(Vorab: Hört während ihr dieses Kapitel lest den Song ,,Vision of Gideon" von Sufjan Stevens, wenn ihr wollt. Im Laufe der Geschichte erfahrt ihr auch warum🤭 Und jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß beim lesen dieses Kapitels❤️)
Dieser Tag war absolut schrecklich. Mittlerweile haben wir schon 23 Uhr und ich bin nicht einmal dazu gekommen, mit Kai zu reden. Marie hatte mich voll und ganz für sich beansprucht. Ständig musste ich tanzen, Bilder mit ihr machen oder mit ihr mit unseren Gästen reden. Ich beobachtete, wie Kai schon den ganzen Abend über an der Bar saß und sich einen Drink nach dem nächsten bestellte. Verübeln kann ich es ihm nicht. Am liebsten hätte ich mich dazugesetzt und mitgemacht. Jascha, Jannis und ein paar Jungs vom DFB haben immer mal versucht, mit ihm ein Gespräch aufzubauen, doch Kai schien darauf gar keine Lust zu haben. Ich verstand ihn. Ich wollte all das hier auch nicht.
Endlich war Marie auf Toilette und ich konnte mich endlich Kai widmen. An der Bar angekommen sah er mich mit traurigen Augen an. Im Hintergrund spielte gerade das Lied ,,Vision of Gideon" von Sufjan Stevens. Der Song lief am Ende des Films ,,Call me by your name", welchen ich mit Kai gesehen hatte. Er hatte bei der ganzen Szene in meinen Pullover geweint, während ich ihn im Arm hielt.
Ich streckte meine Hand aus, worauf er mich fragend ansah.
,,Schenk mir diesen einen Tanz Havy" bat ich ihn. Ich hatte mit einer Ablehnung gerechnet, doch es passierte nicht. Er nahm meine Hand und wir liefen Hand in Hand zur Tanzfläche. Dort angekommen legten wir unsere Arme umeinander und bewegten uns langsam im Rhythmus des Liedes. Sein Gesicht vergrub er in meiner Halsbeuge und unsere Hände lagen an den Hüften des jeweils anderen. Plötzlich spürte ich wie seine Schultern anfingen zu beben und die Stelle an meinem Hals nass wurde. Alles was sich über den Tag verteilt in ihm aufgestaut hatte brachte nun aus ihm heraus und er begann bitterlich zu weinen. Ich musste mich zusammenreißen, nicht auch gleich noch Tränen zu verlieren.
,,Tut mir leid Jule." Sprach er. Seine Stimme zitterte und seine Tränen häuften sich.
,,Entschuldige dich nicht Havy, bitte tu das nicht." Antwortete ich. Er braucht sich für nichts entschuldigen. Ich kann seinen Gefühlsausbruch zu gut nachvollziehen.
,,Ich liebe dich Jule" flüsterte er leise. Mein Herz zerbrach und mein Magen überschlug sich. Es tat mir so weh, ihn so verletzen zu müssen.
,,Ich weiß Kai, ich weiß" gab ich zurück, obwohl ich lieber etwas ganz anderes erwidert hätte.
,,Ich liebe dich so sehr" schluchzte er weiter, worauf noch einmal leiser ein ,,So unglaublich sehr" von ihm folgte.
,,Es tut mir leid Havy" entschuldigte ich mich, doch er schluchzte immer mehr. Plötzlich entfernte er sich von mir und rannte weg. Nach draußen. Natürlich folgte ich ihm sofort.
Sicht Kai
Ich konnte das alles nicht mehr. Ich musste hier weg. Den ganzen Tag habe ich es ausgehalten, aber dieses Lied, Jule, wie wir tanzten, alles wurde mir zu viel. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen stürmte ich hinaus. Als ich aus der Tür kam hatte ich endlich das Gefühl, wieder atmen zu können. Ich atmete die kalten Nachtluft ein, welche mich komplett einhüllte.
,,Kai, warte" rief Jule hinter mir. Er war mir gefolgt. Reflexartig blieb ich stehen und drehte mich um. Er stand jetzt wieder direkt vor mir.
,,Bitte Jule, mach es mir nicht noch schwerer. Den ganzen Tag habe ich alles dafür getan, dass deine Hochzeit perfekt wird. Weil ich wollte, dass du glücklich bist. Jetzt kann ich aber nicht mehr. Ich weiß, es klingt fucking egoistisch, aber ich kann einfach nicht mehr. Das macht mich alles so kaputt. Bitte, lass mich gehen." Flehte ich ihn an.
,,Havy es tut mir leid" entschuldigte er sich erneut. Doch auch seine Entschuldigungen brachten mich nicht weiter.
,,Vielleicht sollten wir uns eine Weile nicht mehr sehen" schlug ich vor. Nein, wieso sag ich das denn? Mein Herz hoffte so sehr, er würde mich aufhalten. Mein Kopf schrie: ,,Bitte halt mich auf. Bitte sag etwas dagegen. Bitte lass mich nicht gehen" doch ich sprach es nicht laut aus.
,,Ja, vielleicht." Mein Herz blieb mit einem Schlag stehen. Meine Kehle schnürte sich zu und meine Tränen strömten wie Wasserfälle über meine Wangen.
,,Ich liebe dich Jule" stotterte ich, bevor ich gehen wollte, doch er griff nach meiner Hand. Er kam mir immer näher und sein Gesicht war direkt vor meinem. Bitte nicht, das würde mich innerlich brechen. Bitte Jule, verschwinde. Doch er verschwand nicht. Sein Gesicht kam meinem immer näher. Seine Hand legte er an meine Wange und strich sanft darüber.
,,Ich wünschte, das wäre alles anders gelaufen." Sprach er, bevor er unsere Lippen vereinte. Doch diesmal steckte so viel Zuneigung und Liebe darin, dass ich den Kuss niemals beenden wollen würde. Er küsste mich, als hätten wir uns zehn Jahre nicht gesehen und als wäre es sein sehnlichster Wunsch. Auch ihm rannen salzige Tränen über die Wangen, welche sich mit meinen vermischten. Seine Lippen fühlten sich weich an und der Kuss war wahrscheinlich der intensivste, welchen wir je hatten. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen. Viel zu schnell lösten wir den Kuss wieder.
,,Warum hast du-?" Begann ich, doch er redete mir dazwischen.
,,Abschiedskuss. Ich konnte dich nicht ohne gehen lassen." Sprach er leise, während viele kleine Tränen seine Wange hinunterrollten.
Noch ein letztes mal nahm er mich fest in den Arm und drückte seine Lippen auf meine Stirn.
,,Ich liebe dich" flüsterte ich noch einmal. Dann ging alles viel zu schnell. Jule löste sich von mir und ging wieder rein. Nun stand ich hier, ganz allein. Meine Gefühle überströmten mich und ich weinte so sehr, dass meine Sicht komplett verschwamm. Ich hatte ihn verloren, wahrscheinlich für immer.
Soo, hier das letzte Kapitel für heute. Ich bin ein wenig enttäuscht, da ich es irgendwie emotionaler geplant hatte. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Schreibt wie immer gern eure Meinung in die Kommentare :)
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...