𝟺𝟻 | 𝐴𝑙𝑙𝑦

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1. September, knapp 2 Monate später

Ich atmete den ersten Hauch des Herbstes tief ein.
Mit meinem Koffer in der Hand und Severus, der an meine Seite trat, stand ich am Bahnhof King's Cross.
Für die meisten Muggel war es ein ganz normaler Tag. Sie eilten in ihrer üblichen Hektik zu den Gleisen, blickten dabei weder nach rechts noch nach links und schienen generell nur mit sich und ihrem Alltag beschäftigt zu sein.
Ich konnte in der Menge nicht eine einzige Seele ausmachen, die die Ruhe weghatte. Zeit war ein wertvolles Gut.
Mein Blick suchte Severus. Vermutlich sogar das Kostbarste, das wir haben.
Während die Menschen sie nicht mit Warten verschwenden wollten, nahm ich sie mir bewusst, um mir diesen Augenblick in mein Gedächtnis zu brennen. Sodass ich mich auch noch in fünfzig Jahren daran erinnern konnte, wie sich meine letzte Zugfahrt nach Hogwarts anfühlte.

Severus und ich waren die Einzigen, die schweigend beobachteten. Gemächlich schlugen wir den Weg zu Gleis 9 3/4 ein, begleitet von dem Rattern der Räder unter unserem Gepäck. Der Asphalt war holprig, doch das ständige Klappern klang wie Musik in meinen Ohren. Ich hörte das Stimmengewirr kaum. Es war nicht mehr als eine leise Melodie, die uns zum Hogwarts-Express trug.
„Zusammen?" Severus' Augen fanden meine. Sein rechter Mundwinkel hob sich zu einem schwachen Lächeln.
„Zusammen", versicherte ich ihm leise.
Er reichte mir seine freie Hand und gemeinsam schritten wir durch das Tor in unsere Welt.

Noch bevor ich den zuckerwattrigen Dampf roch, konnte ich die Magie spüren. Wir sind Zuhause.
Für einen Moment vergaß ich all die Finsternis, die mich nachts wachhielt. Für einen Moment wurde sie von Licht durchflutet.
Doch dann fand ich unweit von uns meine Eltern. Sie verabschiedeten sich gerade von ihrer jüngsten und wahrscheinlich auch einzigen Tochter. Mit Stolz betrachteten sie das Gryffindor Abzeichen, das Evis Uniform zierte. Genau was sie sich gewünscht haben. Das Vorzeige-Kind, das ich nie sein konnte.
Mum schlang ihre Arme um sie und drückte sie so innig an sich, als würde sie sie nie wieder loslassen wollen. Das hat sie bei mir nie gemacht. Bevor ich es verhindert konnte, war dieser Gedanke in meinem Kopf.
Mit einem Mal schoss die Hitze in meinen Körper und prickelte unangenehm unter meiner Haut wie ein Haufen Ameisen. Ich wusste nicht, ob ich mir einbildete, dass sie alle, meine Familie, für den Bruchteil eines Herzschlages in meine Richtung sahen. Falls sie mich entdeckt haben sollten, ließen sie sich nichts anmerken.

Es sollte mir egal sein. Mir sollte verdammt nochmal gleichgültig sein, was sie denken. Sie scheren sich auch nicht darum, was das mit mir macht.
Schnell wandte ich mich ab. Ich wollte Severus mit meinem etwas zu auffälligen Beobachten nicht darauf aufmerksam machen, dass mich ihre Ignoranz noch immer verfolgte. Aber dafür war es wohl zu spät.
„Mach dir nichts draus", murmelte er, während er ihnen den Rücken kehrte. „Wir hatten beide Pech mit den Familien, in die wir hineingeboren wurden. Das Leben ist eben nicht fair."
Und damit hatte er nicht unrecht. Es gab einen Grund, warum wir heute alleine an diesem Ort erschienen waren.
Während meine Erzeuger es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mich systematisch aus ihrem Leben zu entfernen, warfen sich Sevs tagtäglich von der einen Auseinandersetzung in die nächste. Es kam nicht selten vor, dass ich die hysterischen Schreie seiner Mutter, gefolgt von dem wütenden Brüllen seines Vater, in der ganzen Straße vernehmen konnte. Jede Möglichkeit — und sei es nur für wenige Sekunden — ihnen zu entkommen, ergriff Severus ohne zu zögern.

Als ich nicht reagierte, verstärkte er den Druck auf meine Hand und riss mich aus meinen dunklen Gedanken. Aber wir haben einander.
Verhalten nickte ich, um ihn wissen zu lassen, dass ich seinen Worten zustimmte.
„Komm. Lassen wir das hinter uns."
Er setzte einen mürrischen Blick auf, der wohl sagen sollte Komm-einem-Slytherin-wie-mir-lieber-nicht-in-die-Quere, ehe er mich mit sich zog und wir in der Masse untertauchten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 19 ⏰

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Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt