"Du glaubst niemals, was ich bekommen habe", erklärt Sam aufgeregt, als ich am Freitag ins Büro komme, und seinem Gesicht nach zu urteilen, kann er es selbst kaum glauben.
"Eine Beförderung?", rate ich ins Blaue und schmeiße meine Uniformjacke lässig über meinen schwarzen Schreibtischstuhl.
Sam legt den Kopf schief und denkt kurz nach. "Ich glaube sogar das was ich bekommen habe ist besser als eine Beförderung." Seine blauen Augen funkeln mit solch einer kindlichen Aufregung, dass all die Härte aus seinem Gesicht verschwindet.
"Besser als eine Beförderung", wiederhole ich nachdenklich. "Na los, spann mich nicht weiter auf die Folter. Was hast du bekommen?", fordere ich ihn ungeduldig auf, mich endlich aufzuklären.
"Eine Vorladung als Zeuge."
Riesige Fragezeichen bilden sich auf meinem Gesicht. "Was daran ist gut? Und vor allem: was daran ist besser, als eine Beförderung?", frage ich verständnislos und setze mich auf meinen Stuhl, ohne meinen fragenden Blick auch nur eine Sekunde von meinem Freund und Partner abzuwenden.
"Erinnerst du dich noch daran, dass ich dir von dem minderjährigen Mädchen erzählt habe, die von ihrem Freund zur Prostitution gezwungen wurde?"
"Malia", antworte ich und er nickt zufrieden. "Malia, genau. Malia ist jetzt achtzehn geworden und hat diesen Bastard angezeigt wegen mehrfacher Körperverletzung und schwerer Zwangsprostitution einer Minderjährigen."
"Und du bist als Zeuge geladen, weil du damals bei ihr zuhause warst und sie befragt hast", schlussfolgere ich.
"Ganz genau. Sie ist da scheinbar irgendwie rausgekommen, hat den Mut gefasst, diesen räudigen Typen anzuzeigen und nun sitzt dieses niederträchtige Geschöpf in U-Haft und wartet auf seinen Prozess." In Sams Stimme liegt blanke Freude.
"Das freut mich wirklich - vor allem für das Mädchen, aber auch für dich. Ich habe bei unserem Gespräch gemerkt, wie schwer es dir im Magen lag, dass ihr den Typen damals nicht dran kriegen konntet. Richtig und wichtig, dass er jetzt scheinbar zur Rechenschaft gezogen wird."
Sam nickt beipflichtend und strahlt über das ganze Gesicht.
"Wann ist die Verhandlung?"
"Nächste Woche Donnerstag um 10 Uhr."
"Da haben wir frei oder?", hake ich nach.
"Ja, da sind unsere freien Tage, Donnerstag und Freitag", stimmt Sam mir zu.
"Perfekt. Dann begleite ich dich."
"Gerne", antwortet er und nickt mir zu. "Schauen wir uns zusammen an, wie sie diese erbärmliche Kreatur vor Gericht auseinandernehmen." Die diebische Freude in seinem Gesicht lässt mich mitschmunzeln. Es tut gut, wenn wir dazu beitragen können, dass die Gerechtigkeit zumindest in Teilen wiederhergestellt wird. Dafür stehe ich jeden Tag auf und Sam genauso.
Wir arbeiten ein bisschen am Computer und besprechen verschiedene Sachen, bis Sam irgendwann fragt: "Wie spät ist es? Können wir schon Mittagspause machen? Ich habe einen Bärenhunger."
Ich greife nach meinem Handy, drücke auf die Sperrtaste und halte es Sam geistesgegenwärtig hin.
"11 Uhr einund.. - Was ist das für ein Hintergrundbild?"
Ich will mein Handy gerade wegziehen, da ist Sam schon aufgestanden und auf mich zugekommen. Mit dem Zeigefinger winkt er zu sich heran. Ich verdrehe die Augen, doch reiche ihm resigniert mein Smartphone.
"Alter, ist das Esmeralda?"
Kleinlaut nicke ich.
Er betrachtet das Bild von uns am Strand ganz genau. Im Hintergrund das blaue Meer und der feine, weiße Sand. Die Sonne geht bereits unter und taucht alles in ein rötliches Licht, was unsere Gesichter wie ein schöner Filter weichzeichnet. Ich habe meinen Arm um Esmeraldas schlanke Schultern gelegt, während sie sich an meine Brust drückt. Wir strahlen um die Wette, sie hat ihren Kopf leicht in den Nacken gelegt um mir in die Augen zu schauen.
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Esmeralda - Smaragdgrüne Augen
RomantizmDas erste, was ich sehe, sind ihre strahlenden Augen. Smaragdgrün, funkelnd wie zwei Edelsteine. Einmal mehr bin ich froh, dass meine Uniform mich nicht nur vor Wind und Wetter schützt und mir eine gewisse Autorität verleiht, sondern dass sie den Po...