Remus war sich ziemlich sicher, dass er träumte. Oder dass er beim Überqueren dieses schrecklichen Sees ertrank und sein Gehirn ihn vor dem Tod Dinge sehen ließ, die es nicht gab. Er stand in einem riesigen steinernen Saal, so groß wie eine Kathedrale. Er war voller Schüler, gekleidet in identischen, schwarzen Roben - abgesehen ihrer Krawatten - und mit Kerzen beleuchtet. Nicht irgendwelche Kerzen - diese Kerzen schwebten. Er könnte damit leben; es könnte ein ausgeklügelter Trick mit dem Licht gewesen sein, vielleicht hatte es mit Drähten zu tun. Aber als er hinaufsah, schrie er fast auf. Da war keine Decke - nur der weite Nachthimmel hing über ihnen, mit grauen Wolken und funkelnden Sternen.
Niemand sonst schien daran interessiert, außer das rothaarige Mädchen - Lily - und ein paar andere Kinder, von denen Remus vermutete, dass sie auch Muggeleltern hatten. Remus trug nun seine Uniform und fühlte sich ein wenig besser, genauso gekleidet zu sein wie jeder andere. All die anderen Schüler saßen an langen Banketttischen unter ihren Hausbannern. James hatte aufgeregt im Zug die Unterschiede zwischen den einzelnen Häusern erklärt, zum Leidwesen von Sirius und Peter, die beide davon überzeugt waren, im falschen Haus zu landen. Remus wusste nicht, ob er nervös sein sollte oder nicht. Er konnte nicht verstehen, wie viel es ihm ausmachen sollte; er würde wahrscheinlich ohnehin nach seiner ersten Stunde rausgeschmissen werden. Je mehr Zeit Remus mit Zauberern verbrachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass er keiner sein konnte.
Professor McGonagall, eine dünne, streng aussehende Hexe, die alle Erstklässler in die Halle geführt hatte, stand nun neben einem Stuhl und hielt einen schäbigen, alten Hut. Das war der Test, von dem James ihnen erzählt hatte. Sie mussten den Hut aufsetzen und dann würden sie irgendwie in die einzelnen Häuser aufgeteilt werden. Remus schaute hinauf zu jedem der Banner. Er wusste schon, dass er nicht in Ravenclaw landen würde; nicht, wenn er dafür schlau sein musste. Er dachte nicht viel über das Haus mit dem Dachs nach - sie waren nicht wirklich spannende Tiere, vor allem verglichen mit Schlangen. Er mochte außerdem die Farbe Grün, wenn er sich eine Krawatte aussuchen müsste. Andererseits, James und Peter waren beide so begeistert von Gryffindor, und weil sie die einzigen Leute waren, die bis jetzt nett zu ihm waren, würde es ihm nichts ausmachen, mit ihnen zu gehen.
Ein Junge namens Simon Arnold war der Erste, der aufgerufen wurde. Der Hut wurde auf seinen Kopf gesetzt. Er bedeckte die Hälfte seines Gesichtes. Remus wunderte sich, ob er so schlimm roch, wie er aussah. Die Hausmutter war immer wahnsinnig über Kopfläuse und er hoffte, keines der Kinder vor ihm hatte sie. Simon wurde sofort nach Hufflepuff, das Dachshaus, sortiert und bekam tosenden Applaus.
Sirius Black war der Erste aus ihrer Gruppe, der drankam und er sah übel und gespannt aus, als er sich dem Stuhl näherte. Es gab ein bisschen Pfeifen vom Slytherintisch - ein paar der älteren Schüler riefen ihm zu. Zwei junge Frauen mit Unmengen schwarzen Locken und denselben hohen Wangenknochen und vollen Lippen sahen Sirius an, der nun zitternd auf dem Stuhl saß. Die Halle war ruhig für ein paar Momente, als der Hut auf Blacks Kopf ruhte. Dann rief der Hut:
„Gryffindor!"
Dieses Mal gab es einige schweigende Momente, bevor das Klatschen begann. McGonagall nahm sanft den Hut von Sirius' Kopf und schenkte ihm ein kleines, seltenes Lächeln. Er sah komplett entsetzt aus und warf einen verzweifelten Blick auf den Slytherintisch, an dem die zwei Mädchen nun mit zusammengekniffenen Augen zischten. Er stand auf und schlenderte langsam zu den Gryffindors, wo er als erster neuer Schüler unter den roten und goldenen Fahnen Platz nahm.
Die Zuordnung ging weiter. Lily wurde auch nach Gryffindor geschickt und saß grinsend neben einem sehr miserabel aussehenden Sirius. Als er endlich dran war, hatte Remus noch immer nicht begriffen, worum es bei diesem Theater ging. Er mochte es nicht besonders, dass ihn alle anstarrten, als er nach vorne ging, aber er tat sein Bestes es zu ignorieren. Er hätte seine Hände normalerweise in die Jeanstaschen geschoben und seinen Rücken gekrümmt, aber in dieser seltsamen Unform hätte das nicht dieselbe Wirkung.
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All the young dudes (Übersetzung deutsch)
Fantasydas hier ist eine Übersetzung von All the young dudes von MsKingBean89. Wenn ihr die original story lesen wollt dann schaut auf Ao3.