𝟶𝟿 | 𝑆𝑒𝑣𝑒𝑟𝑢𝑠

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❧༺༻☙

Es war schon viel zu spät, als der letzte Slytherin den Gemeinschaftsraum für seinen Schlafsaal verlassen hatte. Nur Ally und ich blieben als Einzige zurück.

Das Feuer im Kamin direkt neben der Sitzecke knisterte leise vor sich hin, während sein Schein die hohen Steinwände in ein dämmriges Licht legte, das den Raum alleine kaum erhellen konnte.

Halb von der Dunkelheit verschluckt, halb im Flackern der züngelnden Flammen konnte ich Allys kritischen Blick von der Couch neben mir ausmachen.

„Gefällt es dir nicht?", wollte ich amüsiert von ihr wissen. Ihre Augen huschten prüfend von den steinernen Verzierungen über die kahlen Säulen bis sie schließlich auf mir ruhten.
Sie zögerte.

„Ich hatte es mir ein bisschen wärmer vorgestellt", meinte sie schließlich.
„Was hast du denn erwartet? Wir sind in den Kerkern", schmunzelte ich kopfschüttelnd, während sie aufstand und sich über die Lehne beugte.
Kurz dachte ich, sie würde das Gleichgewicht verlieren und kopfüber auf den harten Boden fallen.

Doch dann tauchte sie wieder auf, die Arme voll mit Kissen gepackt.
„Wer kam auf die bescheuerte Idee das einzig Gemütliche hinter den Möbeln zu verstecken?", brummte sie beim Aufrichten. „Da, du kriegst das Grüne!"

Ich wollte mich ihr zuwenden, um ihr das weiche Stoffpolster abzunehmen, aber im nächsten Moment bekam ich es schon schwungvoll ins Gesicht geworfen.
Ein abgewürgtes Ausatmen entwich meiner Kehle, als ich den dumpfen Aufprall abzufedern versuchte.

Im Hintergrund vernahm ich ein Lachen, das schon nach wenigen Herzschlägen wieder abrupt verstummte. Ally hielt sich mit geweiteten Augen schnell ihre Hand vor den Mund — zu solch einer fortgeschrittenen Stunde wollte sie niemanden stören, wenn nicht sogar aus dem wohlverdienten Schlaf wecken.

Verbergen konnte sie es jedoch nicht, so sehr sie sich auch anstrengte. Sie verzog bemüht das Gesicht, doch am Ende verlor sie den Kampf.

Grinsend strahlte sie mich an.
Das gefiel mir so sehr an Ally. Es stand ihr einfach ein leichtes Lächeln auf den Lippen zu tragen.
Dann war sie wie ein leuchtender Stern, der aus der ganzen Finsternis um mich heraus stach und mir zeigte, dass es tatsächlich noch so etwas wie Hoffnung gab.

„Was gibt es denn da zu lachen?" Ich wollte sie mit einem vorwurfsvollen Blick strafen.
Ihre ausgelassen funkelnden Augen ließen es nicht zu, dass ich auch nur eine Sekunde wirklich böse auf sie sein durfte. Das konnte ich nie.

„Du hättest dein Gesicht sehen sollen", lachte sie nun ungehalten.
„Na warte...", murmelte ich mehr zu mir selbst. Kurzerhand warf ich ihr das Kissen zurück, das sie unvorbereitet traf.

Sie riss überrascht die Augen auf, ehe sie hinter dem Polster verschwand und zurück taumelnd ziemlich unbeholfen auf die Couch plumpste.
Ich machte mir erst gar nicht die Mühe ein Kichern zu unterdrücken.

Da flog es auch schon wieder zurück und gleich noch eins hinterher.
„Herausforderung angenommen! Das wirst du bereuen!" Mit einem weiteren Kissen in der Hand stürzte sich Ally auf mich und drückte mich in den schwarzen Stoff unter uns.

Sie kniete über mir und funkelte mich provokant an.
„Gibst du auf?", flüsterte sie so nah an mein Ohr, dass ich meinte, ihre Wange sanft über meine streichen zu spüren.

Eine seltsame Wärme durchströmte meinen Körper.
„Du hast gewonnen", schnaufte ich. Triumphierend ließ sie sich neben mir nieder.

„Lust auf was Süßes?", fragte sie mich und deutete auf die gut gefüllte Schlüssel auf dem naheliegenden Sofatisch.
Lächelnd reichte ich sie ihr. „Sag doch einfach, dass du was willst."

Protestierend öffnete sie ihren Mund, doch ich hielt meinen Zeigefinger an ihre weichen Lippen.
„Du weißt, dass ich recht habe. Widerspruch ist sinnlos."
Sie verrollte gespielt genervt die Augen. „Jetzt gib schon her."

Wir futterten uns durch die halbe Süßigkeiten Ration, sodass um uns herum schon bald mehr buntes Papier als schwarzes Leder zu sehen war.

„Hast du vorhin eigentlich gesehen wie der eine Junge aus Hufflepuff die Treppen runter gefallen ist?", erinnerte ich mich auf einmal.
„Der sah so erschrocken aus, als wäre eine ganze Herde Acromantulas hinter ihm her gewesen!", bestätigte Ally.

Die bloße Vorstellung an diesen Anblick brachte mich selbst jetzt noch zum Grinsen.
„Das ist gemein, Severus", empörte sich Ally, die trotzdem mit mir lachen musste.

Ich zuckte mit den Schultern, nicht imstande mir das Lächeln wegzuwischen.
„Es ist doch nichts passiert", verteidigte ich mich und steckte mir ein paar Bertie Botts Bohnen auf einmal in den Mund.

Ein Gähnen überkam Ally und erst da spürte auch ich wie sehr die Müdigkeit an mir zerrte.
Ihr gleichmäßiger, heißer Atem auf meiner kühlen Haut und das ständige Knacken des Feuers hatten eine so beruhigende Wirkung auf mich, dass mir immer wieder die Augen zu fielen.

Irgendwann hörte ich auf dagegen anzukämpfen.
Ich ließ es einfach zu.

Und so sank ich langsam zusammen mit Ally und einem Gefühl von Zufriedenheit in einen erholsamen Schlaf.

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Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt