Einen wunderschönen guten Mittag ihr Lieben!!
Ich hoffe, ihr seid alle wohlauf, gesund und fit für die Feiertage? Alle Geschenke fertig verpackt, das Festessen geplant? Die lockeren Hosen fürs After-Fressen griffbereit? Christbaum gekauft und geschmückt? :D
Also hier steht immerhin der Baum schon... der Rest... joa. Das wird schon noch, ich bin mir ganz sicher. Hab ich schon mal erwähnt, dass ich KEIN Organisationstalent bin? xD
Egal... ich wünsche euch auf jeden Fall von ganzem Herzen ein frohes Weihnachtsfest, lasst es euch gut gehen und genießt die Tage! <33 Und jetzt natürlich erst mal ganz viel Spaß beim Weiterlesen dieses vorerst (!) letzten Kapitels, mehr sind aktuell nämlich noch nicht fertig. Ich hoffe, ihr könnt es trotzdem genießen!
GlG
Ancarda
P.S.: Vielleicht hab ich noch ein kleines, aber feines OneShot-Weihnachtsgeschenk für euch... zumindest für alle Fans von BL/yaoi und zwei ganz bestimmten Kommandanten der Whitebeardpiraten. Guckt doch einfach morgen nochmal auf meine Seite. ;D *läuft vorfreudig kichernd im Wichtelkostüm davon*
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~Sina~
Hey Süße! Wenns klingelt, mach bitte einfach auf, ja? Und ruf mich morgen an!
Fragend betrachte ich Marcos rätselhafte Nachricht. Wer sollte denn um diese Uhrzeit noch klingeln? Es ist halb zehn und ich steh hier schon in meinem grünen Nachtshirt! Doch schon wenige Sekunden später klingelt es tatsächlich.
Na super!
Schnell drücke ich den Summer und haste dann zu meinem Kleiderschrank, um mir wenigstens noch meine graue Jogginghose anzuziehen, ehe ich barfuß zur Tür tappe und mir im Gehen noch schnell durch die Haare streiche. Wenn es sich nicht um Marco handelt, mag ich abendliche Überraschungsbesuche eigentlich nicht besonders.
Flink entriegle ich meine Tür und reiße sie auf. Im Halbdunklen des Flurs steht ein mir unbekannter, schlanker Mann, etwas kleiner als Marco, dessen Gesicht ich kaum erkennen kann. Wer ist das denn jetzt?
„Entschuldigung fürs Warten, ich musste mir nur kurz...", setze ich an, doch in derselben Sekunde tritt er einen kleinen Schritt näher ans Licht - und mein Herz bleibt einen Moment lang einfach stehen.
Das kann doch jetzt nicht...
Aber...
Aber das...
Mein Gesicht verliert jedes bisschen Farbe.
„S-Sabo...?", stoße ich kaum hörbar hervor und kann es schlichtweg nicht fassen. Mein Hirn weigert sich, es zu begreifen.
Er kann nicht hier sein!
Das ist ein Traum, oder?
Ein verdammter Traum!!
Doch statt zu verschwinden oder sich in Rauch aufzulösen kommt er noch einen kleinen Schritt näher. Er sieht genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung habe: ein sehr hübscher, eleganter, stattlicher junger Mann - nur die Brandnarbe in seinem Gesicht kenne ich nicht. Als ich ihn zuletzt gesehen hab, ist da nur ein Verband gewesen. In den Händen dreht er nervös seinen Zylinder, wie er es früher schon oft getan hat. Diese Geste ist so vertraut, dass es wehtut.
„Ja... darf ich... reinkommen?", fragt er zögerlich und mit belegter Stimme, und räuspert sich unsicher. Wie betäubt nicke ich und trete zur Seite, damit er vorbeikann, ehe ich mechanisch die Tür hinter ihm schließe. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass er wirklich da ist. Wie kommt er hier her? Wie hat er mich gefunden? Was hat Marco mit ihm zu tun?! Und... weshalb ist er überhaupt hier? Tausend Szenarien schießen mir durch mein völlig überlastetes Hirn, das sich anfühlt, als würde es gleich samt dem Rest von mir kollabieren.
In schier unerträglichem Schweigen stehen wir uns gegenüber, ehe er seufzt und sich mit fast schon gequältem Gesichtsausdruck durchs Haar streicht.
„Sienna... es tut mir leid! Es tut mir so leid, dass ich damals einfach gegangen bin! Ich... hätte dich niemals allein lassen sollen...", stößt er auf einmal hastig hervor und lässt mich erstarren.
ER entschuldigt sich bei MIR?! Was zum Teufel soll das, ist er verrückt geworden? Erinnert er sich nicht mehr daran, dass ICH diejenige gewesen bin, die ihn eiskalt davongejagt hat??
Tränen schießen mir in die Augen und laufen auf der Stelle über.
„Was redest du denn da?!", rufe ich fast schon hysterisch und lasse ihn dadurch zusammenzucken. Betroffen sieht er mich an, doch ich schluchze unterdrückt und balle verzweifelt die Fäuste. Das ist einfach alles zu viel für mich. „Für was zum Henker entschuldigst DU dich? I-ich hab dich doch w-weggejagt... und so f-furchtbare Dinge zu dir gesagt! Du m-müsstest mich hassen!! Und du h-hättest jedes Recht dazu! ICH hab doch DIR w-wehgetan, obwohl es m-mir... das Herz gebrochen hat... a-aber ich musste es tun... e-es ging nicht anders..." schluchze ich erstickt - und schnappe gleich darauf erschrocken nach Luft, als er mit einem einzigen, langen Schritt die Distanz zwischen uns überbrückt und mich fast schon brutal in seine Arme zieht.
Sabo hält mich so fest, dass ich kaum Luft bekomme und drückt brüchig schnaufend sein Gesicht in mein Haar.
„Das weiß ich doch... das wusste ich immer, Sia!! Ich... ich könnte dich doch nie deswegen hassen! Verdammt, ich hab dich wochenlang gesucht und bin fast wahnsinnig geworden, weil du einfach von der Bildfläche verschwunden bist", erwidert er gepresst und hält mich noch fester.
Er wusste es?! Aber... wie? Woher?? Und... wieso hat er mich gesucht?!?!
Diese Aussage bringt das Fass zum Überlaufen. Ich fühle, wie ich einfach zusammenbreche. Haltsuchend klammere ich mich an ihn und weine, laut und heftig. All der Schmerz, all der Kummer und die Schuld der letzten Jahre fließen aus mir heraus und in seinen schwarzen Mantel hinein, den er noch nicht einmal abgelegt hat. Er atmet zittrig durch und hält mich einfach weiter fest, während ich spüre, wie seine Tränen in meine Haare tropfen.
^*^*^*^*^*^*
„Woher hast du es gewusst?", frage ich ihn leise eine halbe Stunde später erneut. Wir sitzen - nachdem wir uns beide etwas beruhigt haben - mit einer Tasse Tee in der Hand eng nebeneinander auf meiner Couch. Schuhe, Zylinder und Mantel hat er inzwischen auch endlich ausgezogen.
Sabo schnaubt kurz und sieht mich mit einem schmerzlichen Lächeln an.
„Woher ich wusste, dass meine sanftmütige, kleine Schwester, die mich mein Leben lang immer bedingungslos geliebt und bis dahin noch nicht einmal ein ernstzunehmendes Schimpfwort zu mir gesagt hat, nicht plötzlich homophob ist und verächtlich auf mich herabsieht?" Langsam schüttelt er den Kopf, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. „Es war mir völlig klar, dass das nicht deine Worte waren. Außerdem war dein Pokerface schon immer lausig, Sia... ich hab doch ganz genau gesehen, wie sehr du gelitten hast, als du all das gesagt hast... dein Schmerz dabei war um Welten schlimmer für mich als der Blödsinn, den du da von dir gegeben hast..."
Unwillkürlich sehe ich betreten zu Boden. Ich schäme mich trotzdem dafür, egal ob er es geglaubt hat oder nicht.
„Aber du bist trotzdem gegangen... ich war fest davon überzeugt, dass du mich jetzt hasst. Du hast mich mit diesem furchtbar erschütterten Blick angesehen...", flüstere ich und wärme meine von all der Aufregung eiskalten Finger an der Teetasse. Sabo seufzt schwer.
„Ja, und das tut mir wirklich, wirklich leid. Aber ich wusste, dass man dich schwer unter Druck gesetzt haben musste, damit du es überhaupt schaffst, mich derart zu beschimpfen. Es muss etwas wirklich Schreckliches gewesen sein. Mit was haben sie dir gedroht, Sia? Meinem Tod?", will er grimmig wissen und ich zucke ertappt zusammen.
„So in der Art, ja... es hieß... dass dir solche Unfälle wieder passieren würden... und dass ich dich nur retten könne, indem ich dich dazu bringe, zu verschwinden und dann den Ruf unserer Familie wiederherstelle...", antworte ich zögerlich. Neben mir presst Sabo so fest seine Kiefer aufeinander, dass es knirscht.
„Wusste ich es doch... elende Bastarde!", flucht er finster und fährt sich aufgewühlt durchs Haar. Unwillkürlich muss ich lächeln, auch diese Geste hab ich schon so oft gesehen... und so vermisst. Er bemerkt es und sein Ausdruck wird weicher. Sanft greift er nach meiner Hand und hält sie fest. Ich drücke sie dankbar; noch immer kann ich kaum glauben, dass er wirklich hier ist... und mich genauso liebevoll ansieht wie früher.
„Ich hab dich so vermisst, Sabo!", hauche ich und schon wieder steigen Tränen auf. Mühsam blinzle ich sie weg. Er lächelt - und streicht nach kurzem Zögern mit dem Finger einmal von meiner Stirn bis zur Nasenspitze, die er neckend anstupst. Wie früher, wenn er mich aufmuntern oder ärgern wollte... und genau wie damals versuche ich sofort, seinen Finger zu packen, doch er ist noch immer schneller als ich und zieht ihn mit einem so glücklichen, befreiten Grinsen weg, dass ich schon wieder heulen könnte.
„Du hast mir auch unglaublich gefehlt, Sia... Gott, ich war wirklich halb wahnsinnig vor Sorge, als du so plötzlich von der Bildfläche verschwunden warst! Drei Mal bin ich nach England geflogen und einmal auch nach München und hab versucht, unauffällig Hinweise auf deinen Verbleib zu finden. Zuletzt bin ich sogar bei unseren Eltern eingebrochen...", gesteht er mir und kratzt sich verlegen am Kopf. Entsetzt sehe ich ihn an.
„Du bist eingebrochen?! Himmel, Sabo... das hätte ins Auge gehen können! Es hat dich aber niemand bemerkt und du hast keine Spuren hinterlassen, oder?"
Erneut fängt er an zu grinsen, doch diesmal ist es ein ganz anderes; es ist jenes rebellische, überhebliche Grinsen, das ich aus unserer Kinderzeit kenne und von dem ich weiß, dass es Blödsinn bedeutet.
„Bemerkt hat mich niemand, und verwertbare Spuren gab es auch keine!", beteuert er mir betont unschuldig, doch darauf falle ich garantiert nicht rein. Darum sehe ich ihn auch weiterhin ausgesprochen misstrauisch an.
„Verwertbar... aha. Raus mit der Sprache, was hast du angestellt? Hast du Chaos angerichtet? Oder eine fiese Nachricht hinterlassen?"
Er hüstelt diskret und lehnt sich nach hinten.
„Naja... ‚hinterlassen' hab ich wohl wirklich was...", antwortet er gedehnt und ich reiße unwillkürlich meine Augen auf, als der Groschen bei seiner merkwürdigen Betonung des Wortes fällt.
„Was meinst du mit...? Du... du hast... du hast doch nicht etwa...", stammle ich so fassungslos, dass er verhalten kichert.
„Ich hab Vaters teuerste Whiskeyflaschen zur Hälfte in Mutters geliebte, hochsensible Zierpflanzen gekippt, anschließend reingepinkelt und sie zurück ins Regal gestellt. Sie werden das spezielle Aroma lieben!"
Ich blinzle ungläubig.
Einmal.
Zweimal.
Und dann breche ich unvermittelt in so heftiges Gelächter aus, dass meine Rippen knacksen und mir erneut die Tränen kommen. Sabo stimmt mit ein, und gemeinsam genießen wir ziemlich gehässig die Vorstellung der Ereignisse.
„Oh Gott, Sabo... ich wünschte, wir könnten ihre Gesichter sehen, wenn sie... wenn sie... deine Spezialmischung trinken!", kichere ich schadenfroh und wische mir über die Augen.
„...oder wenn Mutters heilige Gewächse plötzlich reihenweise eingehen!", feixt Sabo hämisch und sorgt damit für einen neuerlichen Lachanfall bei mir.
Er jedoch wird wieder ruhiger und sieht mich versonnen lächelnd an. Ich weiß auch ganz genau, warum.
„Jetzt ist es wie früher. Du stellst was an und bringst mich damit zum Lachen", seufze ich glücklich. Er legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich fest an sich.
„Genau... das war doch der Hauptgrund, warum ichs gemacht hab. Du hast viel zu selten gelacht... ich... ich hatte Angst, dass es irgendwann ganz verstummt", gesteht er mir plötzlich leise und atmet tief durch. Mir schnürt es die Kehle zu, ich muss mich räuspern, um meine Stimme wieder zu finden - weil er damit leider recht gehabt hat.
„Ohne dich wäre es das... ich war nie so stark wie du. Das hab ich all die Jahre immer so sehr an dir bewundert! Trotz all der Lieblosigkeit, der Kälte und... der Trostlosigkeit bist du immer du selbst geblieben und für dich eingestanden... du warst mein Vorbild", antworte ich flüsternd und knülle fahrig den Saum meines Nachtshirts zusammen.
Sabo atmet geräuschvoll aus.
„Das stimmt nicht... du bist auch stark, schließlich hast du es ja selbst da rausgeschafft! Ohne mich..." Der unterdrückte Zorn über sich selbst bei seinen letzten Worten ist beinahe greifbar, weshalb ich ihm einen mahnenden Rempler in die Seite verpasse. Er schnaubt. „Wie hast du das eigentlich gemacht? Nicht nur die Familie verlassen, sondern gleich so zu verschwinden, sodass selbst ich dich nicht finden konnte?", fragt er und rückt wieder ein Stück von mir ab, um mich aufmerksam anzusehen.
Mir entfährt ein Seufzen. Eigentlich will ich nicht wirklich über diese Zeit reden.
„Naja... als du weg warst... wurde es unerträglich dort. So schlimm, dass mir klar wurde, dass... ich hier auf gar keinen Fall bleiben kann! Ich hab lange überlegt, wie ich es anstellen könnte. Ich wusste, die würden mich nie einfach so gehen lassen wie dich... und das Selbstbewusstsein, einfach wegzulaufen, hatte ich auch nicht. Mir war klar, dass ich Zeit und Abstand brauche, um meine endgültige Flucht zu planen... also hab ich unsere Eltern unauffällig davon überzeugt, mich ins Ausland studieren zu schicken damit ich eine bessere Partie bin...", beginne ich stockend, doch Sabos Augen verfinstern sich prompt und er knackt vernehmlich mit den Knöcheln.
„Partie? Ach verdammt, hat sich dieser arrogante Lackaffe Black wieder an dich rangeschmissen?", fällt er mir grimmig ins Wort. Schon damals hat er ihn nicht leiden können und mich oft davor bewahrt, mit ihm sprechen zu müssen.
Aus gutem Grund.
In mir krampft sich alles zusammen bei dem Gedanken an diesen... Mann.
„Ich... war... sie... sie...", stammle ich und reiße mich dann mühsam zusammen. Es Sabo zu erzählen ist etwas anderes als bei Marco - denn Sabo kennt die Beteiligten und weiß, wovon ich spreche. „Ich... ja. Das war der Preis dafür, dass... sie dich haben gehen lassen. Ich... wurde mit ihm verlobt, um unseren Namen reinzuwaschen...", stoße ich angewidert hervor.
Sabo entfährt ein wildes Knurren, als es ihn jäh auf die Beine katapultiert; seine Augen sprühen vor Wut.
„VERLOBT?! Mit diesem Scheißkerl?? Aber... aber... das hätte ich doch lesen müssen! Ich hab jedes einzelne verdammte Klatschblatt genauestens im Auge behalten. Das hätte doch große Wellen schlagen müssen, aber ich hab nichts davon mitbekommen! Wie zum Teufel kann das sein?! Ich hätte dich doch SOFORT da rausgeholt, wenn ich das gewusst hätte!!" Aufgebracht tigert er in meiner kleinen Wohnung hin und her, um sich abzureagieren. Ich seufze tonlos. Während ihn der Gedanke an den Scheißkerl zum Kochen bringt, raubt er mir schlichtweg die Kraft.
„Es war noch inoffiziell. Black wollte warten, bis sich die Wogen wegen dir geglättet haben... aber dann war natürlich eine große Verlobungszeremonie geplant, mit reichlich Presse und namenhaften Gästen...", murmle ich schaudernd. Sabo grollt etwas Unwirsches und fährt sich erneut durchs Haar.
„Na gut... wenn es noch inoffiziell war, wars ja noch nicht so schlimm... aber trotzdem. ARSCHLOCH. Er hat die Gunst der Stunde zu seinem Vorteil genutzt. GOTTVERDAMMT wie ich dieses intrigante Pack gehasst hab!", flucht er obszön und atmet gleich darauf mehrmals tief durch, um sich zu sammeln. „Tut mir leid... ich hab dich vorhin unterbrochen. Wie gings weiter?"
Bemüht beherrscht setzt er sich wieder neben mich, wo ich beruhigend seine Hand nehme. Ich versteh ihn wirklich; was in mir Angst und Ohnmacht auslöst, verursacht Wut und Hass bei ihm.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich versteh dich doch. Viel mehr zu erzählen gibt es auch gar nicht mehr... in München hab ich eine sehr nette Psychologin kennengelernt, die mir unglaublich geholfen hat. Zum Schein hab ich studiert, aber insgeheim hab ich medizinische Fachangestellte bei ihr gelernt und dort auch gleichzeitig eine Therapie gemacht. Sie hatte außerdem gute Beziehungen zu den richtigen Stellen, sodass ich mit ihrer Hilfe meine Flucht vorbereiten konnte... ich hab mir heimlich eine Wohnung hier gesucht, meinen Namen geändert und die erforderlichen Dokumente ausgefüllt. Als alles vorbereitet war, bin ich ein letztes Mal nach England geflogen..." Ich lächle ihn schief an. „Dieses eine Mal in meinem Leben hab ICH unsere sogenannte Familie schockiert, als ich in ihre Dinnerparty geplatzt bin, ihnen die notariell beglaubigen Unterlagen zum Verzicht meines Titels und meines Erbes auf den Tisch gepfeffert und ihnen Lebwohl gesagt habe... und dass ich von jetzt bis in alle Ewigkeit keinerlei Kontakt mehr mit ihnen wünsche. Und dann hab ich noch meinen Verlobungsring in eine Champagnerflasche geworfen... und sie Stelly über den Kopf gekippt!"
Nicht ohne Stolz sehe ich Sabo an, der nun seinerseits maßlos verblüfft dreinsieht, ehe er mich mit einem leisen Lachen an sich zieht.
„Donnerwetter... ich bin ehrlich beeindruckt, Schwesterherz! Das hat die kleine Ratte sowas von verdient. Wie haben unsere feinen Eltern denn reagiert?", will er hämisch wissen und sieht mich mit vor Stolz glänzenden Augen an. Schnaubend trinke ich meinen Tee aus.
„Was denkst du? Mutter hat hyperventiliert und Vater war dunkelrot vor Zorn, während er mich prophezeit hat, dass ich es ohne ihr Geld sowieso nicht schaffen würde und das letzte Wort hier noch nicht gesprochen wäre... Ich würde schon sehen, was ich davon habe, all meine Privilegien und ihre Bemühungen mit Füßen zu treten, ganz zu schweigen von der Schande, die ich über sie gebracht hätte. Pah... die einzige Schande waren die beiden als Eltern...", zische ich aufgebracht. Und dabei ist „Schande" geradezu peinlich harmlos ausgedrückt. Wie sehr ihr Versagen mich noch immer beeinflusst, habe ich ja gestern erst bei dem Gespräch mit Marcos Vater spüren müssen. Ob ich das jemals hinter mir lassen können werde?
Sabo seufzt.
„Wem sagst du das...", murmelt er, den Blick in die Ferne gerichtet. Mitfühlend drücke ich mich an ihn.
„Wie ist es dir ergangen? Und... der Unfall... sei ehrlich: wie kam es dazu? War es wirklich ein Unfall?" Diese Frage quält mich seit Jahren, dementsprechend furchtsam sehe ich ihn an. Haben sie seinen Unfall geschickt ausgenutzt, um mir zu drohen oder... ist unser früheres Umfeld tatsächlich zu etwas Schlimmerem fähig? Mein Bruder wendet sich mir zu, sein Gesicht ist ernst und bitter, während er sich mit den Fingern über seine Brandnarbe fährt.
„Es war kein Unfall, es war eine Autobombe", antwortet er leise und bestätigt damit meine allerschlimmsten Befürchtungen. Kreidebleich starre ich ihn an und kann es nicht fassen.
„Oh mein Gott... ich... die ganze Zeit hab ich gehofft...", flüstere ich entsetzt, woraufhin er seinen Arm um mich legt und beruhigend über meine Schulter streicht.
„Ich weiß, ich wünschte selbst, es wäre anders. Was meinst du, warum ich solche Angst um dich hatte?" Hart atmet er aus. „Allerdings sollte mich die Bombe wohl nicht töten... sie wurde durch den Öffnungsmechanismus an meinem Schlüssel ausgelöst und nicht durch das Starten oder etwas anderes, bei dem ich IM Auto gesessen hätte. UND ich bin mir auch nicht zu hundert Prozent sicher, ob wirklich unsere Eltern dahinterstecken... So ungern ich sie in Schutz nehme, aber ich weiß, dass zumindest unsere Mutter mehrmals im Krankenhaus angerufen und sich nach meinem Zustand erkundigt hat. Und unser Erzeuger hat ziemlich wütend mit der Kriminalpolizei telefoniert, als sie keinen Täter ermitteln konnten... und viel Geld bezahlt, dass nichts davon an die Presse gerät. Ehrlich gesagt hab ich da eher unseren feinen Adoptivbruder in Verdacht...", knurrt er verächtlich und bringt mich damit zum Nachdenken.
Stelly? Hm... möglich wäre es, Skrupel hätte dieser arrogante, selbstverliebte Schnösel sicherlich keine. Ich frage mich nur, was er davon gehabt hätte, wenn Sabo verletzt ist. Dass er endlich seinen Titel und damit seinen Platz als Erstgeborener und Erbe aufgibt? Vorstellbar, aber... das hätte er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit seiner konsequenten Schleimerei und seinem tadellosen Ansehen in der Öffentlichkeit erreichen können. Unser Erzeuger hätte Sabo wohl früher oder später ohnehin enterbt oder die Erbfolge verändert, und das völlig ohne Risiko für ihn selbst. Andererseits hat Stelly Sabo schon immer gehasst und ihm gegenüber von Anfang an eine große Feindseligkeit und Rivalität an den Tag gelegt. Reicht das als...
Doch plötzlich wird mir kalt, als eine Erinnerung sich in meine Gedanken drängt.
„So eine reine Schönheit... so unschuldig... so vollkommen... ach, Sienna, weißt du, wie lange ich hierauf gewartet habe?"

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Trust in Me
FanfictionReallife - Nach einer katastrophalen Beziehung hat Marco das Interesse am weiblichen Geschlecht verloren. Zumindest, bis er nach seinem Urlaub eine neue Arzthelferin in seiner Praxis vorfindet. Sofort weckt der kupferhaarige Wirbelwind sein Interess...