Mein Herz klopft aufgeregt gegen meine Brust, als ich hinter Sam durch die weit aufschwingende Glastür trete. Sofort steigt mir der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee, gebratenem Sucuk und Rührei in die Nase und mein Magen meldet sich prompt mit einem leisen Grummeln.
"Sam, Nick, guten Morgen", ruft Erçan uns freudig entgegen. "Guten Morgen", begrüßen wir den Restaurantinhaber wie aus einem Mund. "Frühstück?", fragt er wissend. Ich nicke ihm zu. "Setzt euch hin, ich mache euch was fertig", erwidert er wiederum und deutet auf die Tische im hinteren Bereich des Ladens.
Bemüht unauffällig sehe ich mich einmal im Laden um während ich den Raum durchquere, doch außer Erçan und einem anderen jungen Mann ist noch niemand hier.
"Sie schläft bestimmt noch", verkündet Sam grinsend und fängt meinen Blick ab. Ertappt lasse ich mich an einem der dunklen Holztische nieder.
"Also, was hast du am Wochenende geplant?", wechsele ich das Thema. Ich habe ihn zwar vorhin schon gefragt, aber wir sind irgendwie vom Thema abgekommen.
"Ich gehe morgen mit ein paar Jungs Bike fahren", antwortet er zufrieden.
"Ich wollte auch schon länger meinen Motorradführerschein machen", kommentiere ich frustriert.
"Aber?", hakt Sam nach.
"Keine Ahnung, hab's einfach nie in Angriff genommen."
"Solltest du schnellstmöglich tun. Ist einfach das geilste Gefühl der Welt, wenn du mit 160 Sachen Richtung Sonnenuntergang fährst, gute Musik auf den Ohren und der Wind peitscht um deinen Körper. So frei fühle ich mich nur auf meiner Maschine, sonst nie."
"Hast du eine Rennmaschine oder einen Chopper?", erkundige ich mich neugierig, während Erçan uns zwei dampfend heiße Tassen Kaffee auf den Tisch stellt.
"Einen Chopper, eine Harley-Davidson Fat Boy. Ich stehe eher auf gemütliches Fahren statt auf kopfloses Rasen. Was bringt es mir mit einer Kawasaki Ninja mit über 300 km/h über die Autobahn zu brettern? Ich will ja auch ein bisschen was von der Umgebung sehen, wenn ich fahre und nicht nur konturlose Dinge an mir vorbeischießen sehen."
"Ich bin ja so ein Adrenalin-Junkie, ich stelle mir das schon auch ziemlich gut vor", gebe ich grinsend zu. "Aber ich denke das muss man für sich selbst ausprobieren. Erstmal müsste ich mich eh dazu überwinden den Lappen zu machen."
"Wir machen einen Deal", schlägt Sam vor und lässt mich damit hellhörig werden. "Wenn du bis Ende des Jahres deinen Motorradführerschein hast, machen wir zusammen einen Wochenendtrip und alles geht auf meinen Nacken."
"Das sind doch nur noch drei oder vier Monate", protestiere ich.
"Nur?", fragt er lachend. "Ich habe meinen Motorradführerschein in acht Wochen gemacht. Mein Kollege Khalid, mit dem ich immer fahre, hat sogar nur sechs Wochen gebraucht. Es gibt mittlerweile Intensivkurse, die es dir ermöglichen, den Lappen innerhalb von ein bis zwei Wochen zu machen."
Fordernd hält Sam mir die Hand hin. Ich zögere einen Moment, schlage dann jedoch ein. Ich habe schließlich nichts zu verlieren und ein neues Projekt bringt mich vielleicht auf andere Gedanken.
Nach dem Essen fahren wir wirklich noch einmal durch die Henriettenstraße, entdecken aber weder Esmeralda noch ein anderes Familienmitglied des Serafin-Clans. An der Hauptstraße fährt Sam rechts ran, ich halte mit hektisch aufblinkender Warnblinkanlage neben ihm und lasse das Beifahrerfenster runter.
"Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Fahr vorsichtig und genieße die freie Zeit", rufe ich ihm zum Abschied rüber.
"Das wünsche ich dir auch. Und lass dich ruhig mal von irgendeiner Aushilfs-Beyoncé abschleppen", grinst er mit Anspielung auf die bevorstehende Hip-Hop Party.
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Esmeralda - Smaragdgrüne Augen
RomanceDas erste, was ich sehe, sind ihre strahlenden Augen. Smaragdgrün, funkelnd wie zwei Edelsteine. Einmal mehr bin ich froh, dass meine Uniform mich nicht nur vor Wind und Wetter schützt und mir eine gewisse Autorität verleiht, sondern dass sie den Po...