𝟶𝟻 | 𝑆𝑒𝑣𝑒𝑟𝑢𝑠

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„Welches Tier willst du eigentlich mitnehmen?", fragte ich Ally.

Sie war gerade halb in der Papiertüte unserer Zauberstab-Schachteln versunken und kramte nach der Liste, auf der die noch benötigten Utensilien für den Unterricht standen.

Angestrengt tastete sie mehr oder weniger ziellos von der einen Seite zur anderen und brummelte leise vor sich hin.
„Wo ist sie denn jetzt nur...?"

Hoffentlich bleibt mein Zauberstab heil.
Der schwarze, elegante Stab aus Ebenholz mit den besonderen Gravuren am Griff erinnerte an eine alte, längst vergessene Erinnerung von düsterer Magie.

Er hatte mich sofort auserwählt.
Da war diese magische Anziehung gewesen, die es nur zu einem Zauberstab gab. Zu meinem Zauberstab.

Für Ally wurde es Eschenholz mit Einhornhaar. Sie hatte ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber letztendlich hatte auch ihr Zauberstab gesprochen und seine Wahl getroffen.

„Ha! Da ist sie ja!" Triumphierend riss Ally das Blatt Pergament in die Höhe — und mich aus meinen Gedanken.

„Und hast du dich jetzt entschieden, welches Tier du mit nach Hogwarts nehmen möchtest?", fragte ich erneut, als wäre es das erste Mal.

„Hmm..." Sie musste nicht lange überlegen, als sich mit einem Mal ein breites Lächeln auf ihre feinen Züge legte.
„Alle! Ich will einfach alle mitnehmen!"

Belustigt zog ich eine Augenbraue hoch. „Ich glaube kaum, dass dir das gestattet wird. Aber vielleicht findest du ja noch ein paar seltsame Kreaturen, die in Schloss und Wald ihr Unwesen treiben."

„Ein weiser Zauberer hatte einst gesagt, dass es keine seltsamen Geschöpfe gibt, sondern nur engstirnige Menschen", konterte sie gespielt tadelnd.

„Sag bloß, du hast das Buch von diesem Scamander schon wieder gelesen?"
Sie setzte einen unschuldigen Blick auf. „Natürlich nicht. Was denkst du denn nur von mir?"
Ihre Stimme strotzte nur so vor Ironie.

„Welches Tier würdest du denn für mich wählen?"
Ich sah wie in ihren Augen etwas Schelmisches aufblitzte und sie ihre Lippen fest aufeinander drückte, fast so als würde sie sich zurückhalten wollen.

„Was ist los?" Die Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben, als sich meine Stirn in Denkfalten legte.
Dann prustete sie laut lachend los.
„Ich finde ja, dass eine Kröte einfach perfekt zu dir passen würde."

Entschuldigend lehnte sie sich immer noch kichernd an meine Schulter.
Ich wusste, dass es nur ein Scherz war — dafür kannte ich sie einfach viel zu gut. Sie würde lieber vom Astronomieturm springen, als ein böses Wort über jemanden zu verlieren.
Gespielt empört funkelte ich sie an. „Wie kannst du es wagen?"

Es gelang mir nicht im Geringsten ernst oder gar wütend zu wirken, das konnte ich ihrer Reaktion entnehmen.

Statt sich zu beruhigen, wurde ihr Lachen noch stärker, sodass ich davon angesteckt wurde und wir so heftig davon geschüttelt wurden, dass wir einander festhalten mussten.

Zum Abschluss unserer kleineren Tour einmal quer durch die Winkelgasse, nachdem alle Bücher und nützliche Utensilien ebenfalls eingetütet waren, entschied Ally sich doch noch für einen orange getigerten Kater mit weißen Pfoten.
Sie taufte ihn auf den Namen Newty — nach ihrem Lieblingsautor.

Für mich suchten wir gemeinsam einen kleinen Waldkauz aus, Fido.
Da ich nicht so eine ausgeprägte Vorliebe für unsere tierischen Freunde hatte wie Ally, fand sie es sei das Vernünftigste, wenn ich mir eine Eule zulegen würde.

„Eulen sind nützlich, selbst für Anfänger", hatte sie mir erklärt. „Du hast schließlich was davon, wenn sie dir — wie es sich für brave Eulen gehört — jeden Morgen deine Post ganz pünktlich und vorbildlich in dein Frühstück fallen lässt."

Und als ich schließlich nach diesem langen, anstrengenden aber auch aufregenden Tag zurück an die vielen Momente dachte, in denen wir gelacht hatten, über alles Mögliche reden und ich einfach ich selbst sein konnte, wurde mir wieder eines klar.

Es tat so gut jemanden wie Ally an seiner Seite zu wissen.

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Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt