𝟸𝟿 | 𝑆𝑒𝑣𝑒𝑟𝑢𝑠

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❧༺༻☙

Es war ein blumiger Geruch, der seinen Weg in meine Nase fand und mich augenblicklich in eine andere Welt entführte.
Er vermochte es, mir bedingungslos ein Kribbeln in meinem tiefsten Innern zu bescheren, noch viel umwerfender und berauschender als Amortentia selbst. Wie in Trance wandte ich mich nach ihm um.
Seidig rote Haare, die fröhlich durch die Luft tänzelten, bekam ich noch zu sehen, ehe sie um die nächste Ecke verschwanden. Mein Lieblingsrot.
Lily.

„Snape? Warum grinst du so komisch?"
Da spürte ich erst die teils misstrauischen, teils verwirrten Blicke der anderen Slytherins auf mir ruhen. Wir hatten uns nach Verteidigung gegen die dunklen Künste in einer kleinen Gruppe zusammen gefunden, um über die fragwürdigen Methoden im Unterricht zu diskutieren. Über Dumbledore herziehen hat es wohl eher getroffen.
Doch ich musste dem Kreis von Schwarzmagie-Enthusiasten unterbewusst den Rücken gekehrt haben. Anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich mich auf einmal ein paar Schritte abseits wieder gefunden hatte.

„Ich denke, er findet den Gedanken daran, dass bestimmte Zauber auszuführen, verboten sein soll, auch einfach nur lächerlich", kam mir Evan Rosier zur Hilfe. Er stieß mir mit dem Ellenbogen auffordernd gegen den Oberarm, als würde er mir sagen wollen, ich sollte einfach mitspielen.
Ich nickte eifrig, hätte mich aber gerne für meine offensichtlichen Träumereien geohrfeigt.
Ernüchtert musste ich feststellen, dass ich kaum Fortschritte machte. Meine Gefühle waren weiterhin für jeden dahergelaufenen Idioten wie ein frei zugängliches Buch lesbar.

Keiner der Anwesenden wirkte überzeugt. Dennoch fuhr Gaige Mulciber mit seiner Hetzrede fort.
„Wie bereits gesagt, bevor ich so unhöflich unterbrochen wurde-", meinte er mit einem Seitenhieb scharf in meine Richtung. „-wir sollten das definitiv nicht auf uns sitzen lassen."
Das zustimmende Gemurmel, das von allen Seiten kam, rückte für mich in den Hintergrund. Ich war schon wieder in meiner eigenen Welt abgetaucht.
Warum ist Lily wortlos an mir vorbei gelaufen?, grübelte ich. Vermutlich wegen meiner Gesellschaft. Vielleicht hat sie sich nicht getraut, mich unter diesen Umständen anzusprechen.

„Entschuldigt mich, ich habe noch anderweitig Pläne", warf ich ohne Rücksicht in das laufende Gespräch ein, was mir einen grimmigen Blick von Mulciber einhandelte. Doch ich ließ ihm keine Möglichkeit, etwas zu erwidern. Auf dem Absatz machte ich kehrt und hastete davon, Richtung Gryffindor Gemeinschaftsraum. Hoffentlich ist Lily in der Nähe.
Obwohl ich denselben Korridor wählte, den sie zuvor ebenfalls gegangen sein musste, war keine Spur mehr von ihr zu sehen.
Wie lange habe ich mich vorhin in meinem Gedanken verloren?

An meinem Ziel angekommen fand ich zu meiner Enttäuschung nur zwei weibliche Gryffindors, die aus dem Porträt der Fetten Dame schlüpften und sich lautstark über die Unmengen an Hausaufgaben beschwerten.
Ich musterte die Mädchen eindringlich. Hatte ich eine von ihnen als Begleitung von Lily in Erinnerung?
Die Braunhaarige!
Es fiel mir ein, als die Beiden den Weg zum Innenhof einschlugen und schon fast aus meinem Blickfeld verschwanden.
„Hey!", rief ich aus und zögerte nicht, ihnen hinterher zu rennen.

Sie drehten verwundert die Köpfe, als sie mich mit wehendem Umhang auf sich zu stürmen hörten.
Ich konnte erkennen, wie sie automatisch nach ihren Zauberstäben tasteten.
„Wisst ihr zufällig wo sich Lily gerade aufhält?", sprudelte es sogleich aus mir heraus, in der stillen Hoffnung, sie würden verstehen, dass ich kein Interesse daran hatte, sie anzugreifen.
Sie sagten keinen Ton, sondern wechselten nur beunruhigte Blicke.
„Wieso?", fragte die Braunhaarige schließlich argwöhnisch. „Wenn du ein guter Freund wärst, würdest du das wissen."
Am liebsten hätte ich sie mit einem bösen Blick gestraft.
Warum muss sie es mir so schwer machen?, dachte ich gereizt, ließ mir aber nichts anmerken.

Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt