Sina
Mit einem unterdrückten Fluch rücke ich meine vollbeladene Einkaufstüte zum gefühlt hundertsten Mal mit einer Hand zurecht, während die andere krampfhaft den Regenschirm gerade hält. Es gießt wirklich wie aus Eimern und vielleicht hätte ich doch das Auto nehmen sollen, aber... ich betrachte diese elende Schinderei als eine Art selbstauferlegte Strafe für meine Feigheit.
Es ist nun schon Donnerstagabend und seit vier Tagen gehe ich Marco jetzt schon aus dem Weg. Also zumindest so gut es geht, wenn man in derselben Praxis arbeitet. Morgens komme ich genau fünf Minuten vor Shanks, sodass ich noch Kaffee kochen kann und ihm nichts auffällt, die Akten der beiden Ärzte lege ich schon am Vortag abholbereit hin und auch nach Feierabend bin ich absolut pünktlich weg.
Ich weiß, ich verhalte mich furchtbar unreif... aber auf gar keinen Fall kann ich es grade ertragen zu hören, dass all das ein Fehler war.
Nachdem unser erster Kuss so furchtbar schief gegangen ist, hab ich Angst davor, dass die Begründung dafür in etwa so lautet. Allein bei der Vorstellung, dass Marco diese Worte ausspricht oder mir anderweitig mitteilt, dass es die beiden schönsten Tage meines Lebens besser nicht hätte geben sollen, ist pure Qual und zerreißt mir das Herz! Doch das, was ich hier abziehe, ist wohl auch keinen Deut besser und natürlich eindeutig die feigste Lösung. Weshalb ich mir auch heute diesen Strafmarsch durch den Regen auferlegt habe. Buße tun und so...
Als ich kurz vor meiner Wohnung an einem blauen Auto vorbeigehe, mache ich plötzlich einen Ausfallschritt und verliere dabei fast meine Tüte. Schnaufend umfasse ich die Griffe erneut und gehe dann einen Schritt zurück zu dem Übeltäter.
„Na du kleiner Kerl? Das ist aber die falsche Richtung..." Umständlich klemme ich den Schirm zwischen Kopf und Schulter ein und hebe den Regenwurm hoch, der über den Gehweg zur Straße kriecht. Behutsam trage ich ihn zu einer etwas erhöhten Rasenstelle und setze ihn dort ab, wo er nicht ertrinken kann oder zertreten wird.
Dann greife ich meinen Regenschirm wieder richtig und gehe endlich zur Haustür.
Bloß steht da schon jemand.
Wie angewurzelt bleibe ich stehen und sehe zu Marco, der an die Mauer gelehnt mit den Händen in der marineblauen Jackentasche unter dem kleinen Vordach steht und mir entschlossen entgegensieht. Mir rutscht das Herz augenblicklich mit einem schmerzhaften Aufprall in den Keller. Instinktiv umfasse ich mit klammen Händen Schirm und Tüte fester.
„Oh... Marco! Was... machst du hier?", quetsche ich bemüht ruhig hervor. Er kommt langsam auf mich zu und nimmt mir die Einkaufstüte ab. Ich würde gern protestieren, doch allein seine Nähe macht es unmöglich.
„Ich will mit dir reden. Bitte...", antwortet er ruhig, aber eindringlich. Ich will ja eigentlich nicht... aber es muss sein, das ist mir leider völlig klar. Es war sowieso unausweichlich. Also nicke ich ergeben und sperre die Tür auf.
Er folgt mir die schmale Holztreppe in den ersten Stock hinauf, wo ich meine Wohnungstüre aufschließe und ihn hineinlasse. Interessiert sieht er sich um, aber besonders viel zu sehen gibt es nicht. Vor dem kompakten Wohnraum gibt es einen kleinen Eingangsbereich mit Garderobe und rechts einer Tür zum Badezimmer. Zwei Schritte weiter im Hauptraum sieht man auf der rechten Seite einen alten Kühlschrank und eine altmodische, kleine Küchenzeile aus beigem Holz und dunkelbrauner Arbeitsfläche, zu der auch noch eine gleichfarbige kleine Theke mit genauso altmodischem Gasherd gehört. Dahinter steht ein kleiner umfunktionierter, roter Gartenklapptisch mit zwei dazugehörigen, aber immerhin gepolsterten Stühlen. Und hinter einem freistehenden Bücherschrank befindet sich ein Doppelbett.
