𝟸𝟺 | 𝐴𝑙𝑙𝑦

166 20 193
                                    

❧༺༻☙

Das taufrische Limettengrün der zarten Blätter strahlte. Ihre feinen Adern wirkten so gebrechlich und unschuldig wie sie sich dem hellen Schein entgegen streckten.
Licht. Es stärkte sie, ließ sie daran wachsen. Sie ernährten sich davon. Von nichts als Luft und Licht.
Als hätte sie uns jemand geschickt, damit wir immer daran denken nie die Hoffnung zu verlieren.
Wie die Sterne, die auch in der dunkelsten Nacht ihr Leuchten nicht verlieren.

Ein sanfter Stupser, der eine feuchte Spur an meiner Hand hinterließ, lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Meine Träumereien verschwanden wie ein Schatten im Sonnenschein, als ich den schwarzen Knopfaugen begegnete, die mich neugierig beobachteten.
Auf seinen tapsigen Pfoten versuchte ein Niffler auf meinem Arm zu klettern. Seine Beine wackelten gefährlich, aber er schaffte es trotz des Verbandes an seiner vorderen Kralle sich zu halten und sein Gewicht richtig auszubalancieren.

Er und die anderen magischen Geschöpfe, die ich mittlerweile schon kennenlernen durfte, schafften es immer wieder mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auch — oder genau dann —, wenn mir eigentlich nicht danach zumute war. Momente der Schwäche.
Die Tierwesen erinnerten mich daran, nicht aufzugeben, so sehr es mich auch danach verzehrte. Sie waren meine Hoffnung, wenn die Sterne sich schlafen legten und ich sie nicht sehen konnte.

Der Niffler folgte meinem Blick zu einem jungen Bowtruckle, von dessen Haupt ich behutsam ein paar kleine Erdkrümel strich. Aufgeregt tippelte dieser von einem Bein aufs andere.
„So ist es besser." Ich bot ihm meine ausgestreckte Handfläche an. Mit einem zustimmenden Quieken wagte er den Schritt und machte es sich auf mir bequem.

„Heute ist sein großer Tag", erklärte ich dem Niffler, der von meiner Schulter aus interessiert den Bowtruckle musterte.
Er gab mir das Gefühl, er würde jedes meiner Worte verstehen und ihnen gebannt lauschen. „Wir bringen ihn endlich wieder dort hin, wo er hin gehört."
Mein pelziger Zuhörer legte den Kopf schief.
„Nein, du bist leider noch nicht so weit", antwortete ich auf seine unausgesprochene Frage. „Deine Pfote muss erst vollständig heilen."
Tröstend ließ ich meine Finger in sein flauschiges Fell versinken und kraulte seinen Nacken. „Aber du schaffst das auch."

„Du sprichst mit ihnen?"
Die vertraute Stimme von Remus Lupin drang an mein Ohr. Ich stand mit dem Rücken zu ihm, doch ich musste mich nicht umdrehen, um ihn mit einem amüsierten Lächeln in der Türe von Hagrids Hütte gelehnt vor mir sehen zu können.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte ich ohne aufzusehen. Der Niffler wirkte mit einem Mal unruhig.
„Es ist alles gut, er wird dir nichts tun", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er schien davon überhaupt nicht überzeugt zu sein. Angetan von unserem Überraschungsbesuch war er keineswegs.

„Hagrid hat mir gesagt, dass ich dich hier finden kann." Das nachgebende Knarzen des Holzbodens verriet mir, dass er langsam auf mich zu schlenderte.
„Warte!" Völlig auf den Vierbeiner fixiert hob ich warnend die Hand. Mit einer fließenden Bewegung setzte ich den Bowtruckle zurück auf die alte Rinde eines Baumstamms, der ihm die letzten Wochen als Zuhause diente, und schnippte mit den Fingern.
Im nächsten Moment hielt ich eine Galleone zwischen Daumen und Zeigefinger.

Die schwarzen Augen des Nifflers begannen augenblicklich zu leuchten. Sie überstiegen das Funkeln der goldenen Münze um ein weites.
Wie besessen von der funkelnden Kostbarkeit streckte er seine kurzen Arme danach aus.
„Hier, für dich." Ich hielt sie in seine Reichweite.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Glücklich fiepsend drückte er sie an sich, rutschte in meinen Arm und kuschelte sich ein.
Dann drehte ich mich schließlich zu Remus um.

Sectumsempra | S. SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt