Alternative Rauswurfmethoden

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Hallöchen zusammen!

Sooo... jetzt reicht es an Kapiteln für diese Woche, oder? ;)
Ab jetzt wird erst mal im Wochenrhythmus geupdatet... wir lesen uns also nächsten Dienstag wieder. Bis dahin wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen, machts gut und genießt die restliche Woche! <3

GlG

Ancarda

P.S.: Ich danke euch vielmals für die ersten Sternchen!! Freut mich riesig, dass die Geschichte bereits Leser gefunden hat! *-*


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Sina


Fröhlich vor mich hin summend setze ich Kaffee auf und schalte die Maschine ein. Es ist Freitag, kurz vor sieben. Ich kann wirklich kaum glauben, dass die Woche derart schnell vergangen ist. Und erst recht hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass man sich so sehr auf seine Arbeit freuen kann!
Naja, gut... um ganz ehrlich zu sein natürlich nicht direkt NUR auf die Arbeit, ein gewisser blonder Doktor spielt dabei wohl auch eine nicht unerhebliche Rolle.

Marco.

Ein Kribbeln durchfährt mich jedes Mal, wenn ich an seinen Namen auch nur denke. Schon am Morgen nach meinem zugegebenermaßen etwas wagemutigen „Akten-Angriff" hat er mir das „Du" angeboten...

„Guten Morgen! Schon wieder so früh bei der Arbeit?", begrüßt er mich lächelnd, kaum, dass er das Büro betreten hat.
„Guten Morgen Doktor Newgate! Ach, ich bin von Natur aus Frühaufsteher. Also warum nicht was Sinnvolles tun?", erwidere ich grinsend und reiche ihm eine volle Tasse Kaffee in demselben Becher wie gestern – dem zielsicheren Griff gestern nach zu urteilen vermutlich sein Lieblingsbecher. Und tatsächlich scheine ich recht zu haben, denn er bedacht mich mit einem halb amüsierten, halb nachdenklichen Blick, den ich nicht deuten kann, ehe er mir die Tasse dankend abnimmt. Kurz herrscht eine friedliche Stille zwischen uns, doch dann...
„Sollen wir außerhalb der Öffnungszeit auch zum ‚Du' wechseln?", bietet er mir plötzlich an. Ich verschlucke mich an dem schwarzen Gebräu, so unerwartet kommt das Angebot. Was mir ausnahmsweise aber sogar recht gelegen kommt, denn das kaschiert meine plötzliche Kurzatmigkeit. Kaum habe ich mich gefangen, strahle ich ihn vermutlich regelrecht an.
„Aber sicher doch, gern!", antworte ich fröhlich und halte ihm sofort meine Hand hin. „Ich bin Sina!"
„Marco", erwidert er schmunzelnd und ergreift sie. Gott, seine Hand fühlt sich so unglaublich warm und rau an... und kommt es mir nur so vor, oder dauert unser Händedruck ein kleines bisschen länger als nötig?

Ich kann gar nicht anders als zu lächeln, während ich daran denke. Ich bezweifle zwar ernsthaft, dass hinter diesem Angebot zum persönlicheren Umgang mehr steckt als simple Freundlichkeit, aber das stört mich kein bisschen. Denn es ist eine ehrliche Freundlichkeit, genau wie bei Shanks. Und allein das macht mich unheimlich glücklich... weil es für mich einfach nicht selbstverständlich ist und ich das wirklich, wirklich zu schätzen weiß.
Ob ich bereits eine ausgeprägte Schwärmerei für diesen Mann entwickelt hab, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
Seitdem ist aber der frühe Morgen zu „unserer" Zeit geworden, weil er fast ebenso früh in die Praxis kommt wie ich. Wir stehen in der kleinen Küche, trinken unseren Kaffee und machen etwas Smalltalk zwischen dem entspannten Schweigen, das oft zwischen uns herrscht. Ich bin kein Mensch, der zwanghaft mit anderen kommunizieren muss und genieße auch einfach gern die simple Anwesenheit von anderen. Besonders die von Marco, der mir in diesem Punkt ähnlich zu sein scheint.

Wie schon in den letzten Tagen lege ich seine Parientenakten griffbereit an den Tresen, zusammen mit dem heutigen Zeitplan und seinem obligatorischen, dampfenden Muntermacher. Nur Sekunden später erklingt das vertraute Schlüsselgeräusch und mein Herz beschleunigt automatisch.
„Guten Morgen!", rufe ich Marco schon gut gelaunt entgegen, bevor er überhaupt ganz im Gebäude ist. Ich höre ihn leise lachen.
„Irgendwann schaffe ich es auch mal vor dir hier zu sein, yoi?", erwidert er scherzhaft und betritt das Büro. Ich lache nur, weil ich das ernsthaft bezweifle.
„Keine Chance! Gegen meine chronische Schlaflosigkeit kommst du nicht an!", gebe ich zuversichtlich zurück, woraufhin er jedoch fragend eine Augenbraue hochzieht.
„Chronische Schlaflosigkeit? Seit wann leidest du denn daran?", fragt er ehrlich interessiert. Mir entgleisen kurz die Gesichtszüge. Ups, da war mein Mund eindeutig schneller als mein Kopf - und natürlich springt er als Arzt sofort drauf an.
„Ach... das... das ist wirklich kein Problem, ich weiß nicht wie lang das schon so ist, aber ich hab mich dran gewöhnt!", wiegle ich schnell ab, doch ich bemerke seinen kritischen Psychiater-Blick. Deshalb wechsle ich lieber schnell das Thema.

„Und? Schon Pläne fürs Wochenende?"
Ich kann ihm quasi an seiner Stirn ablesen, dass er gern weitergefragt hätte, doch dann seufzt er lediglich unzufrieden und lässt sich auf den Themenwechsel ein.
„Shanks und ich gehen heute Abend in unsere Stammkneipe und treffen uns mit ein paar Freunden, ansonsten gehe ich es ruhig an. Und du?" Ich zucke vage mit den Achseln.
„Auch recht ruhig. Morgen treffe ich mich mit meinem Nachbarn, er ist ein echt schräger Vogel und seine Freunde noch viel mehr. Aber sie sind cool drauf, nehmen mich immer mal wieder mit und zeigen mir die Stadt...", erzähle ich ihm und verziehe meinen Mund ein in eine leidvoll-amüsierte Grimmasse. „... nur leider nicht unbedingt die Ecken, die ich sehen will. Ich kann dir bestimmt schon fünfzehn Werkstätten zeigen, den Schrottplatz, sämtliche Elektroläden und Baumärkte sowie ein gutes Dutzend Bars und Discos. Aber keine einzige Bibliothek, kein gutes Restaurant und von anderen kulturell relevanten Orten will ich gar nicht erst anfangen. Aber sonst mach ich es mir wohl auch eher gemütlich!"

Während sich Marcos Gesicht zu Beginn meiner Erzählung ein wenig verfinstert, lacht er zum Schluss erheitert (und erleichtert?) auf. Diesmal bin ich es, die ihn fragend ansieht.
„Hey, was gibts da zu lachen?", will ich stirnrunzelnd wissen, doch er schüttelt nur leicht den Kopf.
„Gar nichts", gibt er nur grinsend zurück und trinkt seinen Kaffee aus. Man, er inhaliert ihn ja förmlich, meine Tasse ist noch halb voll. Wie schafft er das, ohne sich die Zunge zu verbrühen? Er stellt seine leere Lieblingstasse in die Spülmaschine und sieht mich dann nachdenklich an.
„Wenn du sonst wirklich nichts vorhast, könnte ich dir nach Feierabend zumindest mal die Bibliothek zeigen. Was hältst du davon?"
Mir nach Feierabend die Bibliothek zeigen?! Echt?? Mein Herz macht einen dreifachen Überschlag und ich kann nicht anders, als ihn anzustrahlen wie ein Kind den Weihnachtsmann.
„Wirklich? Hast du dafür echt Zeit? Oh man, das wäre ja der Wahnsinn, vielen Dank!", rufe ich voller Begeisterung. Nicht nur, dass ich völlig unerwartet ein wenig mehr Zeit PRIVAT mit ihm verbringen darf, ich kann mich auch endlich wieder mit Lesestoff eindecken. Halleluja! Meine Nächte sind gerettet!

Marco freut sich sichtlich darüber, dass sein Angebot mich derart glücklich zu machen scheint. Er lächelt wieder dieses schöne, warme Lächeln, das mir zuverlässig die Knie weich werden lässt.
„Gut. Ich will nur nicht unbedingt in Arbeitsklamotten gehen, darum würde ich vorschlagen, wir treffen uns um vier Uhr wieder hier vor der Praxis, die Bibliothek ist zu Fuß erreichbar. Einverstanden?"
„Na klar!" Als ob es mich nicht brennend interessiert, wie Marco mit normalem Outfit aussieht - die weiße Hose und das blaue Polohemd stehen ihm ja schon ausgesprochen gut. Was er wohl in „zivil" trägt?
„Gut, also abgemacht. Dann geh ich jetzt mal an die Arbeit. Danke für den Kaffee, yoi?"
Ich deute grinsend eine Verbeugung an, was er mit einem amüsierten Schnauben quittiert und mit seinen Unterlagen das Büro verlässt. Und mich grenzdebil lächelnd zurücklässt. Zum ersten Mal kann ich den Feierabend kaum erwarten... was für ein Glück, dass Freitags nur bis zwei Uhr geöffnet ist!

******

Zu meiner Erleichterung vergeht der Tag tatsächlich wie im Flug. Es ist viel los und das Telefon klingelt im Minutentakt. Ehe ich mich versehe, ist es kurz vor zwei. Doch zu meinem Leidwesen schneit kurz vor Schluss noch ein ziemlich penetranter Vertreter für homöopathische ‚Arzneimittel' unangekündigt herein, der sich partout nicht abwimmeln lässt.
„Hören Sie zu, Sir - weder Dr. Newgate noch Dr. La Roux haben Verwendung für ihre Produkte! Also würde ich Sie nun höflichst bitten, die Praxis...", beginne ich zum gefühlt siebenundachtzigsten Mal von neuem, doch der hochgewachsene, androgyne Typ mit der randlosen Brille und den langen Haaren überhört mich einfach.
„Nichts für ungut junge Dame, aber diese Sache will ich lieber mit Ihren Vorgesetzten besprechen!", fährt er mir dreist über den Mund und streicht seine Haare zurück. „Nicht jeder versteht die besondere Wirkweise der Homöopathie und deren enorme Bereicherung in der medikamentösen Behandlung! Gerade im Fachgebiet dieser Praxis bieten unsere Produkte wertvolle, vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten als begleitende therapeutische Maßnahme!"

Ich unterdrücke den Drang, meinen Kopf (oder aber auch seinen) gegen den Tresen zu donnern, und versuche es mit Engelsgeduld erneut.
„Nein, ich verstehe durchaus was Sie sagen wollen, doch bitte verstehen Sie jetzt auch MEINE Worte: Meine Vorgesetzten haben keine Verwendung dafür – ich kenne ihre Ansichten dazu, und die sind absolut unmissver..."
„...und ich sagte, ich möchte mit jemandem sprechen, der die nötige Fachkompetenz besitzt, um darüber urteilen zu können! Was bei Ihnen offensichtlich nicht der Fall ist", setzt der Typ allerdings gleich nochmal eins obendrauf und lächelt arrogant.
Okay, JETZT bin ich aber echt sauer. Mit zornfunkelnden Augen öffne ich den Mund, um den saudummen Lackaffen hier endgültig hochkant rauszuwerfen, doch...

„Es tut uns furchtbar leid, aber unser Wald- und Wiesenschamane ist leider nicht mehr im Haus!"
Shanks gesellt sich unvermittelt zu uns, dicht gefolgt von Marco, der grade seinen letzten Patienten zur Tür begleitet und dem Vertreter dabei einen wahrhaft eisigen Blick zuwirft. Ich atme angestrengt aus.
„Ich hab diesem freundlichen Herren mehrmals gesagt, dass ihr kein Interesse habt und er gehen soll, aber er wollte nicht hören!", zische ich genervt. Es ärgert mich zugegebenermaßen wirklich sehr, ihn nicht rechtzeitig losgeworden zu sein. An meiner Durchsetzungskraft muss ich dringend arbeiten!
Der Angesprochene, der auf Shanks' Aussage zunächst verwirrt reagiert hatte, erlangt nun sein gewinnendes Lächeln zurück und streckt Shanks seine Hand hin.

„Ken Fineman von der...", will er loslegen, doch Shanks unterbricht ihn.
„Spars dir, ich sagte bereits, dass unser Schamane bedauerlicherweise nicht mehr zugegen ist. Weißt du, sein Chakraheiler hat seine Aura versehentlich ins Ungleichgewicht gebracht; und als er mit nem befreundeten Voodoopriester bei einem Geistreinigungsritual zu nah an den Klippen getanzt hat... naja, sagen wir, sein Geist wurde maximal befreit!", erklärt der Rothaarige todernst.
„Ja, wir haben ihn natürlich umgehend mit Rescue-Tropfen und Notfall-Genickbruch-Globuli behandelt und versucht, seine inneren Blockaden via Handauflegung zu beheben, aber es hat leider nichts mehr gebracht. Deshalb wirst du hier leider niemanden mehr mit der ‚nötigen Fachkompetenz' finden, um die Wirkweise des magisch verschüttelten, wasserinformierten Zauberzuckers zu verstehen, yoi?", ergänzt Marco genauso trocken. Er baut sich mit verschränkten Armen vor dem Wichtigtuer auf. „Von daher solltest du dich jetzt schleunigst vom Acker machen! Und wenn du dich nochmal erdreistest, die Kompetenz unserer Mitarbeiterin anzuzweifeln...", droht er dem völlig überforderten, fassungslosen Vertreter plötzlich finster.
„...dann zeigen wir dir die durchschlagende Wirkung echter Medizin! Und zwar rektal und unverdünnt angewendet!", beendet Shanks Marcos Satz mit einem derart bedrohlichen Lächeln, dass es sogar mir kalt den Rücken runterläuft.

Der vorher so wortgewandte, überhebliche Hipster starrt nun kreidebleich die beiden Ärzte an, als stünde er vor Freddy und Jason persönlich - und flüchtet ohne ein weiteres Wort so schnell aus der Praxis, dass er beinahe Bremsspuren in der Hose hinterlassen hätte.
Und Himmel, diesmal bin ich es, die auf einmal lauthals Tränen lacht. Meine Rippen knacksen schon unheilvoll, aber der Ausdruck dieses Hornochsen, gepaart mit der bierernsten und staubtrockenen Rede der beiden Ärzte... hallo Kopfkino, ich kann nicht mehr!
„Das... kkkrrr... war... pffff... einfach... hihihi... legendär!", japse ich und lache gleich darauf hilflos weiter. Shanks und Marco grinsen breit und geben sich tatsächlich triumphierend eine Ghettofaust, während letzterer mir netterweise ein Taschentuch reicht. Dankbar wische ich mir über die Augen und versuche, wieder zu Atem zu kommen.

Der Rothaarige feixt hämisch.
„Danke, Kleine! Diese Spinner haben wir gefressen. Alle Vertreter sind Bluthunde, aber wenn sie einem auch noch modernen Hokuspokus andrehen wollen, sprengt das echt den Rahmen!"
„...oder unsere Mitarbeiter beleidigen", fügt Marco hinzu. Er sieht schon wieder ziemlich finster drein, während er sich seine Jacke anzieht. Shanks wirft ihm einen spitzbübischen Blick zu, verkneift sich aber jeden Kommentar und schaltet die Lichter aus.
Draußen ist es überraschend warm, gelegentlich kommt sogar die Sonne durch die Wolken. Shanks verabschiedet sich mit einem „Bis nachher in der Bar Marco! Schönes Wochenende, Sina!" und braust mit seinem roten Flitzer davon. Marco findet sein Lächeln wieder, als er zu seinem Auto geht.
„Dann bis später!"
„Ja, bis gleich!"

Und ich freue mich wirklich drauf.



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