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Am Abend bin ich frisch geduscht und akkurat frisiert, mit meinem neu gekauften Shirt, ein paar weißen Sneakers, einer dunkelblauen Jeans und meinem besten Parfum gemeinsam mit Louis auf dem Weg zu unserem Freund Luan.

Der junge Albaner hat eine eigene Zwei-Zimmer-Wohnung, nicht weit entfernt von der Disco, in die er uns zum Vortrinken eingeladen hat.

Melvin und Nedim sind schon da und sitzen auf der schwarzen Eckcouch, jeder mit einer Flasche Bier in der Hand. Ich begrüße meine Freunde mit einem Handschlag und lasse mich neben Nedim fallen.

Luan drückt auch mir eine dunkelgrüne Flasche Beck's in die Hand und setzt sich auf meine andere Seite. Im Hintergrund läuft leise Deutschrap und die Stimmung ist bereits ausgelassen.

"Wie geht's euch, Jungs?", erkundigt sich Louis und nimmt einen Schluck aus der gläsernen Bierflasche.

"Man lebt", antwortet Melvin grinsend und zündet sich eine Zigarette an.

"Bist du noch mit Shari zusammen?", hakt Louis interessiert nach.

Melvin prustet laut los. "Nein Bruder, schon lange nicht mehr", antwortet er und schnippst etwas Asche in den schwarzen Aschenbecher.

"Woher soll ich das wissen? Nick erzählt doch nie was", entgegnet er und wirft mir einen strafenden Blick zu.

"Du könntest dich auch einfach selbst mal öfter sehen lassen", ergreift Luan Partei für mich und funkelt meinen Bruder aus seinen braunen Augen angriffslustig an. Seine schwarzen Haare sind mit einer großen Menge Haargel zur Seite frisiert und sein dichter Vollbart liegt perfekt wie auf einem Werbefoto für Bartshampoo.

"Würde ich ja gerne, aber ich arbeite doch auch ständig und wenn ich mal frei habe, bin ich meistens bei Anna."

"Wie lange seid ihr beide jetzt zusammen?", erkundigt sich Melvin und streicht sich eine seiner widerspenstigen dunkelbraunen Afrolocken aus dem Gesicht.

"Fast 10 Jahre", antwortet Louis, nicht ohne eine gehörige Portion Stolz in der Stimme.

"Schon krass, dass die dich schon so lange erträgt", feixe ich. Louis lacht laut auf. "Ja, denke ich mir auch regelmäßig."

"Willst du sie eigentlich heiraten?", fragt Nedim plötzlich. Überrascht fahre ich zu meinem älteren Bruder herum und betrachte ihn aufmerksam. Darüber habe ich noch nie nachgedacht, dabei ist es neben zusammenziehen der nächste logische Schritt in so einer langen Beziehung.

"Klar. Ich habe überlegt, ihr vielleicht an unserem Jahrestag einen Antrag zu machen", gibt er zu.

"Ehrlich?", entfährt es mir. "Hast du mir gar nicht erzählt."

"Weil du zu viel anderes Zeug im Kopf hast mit deiner..", beginnt er, doch ich falle ihm schnell ins Wort, weil ich genau weiß, was jetzt kommt. "Louis, ich erzähle dir nie wieder was", knurre ich angepisst. Mein großer Bruder grinst mich an, seine hellbraunen Augen funkeln belustigt.

"Mit deiner was?", hakt Nedim nach und sieht mich prüfend an. Ich verdrehe genervt die Augen. "Mit meiner neuen Stelle", lüge ich improvisiert.

Ich sehe Nedim an, dass er mir meine Ausrede nicht glaubt. Umso glücklicher bin ich darüber, dass er die Sache auf sich beruhen lässt, auch wenn sein eindringlicher Blick mir verrät, dass das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen ist.

Ich habe keine Geheimnisse vor Nedim, ich würde ihm auch von Esmeralda erzählen, bis jetzt hat sich einfach noch nicht die passende Gelegenheit dazu ergeben, da ich ja verzweifelt versuche, sie mir aus dem Kopf zu schlagen anstatt mich noch mehr mit ihr zu befassen.

Nach dem zweiten Bier wechseln wir zu Jacky-Cola und sind dementsprechend schon ziemlich angeheitert, als unser Großraumtaxi gegen Mitternacht vor dem Pulp hält.

Esmeralda - Smaragdgrüne Augen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt