Marco
„Was soll das heißen? Wollt ihr mich verscheißern?", grollt Shanks etwas mürrisch. Doch Sina schenkt ihm ein verschmitztes Lächeln.
„Kein bisschen! Erinnerst du dich nicht? Ich sagte doch letzte Woche schon, dass du früher aufstehen musst um Marco und mich knutschen zu sehen!"
Mit Sina dicht an meine Brust geschmiegt beobachte ich meinen vollkommen perplexen Freund und Kollegen ganz genau. Ich kann es in seinem Kopf buchstäblich rattern hören; es dauert tatsächlich einen Moment, bis die unerwartete Information oben ankommt, dass wir ihn keineswegs verscheißern... sondern tatsächlich ein Paar sind.
Und als ihm diese Tatsache dann endlich so richtig bewusstwird, entgleisen Shanks Gesichtszüge völlig.
Seine Augen weiten sich, sogar sein Mund klappt auf. Total fassungslos starrt er meine Arme an, mit denen ich Sinas Bauch umschlungen halte. Dann bohrt sich sein ungläubiger, fragender Blick regelrecht in meinen. Und ich... ich lasse mein mühsam aufrechterhaltenes Pokerface endgültig fallen und lächle ihn unendlich stolz und glücklich an.
Für einen kurzen Augenblick ist es still, dann stößt Ace eine Art Indianergeheul aus und fällt mir und Sina gleichzeitig um den Hals.
„Verdammt, Bruder!! Ich glaubs nicht, du hast endlich wieder jemanden gefunden! Argh, scheiße ist das schön!", jubelt er in einer Lautstärke, die die komplette Bar irritiert verstummen lässt.
Typisch mein Hitzkopf! Doch zur Abwechslung stört es mich überhaupt nicht, meinetwegen darf wirklich jeder von meinem Glück wissen.
Auch Ben lacht nun laut auf, streckt sich an Shanks vorbei und klopft mir kräftig auf die Schulter. Seine Augen blitzen vor Freude, als er mich und Sina betrachtet.
„Wurde wirklich Zeit, mein Freund! Ich freu mich für euch!" Ich schenke auch ihm ein breites Lächeln und schließe meine Arme fester um Sina. Rayleigh kommt mit verdächtig glänzenden Augen sogar extra um den Tresen herum um uns beide fest in die Arme zu schließen.
„Gott, Junge... das wurde aber auch allerhöchste Zeit für dich! Ich hatte mir wirklich schon Sorgen gemacht!" Er lässt mich heftig blinzelnd los und lächelt dann Sina an. „Pass mir gut auf sein Herz auf, ja?"
Sie nickt, sichtlich gerührt von den liebevollen Reaktionen um sie herum.
„Natürlich... rund um die Uhr!", erwidert sie nur halb im Scherz und wirft mir einen verschmitzten Blick zu. Ich kann nicht anders und hauche ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen - schließlich hab ich mich lange genug beherrschen müssen.
Als ich wieder aufsehe, trifft mich Shanks Blick erneut - und mir wird warm ums Herz. Er sieht mich mit so viel aufrichtiger Freude und Stolz an, dass ich schlucken muss. Im nächsten Moment ist er bei uns und reißt uns buchstäblich an sich. Sina ächzt, legt aber trotzdem ihren freien Arm um ihn.
„Scheiße, Marco... ich bin verdammt froh. So verdammt froh, ehrlich!", murmelt er brüchig. Ich kann regelrecht spüren, wie unheimlich nah ihm das geht; wie groß seine Erleichterung ist, mich endlich wieder in guten Händen zu wissen. Kein Wunder; er war zusammen mit Thatch der Erste, der mich nach dem Aufdecken von Celines Machenschaften damals hier in der Bar aufgesammelt und mich in diesem erbarmungswürdigen Zustand erlebt hat. Er war es, der dem Miststück den Ausgang gezeigt hat und sich in den Tagen und Wochen danach wirklich ein Bein dafür ausgerissen hat, dass es mir besser geht... keine Ahnung, wie oft er bei mir gepennt oder mich aus meiner damaligen Lethargie gerissen hat, indem er mich aus der Wohnung gezerrt und mit mir unter die Leute gegangen ist – oder wie oft er mit den anderen einfach vor meiner Tür gestanden hat. Sogar seine Geburtstagsparty hat er – ohne mein Wissen oder Einverständnis – kurzerhand zu mir verlegt, dieser Verrückte. Ja, auch wenn er mich in den letzten Jahren oft mit dem Thema Liebe und Frauen genervt hat, letztendlich war all sein Drängen doch nur ein Ausdruck seiner aufrichtigen Sorge um mich – und ich weiß es unheimlich zu schätzen, so einen verdammt guten, loyalen Freund in ihm zu haben.
„Und ich erst, yoi? Danke, Shanks... für alles!", erwidere ich genauso leise, woraufhin seine Umarmung noch einmal kräftiger wird.
„Jederzeit, mein Freund... aber um deinetwillen hoffentlich nie mehr wieder!"
Endlich richtet er sich wieder auf und atmet tief durch.
„Also hab ich jetzt auch diesen besonderen Platz in deinem Herzen?", grinst Sina ihn von unten herauf schelmisch an. Schließlich hat ja nun auch sie es geschafft, ihn erfolgreich hinters Licht zu führen.
Shanks lacht rau auf, packt sie unvermittelt mit beiden Händen im Gesicht und bedeckt sie regelrecht mit Küssen. Mit einem erstickten Aufschrei stemmt sie beide Arme gegen seine Brust und versucht sich zu befreien, hat aber nicht den Hauch einer Chance.
„Du bist das wundervollste, zauberhafteste, süßeste, fantastischste Wesen aller Zeiten! Aaaach verdammt, ich WUSSTE es doch, dass ihr zusammenpassen würdet!", ruft er begeistert, ehe ich mich erbarme und sie aus seiner Umklammerung befreie. Schwer atmend, aber glücklich grinsend lehnt sie sich an mich und richtet mit gespielt empörtem Blick zu ihm ihre zerzausten Haare.
„Ja, du hattest wohl wirklich recht, dass ich auf blond stehe...", gibt sie vergnügt zurück und sieht vergnügt zu mir hoch, was ich mit einem breiten Grinsen quittierte.
Thatch lacht unterdessen laut auf und steckt demonstrativ sein Handy weg.
„Ganz meine Meinung! Diesen Moment werden wir sicher nie vergessen - dank der Zuckerbacke hier hat unser Roter hier endlich mal gründlich die Fassung verloren... Ben, soll ich dir das Video schicken? Lou und Yasopp freuen sich doch bestimmt auch über diesen Anblick!"
„Immer her damit, das bekommt einen Ehrenplatz in meiner Galerie", feixt der Raucher und lacht leise in sich hinein. Shanks schüttelt ungläubig schnaufend den Kopf, doch seine gute Laune kann grade absolut nichts trüben.
„Wieso überrascht es mich nicht, dass du darüber Bescheid wusstest... seit wann werd ich denn von den zwei Spaßvögeln veräppelt?", will er verhalten schmunzelnd wissen und nimmt einen tiefen Schluck von seinem neuen Bier.
Der Koch grinst von einem Ohr zum anderen.
„Tja, ich bin eben aufmerksamer als du, mein Freund. Ich wusste es von Anfang an - ich hab nämlich gleich gemerkt, dass sich Marco vor zwei Wochen nicht ohne Grund in Schale geschmissen hat, da hatten die beiden ihr erstes Date!"
In diesem Moment stellt Rayleigh eine Flasche Champagner und sieben Gläser auf den Tresen, die er großzügig befüllt.
„Kinder, das muss gefeiert werden! Der geht aufs Haus!", verkündet er vergnügt, was bei uns allen großen Anklang findet.
Dankend nimmt sich jeder ein Glas.
„Auf Marco und Sina!", ruft der Barkeeper und hält sein Glas hoch.
„...vor allem auf Sina, die es geschafft hat, unseren Freund aus seinem Einsiedlerdasein zu reißen!", fügt Shanks fröhlich hinzu.
„Aye, und darauf, dass ich endlich nicht mehr der Kleinste in der Runde bin!", grätscht Ace feixend dazwischen, was ihm einen Rempler von der neuen Kleinsten einhandelt.
„Auf unser neues Paar und das neue, hübsche Gesicht in unserer Familie!" Thatch lächelt Sina warm an, die nun eindeutig rote Wangen bekommen hat. Doch ihre Augen strahlen glücklich, während sie mit ihrer freien Hand zärtlich über meinen Arm streicht.
„Auf uns!" Ich sehe meinem bezaubernden Wirbelwind tief in ihre schönen, hellgrünen Augen. Nie zuvor hab ich mich so... vollständig gefühlt. Absolut glücklich mit meinen besten Freunden und der Frau, in die ich mich hoffnungslos verliebt habe.
„Auf uns!", wiederholt auch Sina leise und küsst mich auf die Wange, ehe wir mit den anderen anstoßen.
******
Es wird eine Nacht, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde.
Wir feiern ausgelassen, meine Freunde kriegen sich gar nicht mehr richtig ein vor lauter Freude. Sina wandert von einem Arm zum nächsten, wird mit Fragen gelöchert und mit Geschichten überhäuft. Ich sehe sie die ganze Zeit nur strahlen. Wärme durchströmt mich bei diesem Anblick; ich kann erahnen, wie viel ihr das bedeuten muss. Sie hat mir ja erzählt, dass sie fast ihr ganzes Leben nur ihren Bruder gehabt hat und niemanden sonst, keine Freunde, keine richtige Familie.
Ich will beides mit ihr Teilen - meine Freunde UND meine Familie - und ihr so ein Zuhause geben.
So, wie sie mir Liebe und Vertrauen gegeben hat... etwas, wofür ich ihr gar nicht dankbar genug sein kann.
„Ich mag sie wirklich!"
Lächelnd wende ich mich meinem kleinen Bruder zu, der mich breit angrinst.
„Freut mich, kleiner Bruder... das bedeutet mir echt viel, yoi?", gebe ich ehrlich zu. Ace wirft einen Blick zu Sina, die grade von Rayleigh und Shanks einen Partytrick mit Schnapsgläsern gezeigt bekommt.
„Fühlt sich's bei dir auch so an, als wär sie nur für dich gemacht? Als ob sie... dich vervollständigen würde?", will er leise wissen. Mein Blick wird weich.
„Ja, genau das ist es. Ich hätte nicht gedacht, dass es nach all dem so leicht werden würde, mich wieder zu verlieben. Aber... dann kam sie. Und es WAR leicht. Alles ist leicht mit ihr, ich muss mich nicht anstrengen, mir nichts erarbeiten, um nichts kämpfen... sie ist einfach da und es ist perfekt!" Ich werfe ihm einen wissenden Blick zu. „Aber das kennst du auch, yoi?" Bei seiner Frage an mich hatte er nämlich definitiv jemand Bestimmten im Sinn.
Tatsächlich lächelt er ertappt.
„Ja, genau so ists mit Sabo... wir verstehen uns ohne Worte, ein Blick reicht. Solange er an meiner Seite ist, hab ich das Gefühl als könne mir nichts auf der Welt was anhaben...", erwidert er gedankenverloren, was mir ein unheimlich glückliches Lächeln entlockt. Ich bin so stolz auf meinen kleinen Bruder! Doch auf einmal fallen seine Mundwinkel und er beißt sich unschlüssig auf die Lippe, was mich augenblicklich besorgt die Stirn runzeln lässt. Ohje, ob Sabo noch immer Kummer hat?
„He Marco... willst du nächsten Freitag nicht zum Abendessen vorbeikommen? Da hab ich frei", fragt er völlig unvermittelt. Überrascht hebe ich eine Augenbraue.
„Klar, warum nicht! Gibts einen speziellen Anlass?"
Ace greift sich verlegen in den Nacken und bläst kurz die Backen auf, wie immer, wenn er sich einer Sache nicht sicher ist.
„Nee... ja... hmpf. Ich meine... ach shit", flucht er leise und wendet sich dann mit einem Ruck ganz zu mir. In seinen dunklen Augen liegt hilflose Entschlossenheit. „Sabo hat Probleme! Aber er will nicht so recht mit der Sprache rausrücken... gestern Nacht ist er fix und fertig aus London zurückgekommen, und er sah wirklich schlecht aus. Als hätte er geheult... aber wir reden hier von Sabo! An dem würde auch ein Vulkanausbruch unmittelbar neben ihm abperlen wie Wasser an ner verdammten Teflonschicht, er behält doch immer einen kühlen Kopf! Also muss es was sein, dass ihn ins Herz trifft... aber das ertrag ich nicht als Zuschauer", berichtete er verzweifelt und strich sich frustriert durchs Haar. „Er hat mir erklärt, warum er mir nichts erzählen will. Und... Herrgott, ja, ich kanns irgendwie verstehen. Ich weiß nicht, ob ich mich bremsen könnte, wenn irgendein Arschloch ihm so zusetzt! Aber vielleicht kann er mit DIR drüber reden! Oder mit mir in deiner Gegenwart, sodass du mich im Ernstfall bremsen kannst? Ich weiß es auch nicht, aber ich muss doch IRGENDWAS tun!"
Schmerzlich verziehe ich das Gesicht und greife automatisch beruhigend nach seiner Schulter. Es trifft mich, Ace so besorgt und hilflos zu erleben.
„Hey kleiner Bruder - das kriegen wir schon hin, yoi? Ich komme Freitagabend selbstverständlich zu euch, aber frag Sabo vorher, ob es in Ordnung ist! Keine Heimlichkeiten, verstanden? Wenn er es zulässt, werde ich mein Möglichstes tun, um euch zu helfen", verspreche ich ernst, was ihn gleich sichtlich aufmuntert und das Lächeln in sein Gesicht zurückbringt.
„Danke, Commander! Auf dich ist Verlass", seufzt er hörbar erleichtert. Er will grade nach seinem Bier greifen, als ihm plötzlich die Augenlider zufallen und sein Kopf geräuschvoll auf die Theke knallt.
„Oh Gott, was ist passiert?", ruft Sina aufgeschreckt und kommt besorgt auf uns zu, doch ich ziehe sie beruhigend an mich.
„Nicht schlimmes, er ist Narkoleptiker und hat wohl mal wieder seine Tabletten vergessen!" Wie zur Bestätigung meiner Worte schnarcht Ace leise, was sie erleichtert glucksen lässt. Zärtlich streiche ich mit den Lippen über ihre Schulter und lächle, als sie eine Gänsehaut bekommt.
„Sollen wir dann langsam fahren?"
„Aaah, Marco... ich würd mich ja beschweren, dass du schon wieder abhauen willst, aber ausnahmsweise hab ich Verständnis dafür!", grätscht Shanks feixend dazwischen und legt uns beiden einen Arm über die Schulter. „Da hat jemand noch bisschen was nachzuholen, was?" Durchtrieben grinst er mir zu, was mich die Augen verdrehen lässt. War klar, dass mindestens ein blöder Spruch in diese Richtung kommt... Sina grinst verhalten, belässt es aber dabei.
Ihn also einfach ignorierend stehen wir auf und verabschieden uns von allen.
Der Rothaarige lacht, drückt Sina noch einmal fest an sich und klopft mir anschließend auf die Schulter.
„Und schön zärtlich sein, ja? Sei bloß nicht zu wild, Casanova!", kann er sich nicht verkneifen. Genervt setze ich zu einer Antwort an, doch meine Liebste ist schneller. Sie packt ihn unvermittelt am Kragen seines dunklen Hemdes und zieht ihn resolut zu sich hinunter.
„Shanks - PFUI! Das Zärtliche hab ich ihm doch grade erst ausgetrieben! Wenn du nicht aufhörst, ihm so grauenhafte Ratschläge zu geben, stutz ich dir deinen kleinen Freund auf Einheitsgröße zurück, verstanden?", erklärt sie todernst - und küsst den völlig perplexen Shanks gleich darauf grinsend auf die Wange. „Wir sehen uns Montag, Chef!"
Kurz ist es still, doch dann bricht Rayleigh als erster in so heftiges Gelächter aus, dass ihm die Tränen über die Wangen laufen. Ben und Thatch fallen mit ein und reißen Ace aus dem Schlaf, der sich verwirrt umsieht.
Ebenfalls heftig lachend drücke ich meine kleine Teufelin an mich und küsse sie gleich darauf leidenschaftlich auf ihre wunderschönen Lippen.
Da hat Shanks wohl seine Meisterin gefunden!
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Trust in Me
FanfictionReallife - Nach einer katastrophalen Beziehung hat Marco das Interesse am weiblichen Geschlecht verloren. Zumindest, bis er nach seinem Urlaub eine neue Arzthelferin in seiner Praxis vorfindet. Sofort weckt der kupferhaarige Wirbelwind sein Interess...