Auf der linken Seite ist eine etwas abgenutzte, rote Couch und eine spartanische Wohnwand mit kleinem Fernseher. Ja, es ist nichts Besonderes und fast alles ist aus zweiter Hand erworben, aber erstens ist es trotzdem ausgesprochen gemütlich hier und zweitens ist es MEINS. Und darauf bin ich echt stolz!
Wir ziehen uns schweigend die nassen Jacken und Schuhe aus, bevor er meine Tüte auf die kleine Küchenzeile stellt. Ein wehmütiges Lächeln huscht mir übers Gesicht; mit seiner großen, gut gebauten Gestalt wirkt meine kleine Wohnung nochmal um ein ganzes Stück kleiner.
Und so viel behaglicher.
Er bemerkt meinen Blick und kommt zögerlich zu mir. Ich wappne mich für das Kommende, sehe ihm verzagt entgegen und er...
Er zieht mich in seine Arme.
Verdattert halte ich den Atem an und verstehe tatsächlich die Welt nicht mehr. Marco atmet schwer aus.
„Warum siehst du mich an als wärst du ein verletztes Reh und ich der böse Wolf?" Seine Stimme klingt derart niedergeschlagen, dass es mich schmerzt. Jetzt bin ich vollends verwirrt. Das klingt, als hätte ich IHN verletzt. Aber... wie? Völlig durcheinander mache ich das Einzige, was mir richtig erscheint: ich schlinge meine Arme um seine Brust und drücke mich an ihn.
Es fühlt sich so unfassbar gut an. So warm, so beschützt, so... zuhause. Tief atme ich seinen wunderbaren Geruch ein und wünsche mir von ganzem Herzen, dass dieser Moment ewig dauert. Eine einzelne Träne schlüpft aus meinem Augenwinkel und verschwindet in seinem blauen Hemd. ‚Jetzt reiß dich doch zusammen!', weise ich mich in Gedanken zurecht und atme brüchig aus. Er hört es und streicht sanft über meinen Rücken.
„Was dachtest du, was ich dir sagen will?", fragt er mich leise - und ehrlich besorgt.
Offenbar nicht das Richtige, wird mir spätestens jetzt klar. Oh Gott, ich hab mich nicht nur kindisch, sondern auch noch dumm verhalten. Glückwunsch. Umso mehr verdient er darum aber auch eine ehrliche Antwort... egal wie unangenehm es nun wird.
„Ich dachte...", hart muss ich schlucken und greife fester in sein Hemd. „Ich dachte du sagst mir, dass alles ein Fehler war und... das alles nicht hätte passieren dürfen".
Er hält inne, zieht scharf die Luft ein - und seufzt dann schwer.
Sanft legt er die Hand unter mein Kinn und drückt mein Gesicht hoch, sodass ich ihn ansehen muss. Sein Blick ist so liebevoll, dass meine Knie weich werden.
„Das wirst du niemals von mir hören! Egal was noch kommt, ich werde die Zeit mit dir garantiert nicht bereuen, yoi?"
Damit verschwinden endlich auch die letzten Zweifel restlos und ich schaue ihn reumütig an.
„Es tut mir leid, Marco... wirklich!" Er schüttelt jedoch entschieden den Kopf.
„Das muss es nicht. Ich kann verstehen, dass du das dachtest... es wäre wohl wirklich die naheliegendste Erklärung gewesen, was? Nein, ICH muss mich entschuldigen! Was im Auto passiert ist, tut mir ehrlich leid. Ich bin hergekommen, um es dir zu erklären, wenn du damit einverstanden bist!"
Nachdenklich sehe ich ihn an, nicke jedoch sofort.
„Natürlich bin ich einverstanden. Setz dich ruhig, ich muss nur noch kurz die Einkäufe wegräumen", erwidere ich mit einem Kopfnicken in Richtung Küchenzeile. Sofort lässt er mich los, begleitet mich jedoch die paar Schritte, anstatt sich zu setzen. Ob er grade genau wie ich dasselbe starke Bedürfnis nach Nähe empfindet? Mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken.
An die Spüle gelehnt sieht er mir beim Auspacken und Einräumen zu, dabei verzieht sich jedoch sein Gesicht etwas.
„Du kochst nicht gern, yoi?", kann er sich mit Blick auf diverse Fertiggerichte nicht verkneifen. Ertappt beiße ich mir auf die Unterlippe.
