𝟹𝟾 | 𝐴𝑙𝑙𝑦

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❧༺༻☙

„Hast du schon was Neues von Hagrid gehört?"
Remus' gedämpfte Stimme begleitete mich auf den letzten Metern zum Klassenraum für Zaubertränke.
Die Erinnerung an das Gespräch mit dem Wildhüter war noch so frisch wie Morgentau, der von Grashalmen abperlte. Ich nickte.
Als wäre dies ein Zeichen gewesen, auf das er gewartete hatte, beugte er sich näher zu mir und wir steckten die Köpfe zusammen.
„Er meinte, es hätte ihm einen schönen Schreck eingejagt, als er gestern in der Früh wach wurde und ein junges Mondkalb in seinem Garten gefunden hat", antwortete ich leise und unterdrückte ein belustigtes Grinsen.
„Er hat also keine Ahnung?", wollte Remus mit einem Schmunzeln wissen.
„Nein, absolut nicht. Aber das ist vermutlich auch besser so."

Ich dachte unwillkürlich an diese nervenaufreibenden Augenblicke zurück, sobald wir mit dem magischen Geschöpf im Schlepptau dem Verbotenen Wald den Rücken gekehrt hatten.
Es war, als hätte sich etwas von mir losgelöst - in dem Moment, in dem wir über die Grenze getreten waren. Etwas, das einem unsichtbaren Schleier glich, hatte die ganze Zeit über meine Sinne vernebelt.
Mit einem Mal war das Gefühl der Taubheit verflogen und ich konnte wieder klar sehen und denken.
Ich weiß noch genau, wie ich mich sogleich an Remus gewandt hatte und ihn mit meiner Planänderung überfallen hatte.

„Vielleicht schaffe ich es auch, es vor Hagrids Hütte abzulegen, damit er es gleich findet", war es aus mir herausgebrochen. „Dann müsste er nie erfahren, dass wir uns nachts an Orten aufhalten, an denen wir nicht sein sollten. Und wir würden zudem einem Vortrag über Verantwortung, Pflichtbewusstsein und Achtsamkeit entkommen!"
Alles Eigenschaften, die wir nämlich nicht besitzen.
Und so hatte ich das zierliche Tierwesen direkt vor seine Tür gesetzt, einmal kräftig gegen das robuste Holz geklopft, mich hastig hinter seiner Hütte versteckt und gewartet.
Erst als ich das schiefe Knarzen der Pforte und ein überraschtes Glucksen seinerseits vernommen hatte, war mir ein Stein vom Herzen gefallen und ich konnte unbekümmert von dannen ziehen.

Eine Stimmfarbe, die mir nicht vertrauter sein könnte, ließ mich aus meiner Erinnerung aufhorchen.
Severus.
Keinen Herzschlag später erschien er. Sein Anblick hatte mir noch nie einen so heftigen Stich versetzt.
Seit dem Treffen, das nicht stattgefunden hatte, ging er mir konsequent aus dem Weg. Er hatte kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt, mich keines Blickes mehr gewürdigt.
Alles, was ich von ihm wollte, war einfach nur gesehen zu werden. Vielleicht hatte er ja auch einen guten Grund gehabt, dem Astronomierturm fernzubleiben.
Aber ich würde vermutlich nie erfahren, was ihn dazu bewegt hatte. Für ihn war ich nur noch ein Geist.
Durchsichtig. Kaum nennenswert.

Er zog mit Lily an uns vorbei, auf dem Weg zu ausgerechnet dem Unterricht, der uns verbunden und zusammengeschweißt hatte.
Er war der Einzige, der meine Leidenschaft für Zaubertränke geteilt hatte. Aber die kommenden Momente, die irgendwann zu wertvollen Erinnerungen hätten werden können, musste ich nun gertrennt von ihm erleben.
Als er mich im Vorbeigehen beinahe streifte, wehte sein Duft zu mir herüber.
Er ist so nah und doch so unerreichbar.

Wieso warf er unsere einstige Verbundenheit, die über so viele Jahre angedauert und tiefe Wurzeln geschlagen hatte, einfach so weg? Das tat mehr weh als alle andere.
Soll er doch seine gesamte Freizeit mit Lily verbringen und ihr wegen jedem Schwachsinn hinterher rennen, das kümmert mich nicht. Aber warum muss er mich wie Luft behandeln?
Denkt er etwa, er kann sie damit beeindrucken? Oder habe ich etwas falsch gemacht?
„Ally...", hob Remus behutsam an, nachdem er die Situation eine Weile stumm beobachtet hatte. Er bemühte sich um einen neutralen Tonfall, aber die leise Spur des Mitleids konnte er aus seiner Stimme nicht fernhalten. „Wir sollten reingehen."
Ich sah schweigend zu, wie Severus mit Lily in unserem zugeteilten Raum verschwand. Dann nickte ich schwach.

Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt