Sicht Julian
Gleich ist es soweit. Gleich würde ich Kai wiedersehen. Mein Herz schlägt auf einmal unheimlich schnell. Ich habe ihn jetzt ein Jahr nicht mehr gesehen und seit einem halben Jahr haben wir kaum noch Kontakt. Ich habe Angst. Große Angst, dennoch freue ich mich auf ihn.
,,Erde an Julian? Bist du noch da?" Fragte Marco belustigt und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum, was mich kurz zusammen zucken ließ. ,,Was? Ja, sorry was war los?" Antwortete ich und schlug seine Hand weg.
,,Ich hab gefragt ob ich meinen Pulli mit in deinen Rucksack stecken kann, der passt nicht mehr in meinen." Ich nahm seinen Pulli und verstaute ihn in meinem Rucksack.
Kurz darauf kamen wir auch am Hotel an. Ich sah, dass die Bayernspieler auch schon da waren, also fehlten nur noch die anderen. Wir begrüßten uns freundlich und ich unterhielt mich gerade mit Joshua und Leon, als auch der letzte Bus ankam. Vereinzelt stiegen alle nacheinander aus, als letztes erblickte ich ihn. Kai Havertz, meinen besten Freund. Er nahm seinen Koffer und drehte sich dann in unsere Richtung. Seine Augen trafen meine und ich konnte seinen Blick nicht deuten. War es Wut, Schmerz, Müdigkeit? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass mein Herz gerade zehn mal schneller schlägt als sonst.
,,Los geh zu ihm." Flüsterte Joshua und schob mich in seine Richtung.
Stück für Stück kam ich näher auf ihn zu, während er wie angewurzelt stehen blieb. Kurz vor ihm stoppte ich.
,,Hey" brachte ich mit leiser Stimme hervor.
,,Hi" sprach er, genau so leise. Sofort zog ich den größeren in meine Arme. Er zögerte kurz, schloss dann aber auch seine Arme um meine Hüfte und zog mich näher.
Hat er abgenommen? Er war ja schon immer ziemlich dünn, aber gerade spürte ich, dass er noch dünner geworden war. Von außen sieht man es nicht, ausser an seinem Gesicht, aber durch die Umarmung spüre ich es ziemlich deutlich.
,,Ich hab dich so vermisst Jule." Gestand er mir. Seine Stimme klang traurig.
,,Ich dich auch Havy, ich dich auch." Versicherte ich ihm.
,,Alles Gute zur Verlobung übrigens." Flüsterte er. Seine Stimme zitterte. Die Aussage von ihm war wie ein Stich ins Herz und ich weiß nicht wieso.
,,Danke Kai."
Nach einer langen, intensiven Umarmung lösten wir uns wieder und liefen gemeinsam mit allen anderen in das Hotel. Dort erwartete uns auch schon unser Trainer Hansi Flick, welcher uns jetzt die Zimmeraufteilung bekannt gibt.
,,Serge und Leon, Thomas und Manuel, Joshua und Leroy, Timo und Toni, Marco und Ilkay und zu guter letzt Kai und Julian" sprach er.
Kai, welcher zuerst auf den Boden starrte, blickte nun geschockt auf. Will er nicht in einem Zimmer mit mir sein? Wenn er ein Problem mit mir hat, soll er mir das einfach sagen.
Ich nahm die Zimmerkarten entgegen und wollte gerade mit meinen Sachen Richtung Fahrstuhl gehen, als ich sah, dass Kai immer noch genau so dort stand wie vor ein paar Minuten.
,,Kai? Kommst du?" Er zuckte zusammen, lief mir dann aber schweigend hinterher. Was ist nur los mit ihm?
Ohne einen Ton zu sagen räumen wir also jetzt unsere Koffer aus. Die Stimmung zwischen uns war angespannt, keiner traute sich, nur ein Wort zu sagen. So komisch war es noch nie zwischen uns. Sonst redeten wir ununterbrochen miteinander. Ich hoffe, das klärt sich noch.
Da es schon ziemlich spät war und mein Magen vor Hunger weh tat, beschloss ich, zum Abendessen zu gehen.
,,Ich geh jetzt runter essen, kommst du mit?" Unterbrach ich die Stille. Er sah mich an und schien zu überlegen.
,,Nein, danke. Ich hab keinen Hunger. Ich hab im Bus schon gegessen." Versicherte er mir. Der lügt doch. Das kann ich ihm ansehen. Ich weiß, wann er lügt und gerade tut er es. Will er nur nicht mit mir zum Essen? Ist das sein Plan? Mir aus dem Weg gehen? Aber wieso?
,,Bist du sicher? Später können wir nix mehr essen und morgen ist Training, da müssen wir fit sein." Versuchte ich ihn zu überzeugen.
,,Ich hab gesagt, ich habe keinen Hunger. Kapier das einfach. Geh und lass mich in Ruhe..." sprach er wütend und etwas lauter. ,,... das kannst du doch so gut." Flüsterte er jetzt leise, doch ich verstand es klar und deutlich.
Verletzt und geschockt sah ich ihn an, beschloss aber, es dabei zu belassen und zu gehen. Vielleicht braucht er kurz Zeit und wir könnten später normal reden.
War das der Grund, weshalb er so komisch zu mir ist? Weil ich gewechselt bin? Ich müsste später definitiv mit ihm reden.
,,Wo hast du denn deine bessere Hälfte gelassen?" Fragte Marco lachend.
,,Der ist noch oben, er hat keinen Hunger." Erklärte ich es ihm, wie Kai es mir erklärt hat.
,,Ich glaube er ist sauer auf mich weil ich nach Dortmund gewechselt bin." Sprach ich meine Gedanken laut aus.
,,Was? Wie kommst du darauf? Kai freut sich bestimmt für dich. Wieso sollte er sauer sein? Er ist doch kein Teeniemädchen, das auf dich steht. Jule, ihr habt euch lang nicht mehr gesehen und den Kontakt verloren. Es ist ganz klar, dass ihr ein wenig Zeit braucht, damit es wieder wie damals zwischen euch wird. Mach dir keine Sorgen. Wie habt ihr immer gesagt? Das Duo wird ewig leben? Daran glaubt jeder ganz fest. Gib ihm und auch dir Zeit, das wird wieder." Beruhigte er mich. Trotzdem hatte ich noch ein ungutes Gefühl dabei. So als würde Kai sich absichtlich von mir distanzieren.
,,Ich hoffe du hast Recht." Beendete ich dann das Gespräch und begann zu essen. Ich hatte wirklich schrecklichen Hunger, aber bekam auch die Gedanken an Kai nicht aus meinem Kopf. Würde es je so werden wie damals? Ich hoffe es. Ich will meinen besten Freund nicht verlieren. Nein, ich kann ihn nicht verlieren. Ich werde heute noch mit ihm reden müssen. Hoffentlich stößt er mich nicht wieder von sich weg.
Kai und Jule sind wieder beieinander 🥳 Werden sie es klären können und wird Kai Jule an sich heranlassen? Wir werden sehen... Schreibt wie Immer gern eure Meinung zum Kapitel in die Kommentare :)
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...