„Jein... ich kann zwar wirklich nicht besonders gut kochen, aber für mich allein fehlt mir meistens auch noch die Lust dazu. Da esse ich dann lieber was Fertiges oder begnüge mich mit Rohkost..." Spielerisch werfe ich einen Kopfsalat hoch und lege ihn mitsamt Gurken, Tomaten, Paprika und Karotten in das Gemüsefach meines Kühlschranks.
Endlich findet wieder ein Lächeln den Weg auf seine Lippen.
„Sollen wir zusammen was kochen oder hast du schon gegessen?"
Überrascht, aber sichtlich erfreut sehe ich ihn an.
„Du kannst kochen? Und viel wichtiger: du kannst DARAUS was kochen?", frage ich etwas zweifelnd, doch er grinst nur.
„Darf ich schauen was du alles dahast?", gibt er zurück und ich deute einladend auf den Kühlschrank und den kleinen Gewürz- und Vorratsschrank daneben.
„Tu dir keinen Zwang an, aber viel ist es nicht..."
Während er in Ruhe stöbert, räume ich den Rest weg und verschwinde kurz im Bad, um mir eine trockene Jogginghose anzuziehen und meine Haare zu kämmen. Was für eine unerwartete Wendung des Tages... Das Wissen, dass Marco da grade in MEINER Küche steht und kochen will, treibt meinen Puls ungesund nach oben. Als ich wieder rauskomme, scheint er tatsächlich fündig geworden zu sein.
„Was hältst du von einer Paprika-Reis-Pfanne?", fragt er mich lächelnd. Marco scheint gern zu kochen, er wirkt um einiges entspannter und hat bereits die Ärmel hochgekrempelt. Ein warmes Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus - an diesen Anblick könnte ich mich wirklich gewöhnen. Vielleicht ist auch ein passendes passenden Dessert nach dem Hauptgericht drin...
Jap, ich sollte schleunigst aufhören zu denken.
Hastig wende ich mich ab und hänge meine nasse Hose zum Trocknen über die Heizung, bevor ich mich neben ihn stelle.
„Gern, klingt gut! Was soll ich machen?"
„Die Paprika in Streifen schneiden. Und mir verraten, woran du grade gedacht hast!", antwortet er schmunzelnd. Zum Glück muss ich ihm den Rücken zudrehen, um das Gemüse zu waschen, ich mache der roten Paprika ernsthafte Konkurrenz. Mist, hat man mir das so deutlich angesehen? Ich muss echt an meinem Pokerface arbeiten...
„Nein", antworte ich schlicht.
„Und wieso nicht?" Ich kann sein Grinsen HÖREN.
„Wenn ich wollte, dass du es weißt, hätte ich es direkt laut gesagt!", kontere ich trocken und stelle mich zum Schneiden wieder neben ihn.
„Ah, es war also was Unanständiges, yoi?"
Woher zum Teufel...? Entsetzt sehe ich ihn an, er zieht maßlos amüsiert die Augenbrauen hoch - er hat geblufft! Und ich bin ihm auch noch gnadenlos auf den Leim gegangen.
„Interessant...", murmelt er schmunzeln und widmet sich wieder seiner Zwiebel, während ich gegen den Drang ankämpfe, meinen Kopf auf das Schneidebrett zu schlagen.
Zu meinem Glück kochen wir schweigend fertig. Es dauert nicht mal eine halbe Stunde, da sitzen wir uns gegenüber an meinem winzigen Esstisch.
„Danke fürs Kochen, es schmeckt fantastisch!", lobe ich begeistert und genieße sowohl mein unerwartet gutes Abendessen als auch seine Gesellschaft in vollen Zügen. Er lächelt breit.
„Gern geschehen, hat Spaß gemacht!", erwidert er aufrichtig. Während wir essen, machen wir lockeren Smalltalk - und ich merke, dass mir das die letzten Tage vor allem morgens sehr gefehlt hat. Wie schnell man sich doch an so kleine Dinge wie morgendliche Gespräche gewöhnen kann! Oder sie lieben lernt...
Nach dem Essen hilft Marco mir netterweise auch noch beim Abspülen als er feststellt, dass ich keine Geschirrspülmaschine besitze, ehe wir uns zusammen auf meine kleine Couch setzen. Kurz ist es still zwischen uns, dann jedoch will ich es endlich wissen.
„Erklärst du mir jetzt die Sache im Auto?", frage ich sanft. Er seufzt tief.
„Darum bin ich hier, yoi?" Er lächelt schmal, aber es liegt keine Fröhlichkeit darin. Tief atmet er durch. „Vor knapp vier Jahren hat mir eine Frau ziemlich übel mitgespielt. Ihr Name war Celine. Ich war davor ganze sechs Jahre mit ihr zusammen... sie war meine erste große Liebe. Ich hab sie vergöttert, war dabei aber wohl vollständig blind. Weder hab ich bemerkt, dass sie mir nach und nach das Geld für erfundene Schulden von meinen Konten abgezweigt und auf meine Kosten gelebt hat, noch ihre vielen Affären während all den Jahren. Ich hab noch nicht einmal bemerkt, dass..." Er atmet brüchig aus. „...ich ihr vermutlich sogar ziemlich egal war. Nicht eine Sekunde lang hab ich ihr wirklich etwas bedeutet. Sie wollte wohl einfach nur ein gutes, sorgloses Leben und Geld".
Betroffen sehe ich ihn an.
Allein das Zuhören tut mir weh; ich will mir gar nicht ausmalen, welchen Schmerz Marco empfunden hat, als er von all dem erfahren musste. Oder... welchen Schmerz er sogar immer noch empfindet.
Meine Augen weiten sich.
Schlagartig wird mir alles klar. Shanks' Worte, dass Marco seit vier Jahren Single ist; diese gelegentliche Zögerlichkeit im Umgang mit mir und dann seine abwehrende Reaktion bei unserem Kuss.
„Du hast Angst, mir zu vertrauen...", flüstere ich verstehend. Und so wie er unwillkürlich ein wenig zusammenzuckt liege ich wohl richtig. Himmel, das hab ich ja wirklich nicht ahnen können... aber jetzt versteh ich sein Verhalten natürlich vollkommen.
Diesmal bin ich es, die nach seiner Hand greift und sie fest umschließt.
„Es tut mir leid, Marco... ich wollte dich mit dem Kuss nicht drängen. Hätte ich das gewusst, dann...", beginne ich reuevoll, doch er legt mir sanft einen Finger auf den Mund und schüttelt den Kopf.
„DU hast gar nichts falsch gemacht, Sina. ICH hab dich doch um beide Dates gebeten, schon vergessen? Und du hast mich sogar vorher gefragt, ob ich einen Kuss will... ich hab selbst nicht mehr damit gerechnet, dass mich diese Sache nochmal so sehr einholt. Eigentlich... bin ich im Grunde sogar eher überrascht, wie leicht mir mit dir alles wieder fällt, yoi?" So zärtlich, wie er mich ansieht, bin ich froh um meinen Sitzplatz - mir werden nämlich schon wieder die Knie weich. Sein Finger wandert nun sanft über meine Wange und hinterlässt prickelnde Spuren.
„Ich hatte fast vier Jahre lang keinerlei Ambitionen, überhaupt je wieder eine Frau in mein Leben zu lassen. Und dann standest plötzlich du in meiner Praxis... und auf einmal kann ich gar nicht genug Zeit mit dir verbringen! Ich WILL dir vertrauen, Sina. Gibst du mir nochmal eine Chance, es zu versuchen?" Sein Blick bohrt sich mit einer Intensität in meinen, die mich schlucken lässt.
„So viele, wie du brauchst...", erwidere ich ein wenig heiser. Mit einem erleichterten Lächeln beugt er sich zu mir und verschließt ohne zu zögern meinen Mund mit seinem.
Mein Herz droht vor Glück zu zerspringen. Sanft und gefühlvoll bewegen sich unsere Lippen aneinander, trennen sich kurz, suchen einander wieder. Diesmal unterbricht Marco den Kuss nicht, im Gegenteil. Ich spüre sogar, wie er kurz lächelt. Fragend will ich zurückweichen, doch er lässt mich nicht; seine rechte Hand legt sich um meinen Nacken, die linke umschlingt meine Hüften. Besitzergreifend zieht er mich an sich und verstärkt dabei auch den Druck auf meine Lippen. Mir entweicht ein genussvolles Seufzen und lege beide Arme um seine Schultern. Es ist überwältigend... sein Atem streift meine Haut und lässt mich wohlig schaudern. Wie er wohl schmeckt? Ich wage es jedoch nicht, einen Schritt weiterzugehen.
Doch fast im selben Moment spüre ich, wie seine Zunge fordernd meine Lippen entlangstreicht. Diesmal grinse ich in den Kuss hinein, ehe ich ihm nur allzu gern Einlass gewähre. Zuerst zögerlich abtastend, verweben sich unsere Zungen jedoch bald leidenschaftlich miteinander. Hart schnauft er aus, dann zieht er mich plötzlich mit einem Ruck auf seinen Schoß. Ich ziehe kurz die Luft ein, doch so ist es tatsächlich deutlich bequemer. Sein Geschmack zieht mich vollständig in seinen Bann, macht mich von Anfang an süchtig. Mit den Fingern fahre ich seinen Nacken hinauf und durch seine seidig weichen Haare. Sein Atem wird unregelmäßiger, unser Zungenspiel zügelloser. Ich raube ihm den Atem, er mir den Verstand.
Marcos Hände liegen nun an meinen Hüften. Während unsere Küsse zunehmend fordernder werden, gleitet eine Hand unter meinen Pulli und streift kraftvoll über meinen Rücken. Ich bekomme eine Gänsehaut und ein äußerst behagliches Geräusch entweicht mir, bevor ich es verhindern kann.
Das holt ihn jedoch offenbar zurück ins Hier und Jetzt. Deutlich schwerer atmend als vorhin, löst sich Marco von mir und sieht mich mit einem überaus zufriedenen Schmunzeln an.
„Hast du grade geschnurrt?", raunt er mit funkelnden Augen. Seine plötzlich raue Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken. Peinlich berührt verziehe ich das Gesicht
„Gar nicht!", streite ich es unnützerweise ab, was ihn zum Lachen bringt. Erneut lässt er seine warmen Hände über meinen Rücken gleiten und ich muss mich arg beherrschen, um ihm nicht die Genugtuung zu verschaffen, erneut zu...
Da fährt dieser hinterhältige Mistkerl kraulend mit seinen Fingernägeln über meine nackte Haut.
Völlig wehrlos lasse ich mich auf seine Brust fallen, vergrabe meinen Kopf an seiner Halsbeuge.
Und gottverdammt - ja, ich schnurre. Aber hey, das fühlt sich eben wirklich toll an!
Sein Brustkorb vibriert vor lauter unterdrücktem Gelächter, doch er legt seinen Kopf an meinen und beginnt dann tatsächlich, mir den Rücken zu massieren. Genießend schließe ich die Augen; keine Ahnung wann oder wie ich gestorben bin, aber das hier ist eindeutig der Himmel!
„Du bist wirklich süß, weißt du das?", schmunzelt er liebevoll und drückt mir einen Kuss aufs Haar.
„Und du gemein...", seufze ich und drücke meine Nase fester an die weiche Haut seines Halses. Ich spüre ihn lächeln.
„Hast du Samstag schon was vor?", fragt er plötzlich, was mein Herz automatisch schneller schlagen lässt.
„Unser drittes Date?", stelle ich eine vergnügte Gegenfrage und er nickt bestätigend.
„Richtig! Es soll schönes Wetter werden, also dachte ich, wir gehen diesmal ins Grüne. Was hältst du von einer Wanderung mit Picknick?"
Strahlend richte ich mich auf.
„Ja!! Das klingt absolut fantastisch!", freue ich mich aufrichtig, was auch ihn glücklich lächeln lässt.
„Dann hol ich dich Samstag früh um acht ab, yoi? Um das Picknick kümmere ich mich, du brauchst nur deine Wandersachen und was zu trinken mitnehmen. Und vorsichtshalber Wechselwäsche, auch wenn der Wetterbericht gut aussieht – das Wetter ist hier unberechenbar", erklärt er mit funkelnden Augen, ehe er sich plötzlich ungeduldig vorbeugt und mich erneut in einen zärtlichen Kuss verwickelt. Gott, er schmeckt so gut... seine Küsse sind der Wahnsinn. Ich schmelze buchstäblich dahin, weil mir die Hitze in alle Körperteile schießt. Ihm übrigens auch - da ich noch immer auf seinem Schoß sitze, spüre ich das ziemlich deutlich...
Doch plötzlich vibriert es an meinem Bein und ich rutsche vor Schreck fast runter. Marco hält mich jedoch sofort fest. Verzeihend zieht er sein Handy aus der Hosentasche und wirft einen Blick auf das Display.
„Thatch...", seufzte er wehmütig. „Ich hab ihm von der Sache im Auto erzählt und dass ich heute zu dir fahre, um das zu klären. Er macht sich Sorgen um mich!" Ich lächle und setze mich ein wenig bedauernd wieder auf die Couch.
„Geh ruhig ran!", fordere ich ihn unbekümmert auf. Auch wenn ich innerlich regelrecht verbrenne, begrüße ich Thatchs Unterbrechung. Vor allem Marco zuliebe sollten wir es vielleicht nicht überstürzen... für den Moment bin ich absolut glücklich damit, ihn zu küssen. Er schenkt mir noch einen glühenden Blick und lächelt, ehe er endlich rangeht.
„Yoi, Thatch!"
„Marco endlich!", dröhnt es aus dem Hörer; ich muss mir keine Mühe geben, hinzuhören, so laut wie er spricht. „Wie gehts dir? Hast du die Sache mit deiner Kleinen klären können?" Es rührt mich sehr, die aufrichtige Besorgnis aus seiner Stimme zu hören. Marco hält mir mit einem auffordernden Zwinkern das Handy hin.
„Keine Sorge, dem gehts gut. Wir haben alles geklärt!", antworte ich also vergnügt an Marcos Stelle - und weiche gleich darauf unwillkürlich etwas zurück, als mir lautes Triumphgeheul entgegenschlägt.
„Hallelujah! Sina! Schön dich zu hören. Bitte jagt mir nie wieder so einen Schrecken ein, verstanden Kinder?", ruft er so aufrichtig erleichtert, dass wir beide kurz auflachen.
„Verstanden! Danke fürs Zuhören!", antwortet Marco und umfasst meine Hand. Ich strahle ihn an.
„Jederzeit, Bruder! Jetzt lasst euch nicht weiter stören. Ruf mich nachher an, mach's gut, Kleine!"
„Ciao, Thatch!", rufe ich, dann steckt Marco auch schon das Handy weg. Schweigend sehen wir uns an, sein Daumen streicht zärtlich über meinen Handrücken. Dann beugt er sich vor und gibt mir einen so zärtlichen, so intensiven Kuss, dass ich erschaudere.
„Danke, dass du mir zugehört und noch eine Chance gegeben hast, yoi?", sagt er leise und lehnt seine Stirn an meinen Kopf. Ich seufze lächelnd.
„Danke, dass du mir nicht böse bist, weil ich dir aus dem Weg gegangen bin. Es tut mir wirklich leid...", erwidere ich aufrichtig und reibe zärtlich meine Nasenspitze an seine. Er schmunzelt.
„Wie gesagt, ich kanns verstehen. Aber versprich mir, dass du das nicht mehr machst, yoi? Wenn wieder was sein sollte, lass uns gleich reden!"
„Versprochen!" Ich kann nicht anders und küsse ihn erneut, lasse aber kurz darauf bedauernd wieder von ihm ab. „Du solltest wohl langsam gehen... wenn wir morgen verschlafen aussehen, stellt Shanks Fragen!"
Marco lacht.
„Na, das sollten wir erst mal noch vermeiden...", stimmt er mir zu und erhebt sich, auch wenn es ihm sichtlich missfällt. Ich begleite ihn zur Tür. Viel zu schnell ist er angezogen und greift nach der Türklinke. Doch plötzlich dreht er sich nochmal zu mir um und zieht er mich fast schon grob zu sich, ehe er mich derart verlangend küsst, dass mir schwindlig wird. Hart liegen seine Lippen auf meinen; mit einer geradezu anbetungswürdigen Dominanz kippt er meinen Kopf zur Seite und plündert meinen Mund gierig, während seine Hände mich eisern an seinen Körper pressen.
Kurz bevor ich jedoch gänzlich den Verstand verlieren kann, lässt er von mir ab. Schwer atmend haucht er noch zwei sanfte Küsse auf meine Lippen, während ich das Atmen erst wieder lernen muss und mein Verstand irgendwo im Nirvana hängt.
Mit einem ausgesprochen zufriedenen Lächeln lässt er mich los und öffnet die Tür.
„Schlaf gut, Sina... bis morgen!", raunt er mir zu - und lässt mich dann tatsächlich einfach stehen. Ich meine sogar, ihn auf dem Weg nach unten noch leise Lachen zu hören.
Ungläubig schüttle ich den Kopf und schließe schmunzelnd die Wohnungstür.
Na warte, mein Lieber. Das bekommst du zurück...
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Trust in Me
FanfictionReallife - Nach einer katastrophalen Beziehung hat Marco das Interesse am weiblichen Geschlecht verloren. Zumindest, bis er nach seinem Urlaub eine neue Arzthelferin in seiner Praxis vorfindet. Sofort weckt der kupferhaarige Wirbelwind sein Interess...