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Es klingelt lange, bis die vertraute Stimme meines Vaters endlich am anderen Ende der Leitung ertönt.

Gott sei Dank ist er gerade in keiner Verhandlung, denke ich erleichtert.

"Hallo Nick", begrüßt er mich mit ruhiger Stimme.

"Hallo Papa, alles gut?", steige ich vorsichtig in das Gespräch ein, während mein Herz aufgeregt gegen die Brust trommelt.

"Ja, ich arbeite gerade an einem größeren Fall und wälze die Akten. Wie läuft es bei dir? Hast du Pause?", hakt er nach.

"Nein, nicht direkt. Papa, ich habe ein Anliegen", bringe ich zähneknirschend hervor.

"Habe ich mir schon gedacht, dass du mitten während deiner Schicht nicht ohne Grund anrufst", antwortet er und ich höre ihn schmunzeln. "Was kann ich denn für dich tun?"

"Du weißt, dass ich dich noch nie um etwas gebeten habe, was deine Funktion als Staatsanwalt betrifft, aber jetzt brauche ich deine Hilfe. Wir sind doch an dieser Familie dran, die rumänische Großfamilie, die wir wegen zahlreicher Delikte überwachen", erkläre ich und mein Vater brummt bestätigend. "Einer der harmlosen Jungen hat eine Geldstrafe wegen mehrfachem Schwarzfahren bekommen und die ist natürlich nicht beglichen worden."

"Ersatzfreiheitsstrafe?", schlussfolgert mein Vater treffsicher.

"Genau. Nun sitzt er bei uns im Polizeigewahrsam, wird morgen in den Jugendvollzug überführt und ist völlig am Ende. Der ist niemand, dem so ein Schuss vor den Bug mal gut tut. Er ist super sensibel und introvertiert, ich habe einen guten Draht zu ihm und das Gefühl, dass ich ihm ernsthaft bei einem Ausstieg aus der Kriminalität helfen kann. Wenn er wirklich anfängt zu reden, dann kann er für uns auch zu einem wichtigen Kronzeugen werden", erkläre ich, während ich unruhig an meinem Autoschlüssel herumspiele.

"Okay. Du willst also, dass die Ersatzfreiheitsstrafe ausgesetzt wird?", hakt er verstehend nach.

"Genau", bestätige ich kleinlaut. "Und das am Besten so schnell wie möglich, damit ich ihn direkt wieder bei uns aus der Zelle holen kann und ihm alles weitere erspart bleibt."

"Hast du ein Aktenzeichen von dem Vorgang?", fragt mein Vater, nachdem er leise geseufzt hat.

"Nein, gerade nicht parat." "Dann gib mir mal den Namen und das Geburtsdatum des Jungen", fordert er mich auf.

"Nelu Serafin, geboren am 28.11.2004", antworte ich wie aus der Pistole geschossen. Seine Personalien kann ich mittlerweile im Schlaf aufsagen, vorwärts und rückwärts, so oft wie ich sie bereits aufgenommen habe.

"Wieso regelst du das nicht über den Dienstweg? Dein Vorgesetzter kann die Freiheitsstrafe doch beim Gericht aussetzen oder zumindest aufschieben lassen, wenn ihr den Jungen für einen wichtigen Zeugen haltet", rät mein Vater mir nachdenklich, während ich ihn leise im Hintergrund auf seiner Tastatur tippen höre.

"Ich glaube nicht, dass er das machen würde, Papa, außerdem dauert das alles zu lange. Wir wurden heute morgen erst über den Haftbefehl informiert und jetzt sitzt der Junge schon im PG", erkläre ich aufgeregt. Ich merke selbst, wie sich meine Stimme überschlägt. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt.

Ich beiße mir auf die Zungenspitze, um mich maßzuregeln, doch das gelingt mir nur bedingt.

"Nelu Serafin, da habe ich ihn", ertönt die ruhige Stimme meines Vaters und sofort schlägt mein Herz wieder höher.

"Okay, und?", frage ich und trommele unruhig mit den Zeigefingern auf dem Lenkrad herum, während mein Blick über den Parkplatz der Wache schweift.

"Sein Haftbefehl liegt mir vor. 400 € wegen Schwarzfahrens, wie du es gesagt hast. Sobald die Summe beglichen wurde, kann der Junge gehen."

Esmeralda - Smaragdgrüne Augen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt