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Esmeralda und ich gehen gemeinsam in den außenliegenden Raucherbereich. Wir verziehen uns in die hinterste Ecke, um unbeobachtet zu sein und setzen uns unter einen der Heizpilze, da es nachts schon so kühl ist, dass sie in ihrem dünnen Kleidchen sonst bestimmt frieren würde.

"Waren das deine Freundinnen?", beginne ich etwas unbeholfen ein Gespräch und lehne mich gegen die dunklen Polster des schwarzen Rattansofas.

"Ja, Delia und Kyra. Wir waren zusammen in der Schule", plaudert sie bereitwillig aus. "Und mit wem bist du hier?"

"Mit meinem besten Freund, meinem Bruder und zwei anderen Freunden", erzähle ich und mustere sie einen Moment lang. Sie hat ihre schlanken Beine überschlagen, ihre langen Locken fallen offen über ihre Schultern und bedecken einen großen Teil ihres zierlichen Oberkörpers, während das sanfte Licht der Terrasse ihre Gesichtszüge weichzeichnet.

"Du siehst schön aus heute", gestehe ich verzaubert, obwohl es mich eine ganze Portion Mut kostet.

"Ja, im Gegenteil zu unserem ersten Treffen auf jeden Fall", lacht sie über sich selbst.

"Da sahst du auch schön aus", stelle ich unverzüglich klar. "Aber jetzt wirkst du glücklich und das macht dich noch schöner."

"Stimmt schon, aber wer wäre auch glücklich, wenn die Polizei bei einem im Zimmer steht?", entgegnet sie und zieht die Schultern hoch.

Ich rutsche ein bisschen zu ihr auf, um die Lautstärke des Gesprächs zu minimieren, da kein anderer Clubbesucher mitbekommen muss, was an jenem Tag in Esmeralda Elternhaus abgelaufen ist.

"Du hast schon recht, aber..", beginne ich, doch unterbreche mich dann selbst. Ich will weder ihr noch mir selbst den Abend kaputt machen, indem ich ihr jetzt erkläre, dass das in meinen Augen weniger an uns als Polizei als viel mehr an ihrer Familie und deren Einfluss auf sie lag. Ich will die Stimmung nicht ruinieren, ich will ihr nicht zu nahe treten und vor allem will ich nicht, dass sie abhaut.

"Wie auch immer, heute strahlst du wieder und das macht dich besonders schön", stelle ich klar und beende damit das unangenehme Thema.

Im selben Moment wundere ich mich über mich selbst. Normalerweise tue ich mich in Gesprächen mit Frauen, die mir gefallen immer wahnsinnig schwer, doch Esmeralda überschütte ich geradezu mit Komplimenten.

Keine Ahnung, ob mein neu gewonnener Mut an meinem Alkoholpegel oder an meiner Gesprächspartnerin liegt - vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.

"Danke", antwortet Esmeralda und streicht sich geschmeichelt eine ihrer Strähnen aus dem Gesicht. "Du siehst auch wirklich gut aus", gibt sie zurück und lässt ihren Blick gefällig über meine muskulösen Oberarme gleiten.

Ich mache mir nicht besonders viel aus Komplimenten, doch dass ausgerechnet sie sowas sagt, bedeutet mir viel und ich spüre, wie sich meine Wangen leicht röten.

Wir schweigen, als wüssten wir beide nicht, wie wir das Gespräch nun weiter führen sollen, doch es ist kein unangenehmes Schweigen. Ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, das Gespräch auf Krampf mit sinnlosem Smalltalk am Laufen zu halten, sondern genieße es, einfach mit ihr unter dem sternenklaren Himmel zu sitzen und unseren Gedanken nachzuhängen.

"Wie geht es denn Nelu?", fällt mir irgendwann ein. Ich löse meinen Blick von den unendlichen weiten des Nachthimmels und wende mich wieder meiner schönen Begleitung zu. Überrascht sieht sie mich an. Sie scheint sich zu wundern, dass ich mir seinen Namen gemerkt habe.

"Ihm geht's besser, er ist auch wieder zuhause. Er soll sich noch schonen, aber das klappt eher schlecht als recht", erzählt sie mit schwerem Herzen. Wieder ist ihr die Sorge um ihren kleinen Bruder ins Gesicht geschrieben. Er scheint ihr besonders nahezustehen, wohingegen sie sich um Adonis, der bei der Schlägerei ebenfalls verletzt wurde, gefühlt kein bisschen gesorgt hat.

Esmeralda - Smaragdgrüne Augen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt