Kapitel 1

855 51 8
                                    

Einige Wochen vor dem 17. Geburtstag von Faith und mir beginnt unsere Geschichte. Naja, eigentlich beginnt sie schon mit dem Kennenlernen unserer Eltern, aber das ist eine andere Geschichte.

Hope

Da mein Vater uns etwas mitteilen möchte, bleiben wir alle nach dem Mittagessen noch sitzen. Meine Wölfin Tara tigert unruhig in meinem Kopf herum. Was auch immer mein Vater sagen will, es wird uns wahrscheinlich nicht gefallen. "Nun, ich wollte euch Bescheid geben, dass ein Rudel her zieht." "Was? Aber wir sind doch hier." beschwert sich Faith und Jacob stimmt ihr zu. Ich schmunzle und warte ab, was mein Vater noch zu erzählen hat. "Nicht hier. Auf der anderen Seite der Stadt. Wir behalten natürlich unser Revier. Es bleibt auch gleich groß. Nur grenzt es auf der einen Seite an das Revier von Liam und Ben und auf der anderen Seite eben an das des neuen Rudels. Das Gebiet im Norden bleibt neutrales Gebiet, ebenso der Süden." Verstehend nicke ich. Faith und Jacob beschweren sich noch etwas, doch höre ich ihnen schon nicht mehr zu. Meine Mutter lächelt ebenfalls wie ich über das Verhalten von meinen Geschwistern.

Nachdem wir den Tisch abgeräumt haben und ich gehen will, hält mich meine Mutter zurück. "Schatz, könntest du heute Abend für mich beim Theater einspringen? Ich bekam gerade einen Anruf, dass ich bei einer Schwangerschaft gebraucht werde. Du weißt ja, wie lange so etwas dauern kann." "Mom. Du weißt aber auch, dass wir eine Abmachung haben und ich nur noch bei 'Der Besuch der alten Dame' mitmache?" "Ich weiß und ich würde dich nicht fragen, wenn es nicht anders gehen würde." "Kann nicht Faith für dich einspringen?" Sie schaut mit mit hochgezogener Augenbraue an "Du weißt genauso gut wie ich, dass sie zwar singen aber nicht schauspielern kann. Du bekommst auch einen Gefallen deiner Luna." versucht sie mich zu locken.

Leider muss ich gestehen, dass das auch funktioniert. Ein Gefallen der Luna wird als etwas sehr wertvolles betrachtet. "Welches Stück?" Sie umarmt mich "Danke meine Liebe. 'Liebe stirbt nie'. Ben wird das Phantom spielen. Mit ihm hast du ja schon mal gespielt." Ich nicke abwesend und versuche mich an das Stück zu erinnern. Als es mir wieder in den Sinn kommt rufe ich meiner Mutter hinterher "Mom, dass kann ich nicht singen." "Ich glaube an dich mein Schatz. Du schaffst das. Viel Glück." und schon ist sie aus dem Haus. Na toll, worauf habe ich mich nur eingelassen?

Ich will gerade auf mein Zimmer gehen, als sich die Haustür wieder öffnet. "Ach ja, du musst Jacob mitnehmen, er spielt Gustav heute. Viel Spaß, auch wenn ich irgendwas noch vergessen habe." Und schon ist meine Mom wieder verschwunden. Ich schaue auf die Uhr. Gut, wenn ich mit Jacob fahre und den Text durchgehe, sollte ich in einer Stunde los.

"Jacob! Beeil dich, ich will los." "Jaja, ich komme ja schon." Höre ich es von oben runter hallen. "Du weißt, was 'Jaja' heißt?" frage ich ihn, während er die Treppe herunter kommt. Er grinst mich spitzbübisch an. "Ja" Kopfschüttelnd lege ich einen Arm um seine Schultern und zusammen gehen wir raus. Für einen 9 Jährigen ist er ziemlich erwachsen. Das kommt wohl von seinem Alpha-Wolf. Dad hat tagelang wie ein Honigkuchenpferd gegrinst, als er bei der Geburt erfahren hat, dass er einen Nachfolger hat.

Zum Glück hat uns ein Rudelmitglied in die Stadt mitgenommen, sodass wir die letzte Strecke zu Fuß problemlos laufen können. Kaum sind wir durch den Bühneneingang, wurden wir beide von Crissy, der Kostümbildnerin in die Arme genommen. Sie ist hier wie eine Mutter für alle, die im Theater arbeiten. "Hallo ihr Schätze. Wie geht es euch?" "Gut, danke." antworte ich für uns beide. Sie nickt aufgeregt. "Schön, schön. Komm Hope, wie müssen schauen, ob die Kostüme deiner Mutter dir passen. Aber da ihr so gut wie gleich groß seid, müsste das kein Problem sein."
Ja, für eine Omega bin ich recht groß, doch für eine 'normale' Frau, bin ich klein. Ich finde es sieht immer süß aus, wie meine Mutter meinem Vater nur bis zur Brust geht, aber wenn ich dann Faith neben meinem Vater sehe, bin ich immer neidisch. Sie könnte ihren Kopf problemlos auf seine Schulter ablegen. Das ist auch der einzige große Unterschied zwischen Faith und mir.

Jacob und ich folgen Crissy in ihr Reich. Neugierig verschwindet Jacob im Reich der Kostüme. Das habe ich früher auch immer gerne gemacht, wenn Faith und ich unsere Mutter begleitet haben. Immer haben wir etwas neues entdeckt. Und das beste, man kann hervorragend Verstecken spielen, sodass selbst unser Vater teilweise Probleme hatte, uns zu finden. Das waren schöne Zeiten.

Seit ich letztes Jahr mich in eine Omegawölfin verwandelt habe, habe ich auch ein paar Charakterzüge von Omegas übernommen. Ich bin inzwischen viel unsicherer und das merkt man leider auch auf der Bühne. Ich singe und spiele zwar für mein Leben gerne, aber meine Nervosität und Unsicherheit meiner Wölfin vor jeder Aufführung hätten mich beinahe wahnsinnig gemacht, sodass ich aufgehört habe. Hin und wieder spiele ich noch auf der Bühne, aber nicht mehr so viel wie früher. Daher komme ich verrückterweise mit der Nervosität und Unsicherheit von ihr viel besser zu Recht, da ich sie nicht mehr alle zwei Tage habe, sondern nur hin und wieder. Um es gesamt aufzugeben, liebe ich es viel zu sehr und kämpfe daher immer wieder mit meiner Wölfin. Ein weiterer Trick ist der, dass ich mir eine Kräutersalbe unter die Nase schmiere. So kann ich nichts anderes mehr riechen und mich voll und ganz auf meine Mitspieler auf der Bühne konzentrieren.

Inzwischen bin ich zusammen mit Onkel Ben und Jacob meinen gesamten Text nochmal durchgegangen. Zum Glück meiner Mutter habe ich was Musicals und dergleichen betrifft ein unverbesserliches Gedächtnis. Ich brauche es nur einmal zu hören und kann es dann selber auswendig. Leider gilt das nicht für die Schule. Da sitzen Faith und ich teils Stunden an den Aufgaben. Bedauerlicherweise können wir uns gegenseitig auch nicht wirklich helfen, da wir nur den Deutsch-Kurs zusammen haben. Daher hat mein Vater auch dafür gesorgt, dass eigentlich in jedem meiner Kurse auch andere Rudelmitglieder sind. So auch Max, mein bester Freund, wobei er sich freiwillig gemeldet hat.

Um nochmal zurückzukommen auf Onkel Ben. Er ist nicht wirklich mein Onkel, aber er und meine Mutter hatten sich am Broadway kennengelernt und sind Freunde geworden. Als es dann fast zu einem Kampf mit dem Nachbarsrudel kam, hat Ben geholfen diesen zu schlichten. Er ist nämlich der Mate von Liam, der Sohn des angreifendem Alpha. Dadurch bekam Liam genügend Kraft, um gegen seinen Vater anzugehen. Tja und seitdem sind unsere Rudel eng verbunden. Das Zeichen für den fünf Minuten Call reist mich aus meinen Gedanken. Na dann mal los.

(Einen schönen 1. Advent wünsche ich euch. Ja ihr seht richtig, es kann endlich losgehen mit dieser Geschichte. Allerdings will ich kurz anmerken, ich muss für zwei Prüfungen lernen und danach kommt der Bachelor. Ich weiß also nicht, wie regelmäßig ich zum schreiben komme. Meist nutze ich es zur Ablenkung. Nehmt euch also kein Beispiel an mir, dass ist wirklich eine furchtbare Angewohnheit von mir.)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt