Die Neue

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Ein herzliches Hallo ihr Lieben!

Und willkommen zu meinem kleinen Nebenprojekt! :D
So gesehen ist das hier eigentlich die allererste OnePiece-FanFiction, die ich je geschrieben habe... aber diese kleine AU-Lovestory wurde auf die Ersatzbank geschoben, nachdem mein Monsterprojekt "Das Feuer des Lebens" bzw. dann "Die Farben des Phönix" das Licht der Welt erblickt haben und seit dem den Großteil meiner Freizeit verschlingen. ;D
Aber nun dachte ich mir, dass dieses kleine Schmuckstück eigentlich viel zu schade ist, um auf dem Laptop zu verstauben, also... bitteschön! Vielleicht versüßt es ja dem ein oder anderen ein bisschen die Zeit. Die Geschichte ist wahlweise aus der Ich-Perspektive von Marco oder meiner OC Sina geschrieben; je nach dem, wessen Name zu Beginn des Kapitels steht.

Also dann... viel Spaß beim Lesen wünsch ich euch! <3

GlG
Ancarda



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Marco


Graue Wolken bedecken den Himmel, und ein feiner Nieselregen ergießt sich wie so oft auf die irische Hauptstadt Dublin. Doch für Missmut sorgt das bei den Wenigsten - erstens ist man schlechtes Wetter hier gewöhnt und zweitens ist im krassen Gegensatz dazu gute Laune und Gelassenheit scheinbar in der irischen DNA verankert. Mitunter ein Hauptgrund, warum ich dieses Land so liebe! Schon seit ich vor einigen Jahren aus Deutschland hierher gezogen bin, fasziniert mich dieses Stück Erde jeden Tag aufs Neue; hier hat man einfach ein völlig anderes Lebensgefühl als in anderen Teilen der Welt.
Geschickt fädle ich mich mit meinem blauen Audi durch den frühmorgendlichen Innenstadtverkehr. Ich bin auf dem Weg in meine Praxis, nach mehr als einem Monat Abwesenheit. So lange bin ich meiner Arbeit als Psychiater noch nie ferngeblieben, aber nach drei Wochen intensiver Weiterbildung habe ich tatsächlich eine Woche Urlaub drangehängt. Doch nun bin ich wirklich froh, endlich wieder in meinen Alltag eintauchen zu können. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen liebe ich nämlich meinen Job.

Schon parke ich mein Auto vor dem niedrigen Natursteingebäude mit der gelben Eingangstür und den einladend bunten Blumenstöcken, die rechts und links Spalier stehen. Auf dem goldenen Schild über dem Türöffner steht:

Gemeinschaftspraxis
Dr. M. Newgate, Psychiater
Dr. S. La Roux, Psychologe


Jep, selbst auf meinen überaus anstrengenden, dauerfröhlichen, anhänglichen Freund und Kollegen freue ich mich nach der langen Zeit - doch werde ich mich hüten, ihm das zu sagen. Sonst kommt er noch auf den Trichter, mich öfter als zwei, drei Mal im Monat auf „ein" Feierabendbier einzuladen, und darauf kann ich ehrlich verzichten. Meiner Leber und meiner geistigen Gesundheit zuliebe.

Beschwingt steige ich aus, halte aber inne, als mir ein fremder, alter, quietschgelber VW Käfer auf dem Mitarbeiterparkplatz ins Auge sticht. Ein Falschparker? Die Praxis öffnet erst in 45 Minuten, ich bin sehr früh dran und normalerweise immer der Erste. Doch tatsächlich sehe ich in einem Fenster bereits Licht. Ob unsere Sprechstundenhilfe Bonney ein neues Auto hat? Wäre möglich, doch was in aller Welt macht sie um diese Uhrzeit hier? Sonst rumpelt sie doch auch immer eher zu spät und schlecht gelaunt an ihren Platz.
Achselzuckend schließe ich die Tür auf und flüchte aus dem kalten Nieselregen hinein in die wohlig warmen, nach Kaffee duftenden Praxisräume.
Moment, es duftet nach Kaffee?! Als wäre das nicht schon ungewohnt genug, höre ich auch noch leise Musik - und eine mir unbekannte Stimme, die mitsingt.

Ich lass das Licht an bis du schlafen kannst,
Doch du wälzt dich hin und her.
Oooh oh!
Schläfst die Nächte von mir abgewandt,
Bist du einsam neben mir?
Halt dich an mir fest,
wenn das Leben dich zerreißt!
Halt dich an mir fest,
Wenn du nicht mehr weiter weißt...

Auf Deutsch, meiner Geburtssprache, und es klingt sogar wirklich schön. Mehr als neugierig gehe ich um den Empfangstresen herum in das kleine Büro dahinter - und kollidiere dabei urplötzlich mit einem Wirbelwind aus kupferfarbenem Haar. Schmerzhaft reibe ich meine Brust, wo mich der fremde Kopf getroffen hat, und sehe dann erstaunt in weit aufgerissene, hellgrüne Augen.
„Oh Gott, das tut mir so leid! Bitte entschuldigen Sie, das war keine Absicht! Ist alles in Ordnung?", ruft die kleine Übeltäterin reuevoll und hält sich eine Hand an ihre Stirn. Ich antworte ihr jedoch nicht sofort. Nicht, weil ich tatsächlich verärgert bin, sondern weil... mein Kopf gerade offenbar Pause hat.

Die junge Frau vor mir ist schlichtweg bezaubernd. Und damit meine ich nicht einmal ihre zarte, aber dennoch kurvige Figur oder die schönen hellroten Locken, die sie mit einem mintgrünen Stirnband gebändigt hat, sondern ihre Ausstrahlung. Ihre ungewöhnlichen Augen strahlen eine Wärme und Offenherzigkeit aus, die mich sofort in ihren Bann ziehen. Und die kleinen Sommersprossen um ihre Nase herum verleihen ihr etwas unbestreitbar Fröhliches.
Mühsam reiße ich mich zusammen und bringe sogar ein halbes Lächeln zustande.
„Keine Panik, ich bin unverletzt. Darf ich fragen, wer Sie sind und was sie in meiner Praxis tun?" Erleichtert lächelt sie mich an. Wobei - strahlen trifft es eher. Himmel Herrgott, warum fühlt sich mein Mund plötzlich so trocken an?

„Oh, Sie sind Dr. Newgate! Schön, Sie endlich kennenzulernen. Ich bin Sina Gates, die Vertretung für Bonney. Sie ist vor drei Wochen sehr unglücklich gestürzt und hat sich zwei Wirbel gebrochen, deshalb fällt sie wohl ein paar Monate aus", erklärt sie mir schnell und hält mir ihre Hand hin. Ich greife zu und bin gleich darauf positiv überrascht, wie kräftig ihr Händedruck ist. Und wie winzig ihre Hand in meiner wirkt.
„Die Freude ist ganz meinerseits. Da hat mein werter Kollege wohl vergessen, mir ein paar Dinge mitzuteilen...", merke ich seufzend an, was sie mit einem entschuldigenden Lächeln quittiert.
„Möchten Sie gern Kaffee? Es ist eine ganze Kanne da", durchbricht sie unser kurzzeitiges Schweigen und stellt im gleichen Zug das Radio leiser.

„Gern! Was tun Sie schon so früh hier?", frage ich direkt und schnappe mir meine Lieblingstasse.
„Oh, ich... also... diese Bonney hatte kein besonders gutes... Ordnungssystem", erklärt sie angestrengt höflich, was mich hüsteln lässt.
Aha, sehr diplomatisch ausgedrückt für den planlosen Saustall, für den ich Bonney schon mehrmals zusammengestaucht habe', denke ich grinsend.
„...und ich dachte mir, da könnte ich die Vertretungszeit nutzen, um etwas System reinzubringen!", beendet sie schmunzelnd ihre Erklärung, während sie zuerst mir und dann sich selbst Kaffee einschenkt. Sie trinkt ihn schwarz, genau wie ich.
Unauffällig sehe ich mich in dem Büro um und bemerke sofort, dass die junge Frau diesem schon eine persönliche Note verpasst hat. Nicht nur, dass auf den beiden Schreibtischen die unzähligen Kaffeeflecken und Krümel von Bonney fehlen, es ist aufgeräumt und übersichtlich. Sogar zwei Pflanzen haben den Weg hier hinein gefunden - und leben noch. Ich gebe es nur ungern zu, aber dieses eine Mal scheint Shanks wohl einen Glücksgriff gelandet zu haben.

„Das ist vermutlich mehr als nötig", schmunzle ich ebenfalls, dann nehme ich den letzten Schluck von dem wirklich hervorragenden Kaffee und stelle die Tasse in die kleine Spülmaschine. „Gut, dann auch von mir herzlich willkommen im Team. Ich bin in meinem Sprechzimmer!"
„Vielen Dank Doktor Newgate!" Wieder lächelt sie mich strahlend an - und mein Herz macht einen doppelten Salto. Gar nicht gut. So schnell es geht, ohne auffällig zu wirken, flüchte ich in mein Zimmer und lehne mich tatsächlich aufatmend gegen die Tür.
In meinem vertrauten Reich fühle ich mich gleich wieder normaler. Hier ist alles unverändert, mein Schreibtisch aus hellem Holz mit dem modernen Computer und dem schnurlosen Telefon ist tiptop aufgeräumt, ebenso der Bereich unter dem großen Fenster, unter dem die einladend blaue Couch mit den gelben Kissen und dem gleichfarbigen Sessel steht. Auf dem gläsernen Couchtisch davor steht eine Taschentuchbox, eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser auf einer kleinen gelben Tischdecke. Auch der Aktenschrank und das Bücherregal aus Hellholz sind systematisch geordnet.

Wieder deutlich entspannter befreie ich mich von meiner schwarzen Jacke, hänge sie an den Kleiderständer hinter der Tür und setze ich mich auf meinen gemütlichen Bürostuhl. Während der PC hochfährt, checke ich meine Ablage und Briefe. Zwischen diversen Abrechnungen und externen Befunden meiner Patienten finde ich eine Kopie von Miss Gates Bewerbungsunterlagen - super, immerhin dabei wurde an mich gedacht.
Rasch setze ich meine Lesebrille auf und lese aufmerksam ihren Lebenslauf durch. Zwei Dinge stechen mir besonders ins Auge:
Erstens hat sie nach ihrem Abitur drei Semester Medizin in Deutschland studiert, dann jedoch abgebrochen und medizinische Fachangestellte gelernt. Was ihre einwandfreie Sprachkenntnis erklärt. Und zweitens ist sie gerade mal dreiundzwanzig Jahre alt, ganze elf Jahre jünger als ich.

Wesentlich enttäuschter, als ich es mir selbst eingestehen will, lehne ich mich zurück und streiche durch mein blondes Haar. Ich bin sicherlich zu alt für sie, also sollte ich mich sofort um eine gebührende Distanz zu unserer Aushilfe bemühen. Ihre Wirkung auf mich war bereits in den wenigen Minuten unseres Kennenlernens viel zu... intensiv.
Nichts da. Ich bin ihr Chef, sie meine Angestellte, nicht mehr und nicht weniger. Das...
Ein sanftes Klopfen unterbricht meine Selbstmaßregelung.
„Ja?", brumme ich reserviert, und das Objekt meiner Begierde BEDENKEN tritt ein. Ihre zauberhaften Frühlingsaugen glänzen fröhlich.
„Ich wollte Ihnen schon mal die Patientenakten für heute vorbeibringen, und die Terminliste hab ich auch ausgedruckt", sagt sie und legt mir einen ordentlichen Aktenstapel sowie eine farbig untermalte Zeittabelle auf den Tisch. Grund gütiger... ich kann gar nicht anders, als sie aufrichtig dankbar anzulächeln.

„Vielen Dank! Das ist wirklich praktisch", entgegne ich erfreut, was sie offenbar noch fröhlicher stimmt. Mit einem lachenden „Gerne!" verlässt sie schwungvoll mein Büro. Ich seufze erneut schwer - sie macht es mir jetzt schon nicht leicht. Und gerade jetzt fällt mir auch noch ihr Geruch auf, den sie mit ihrer kurzen Anwesenheit hier hinterlassen hat. Kein Parfüm oder penetrantes Deo, einfach nur frisch und angenehm...
Ach verdammt, SCHLUSS JETZT!
Genervt von mir selbst öffne ich mein Emailpostfach und fange an, meine Nachrichten durchzusehen.




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