist an dich adressiert. Ich denke, du solltest ihn lesen und zu ihm gehen." Sprach sie weiter und überreichte mir einen Brief, welchen ich mit zittrigen Händen annahm. Dann schickten sie mich in sein Zimmer.
Ich war geschockt über den Anblick. Er hing an vielen Schläuchen und lag komplett regungslos da. Meine Tränen liefen weiter über mein Gesicht und ich konnte mein schluchzen nicht mehr zurückhalten. Langsam lief ich auf ihn zu, nahm seine Hand und setzte mich auf den Stuhl neben ihm. Zögernd öffnete ich den Brief und sofort verkrampfte mein Herz erneut.
Lieber Jule,
Wenn du das liest, ist mein Plan wahrscheinlich aufgegangen und ich weile nicht mehr länger auf dieser Welt. Bestimmt bist du jetzt enttäuscht von mir, das verstehe ich. Ich habe mein Versprechen gebrochen und mir etwas angetan. Doch ich wollte dir erklären, weshalb ich es getan habe. Ich habe es nicht getan, weil du ein schlechter Mensch bist. Das bist du nicht! Bitte geb dir nicht die Schuld daran. Es war meine Schuld. Nur meine.
Fangen wir am besten mal ganz am Anfang an: Als wir uns kennenlernten habe ich sofort eine Verbindung zwischen uns gespürt. Wir verstanden uns sofort blind und ich glaube, so etwas haben nur die wenigsten Menschen. Nach vielen Monaten mit Selbstzweifeln, Angst und Unsicherheit habe ich dann endlich festgestellt, dass ich mich in dich verliebt habe. Doch natürlich wusste ich, dass du nicht das selbe für mich fühlst, was aber auch komplett in Ordnung für mich wahr. Unsere Freundschaft war mir immer wichtiger, als meine Liebe zu dir. Als du dann nach Dortmund gewechselt bist, ging es mir schlechter und schlechter, weil ich dich vermisst habe, doch am schlechtesten ging es mir wohl, als ich nach London gezogen bin. Weißt du noch unser Telefonat damals? Du hattest erzählt, wie glücklich Marie dich macht und dass du willst, dass ich sie kennenlerne. Ich habe dir erzählt, dass ich keine Zeit hätte, da ich meinen Vertrag in London unterschreiben müsste. Das habe ich aber erst in dieser Sekunde entschieden. Ich wollte erst nicht wechseln, weil ich dann noch weiter von dir entfernt gewesen wäre. Doch als du mir von ihr erzählt hast wollte ich Abstand. Abstand von dir, von meinen Gefühlen, von Deutschland. Deshalb habe ich mich für London entschieden. Dort habe ich dich aber jede Sekunde mehr vermisst. Deshalb habe ich gehungert, deshalb habe ich mich selbstverletzt, deshalb habe ich angefangen zu trinken und Gras zu rauchen. Nicht weil du mich schlecht behandelt hast, sondern weil ich mit meinen Gefühlen nicht klar kam. Ich war so durcheinander und verletzt, was immer schlimmer wurde, als wir keinen Kontakt mehr hatten. Niemand hat es bemerkt, wirklich niemand. Bis auf dich, als wir uns bei der Nationalmannschaft wieder gesehen haben. Du warst direkt da für mich und ich glaube, ich habe mich durch deine Fürsorgliche Art noch ein wenig mehr in dich verliebt. Und dann kam der Tag, der alles verändert hat. Erinnerst du dich an das letzte Spiel? Wir sind noch etwas trinken gegangen und du sagtest, du erinnerst dich nicht mehr an die Nacht. Ich habe gelogen, ich wusste noch alles. Tut mir leid. Weißt du, mein Geburtstag war nicht das erste mal, als wir miteinander geschlafen haben. Es war in dieser Nacht. Von da an hat sich irgendwie alles bei uns geändert. Ich habe dich noch mehr vermisst als du nicht da warst aber musste trotzdem mehr Abstand nehmen, als du bei mir warst. Die Nacht vor deiner Hochzeit hat mir unglaublich viel bedeutet, doch der Tag danach war die Hölle für mich. Sowie die vergangenen zwei Monate. Ich habe versucht, mich für dich zu freuen und versteh mich nicht falsch, ich gönne dir dein Glück. Aber dein Glück hat leider meinen Untergang bedeutet. Ich habe wieder angefangen zu kiffen, trinken, zu hungern und mich selbstzuverletzen. Heute habe ich es dann nicht mehr ausgehalten. Ich musste es beenden.
Dennoch bin ich dir dankbar für alles. Danke, dass du für mich da warst. Danke, dass du Timo gesagt hattest, er solle auf mich aufpassen. Danke, dass du mein bester Freund warst. Danke für die wunderschönen Jahre mit dir. Danke, dass ich mich in den drei Nächten, in denen wir miteinander geschlafen hatten, wenigstens ein wenig geliebt gefühlt habe. Ich danke dir, dass du du bist.
Ich liebe dich Jule. So unglaublich sehr. Das habe ich immer. Für mich bist du das wertvollste, was diese Welt zu bieten hat. Wertvoller als jeder Geldschein, jedes Gold, jeder Diamant. Du bist sogar wertvoller für mich, als mein Auto und du weißt, wie sehr ich das liebe. Aber dich liebe icheben noch viel mehr. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen, dass ich dir das angetan habe. Ich gönne dir alles Glück der Welt und hoffe, du bist glücklich mit Marie. Bitte trauere nicht um mich, sonst bekomm ich noch ein schlechtes Gewissen. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann, in 60 Jahren oder so, wieder und dann bin ich dir hoffentlich ein besserer bester Freund. Ich liebe dich, für immer.
Dein Havy <3
Meine Tränen flossen und flossen, während ich seinen Handrücken küsste und mein Gesicht in seiner Brust vergrub. Ich habe ihm das angetan. Ich ganz allein. Weil ich zu viel Angst vor der Wahrheit hatte.
„Ich liebe dich auch Havy. So unglaublich sehr. Es tut mir leid. Alles tut mir schrecklich leid. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich."
Heyy, hier ist es. Das wahrscheinlich vorletzte Kapitel. (Bin mir unsicher ob noch 1 oder 2 kommen, aber ich schätze eher eins.) So, jetzt wisst ihr schonmal, dass Kai lebt. Aber ob er Jule verzeihen wird? Vielleicht kommt ja sogar heut noch ein Kapitel, weiß ich aber noch nicht. Wie immer würde ich mich über einen Kommentar von euch freuen :)
-M <3
DU LIEST GERADE
We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...