Kapitel 14

699 54 10
                                    

Hope

Du warst wunderbar. Höre ich eine Stimme, die ich bisher nur einmal gehört hatte und das war bei meiner Chemie-Katastrophe. Ich drehe mich, um zu schauen, ob er hier ist. Doch er hat es wirklich über den Mind-Link gesagt. Aber wie? Nur wenn das Band zwischen Mates stärker ist, entsteht der besondere Mind-Link zwischen Mates, sodass sie immer in Kontakt treten können. Hoffentlich ist das ein gutes Zeichen. Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich es noch ertrage. Die Schmerzen, die ich von Tara hin und wieder bekomme sind, tja nun mal schmerzhaft. Sie braucht ihren Mate.

Als Omegawölfin kann sie es nicht lange ohne ihren Mate aushalten. Sie braucht die Nähe. Immerhin hat er Faith abgelehnt und nicht mich. Ich wüsste nämlich nicht, ob Tara dies überlebt hätte. Und wenn ich Tara verloren hätte, wäre ich ihr wahrscheinlich wenig später auch gefolgt. Ich möchte nicht mehr ohne sie leben, auch wenn ich einige Einschränkungen durch sie habe, aber ich hab sie lieb. Wir hatten mehr Glück als Verstand. Und sollte Samuel je etwas mit mir zu tun haben wollen, dann sollte er gehörige zu Kreuze ziehen, denn er hat schließlich unseren möglichen Tod billigend in Kauf genommen.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mir meine Mutter ein Feuchttuch und Kaffeepulver hin hält. Lächelnd nehme ich es ihr ab und wische mir unter der Nase die Kräutercreme weg. Danach rieche ich an dem Kaffee, um meinen Geruchssinn wiederherzustellen, da er alle vorherigen Gerüche neutralisiert. Faith kommt mir entgegen gehüpft. "Du warst fantastisch. Man konnte die Liebe zu Alfred regelrecht spüren, genau wie die Enttäuschung und der Verrat." Sie umarmt mich, was ich grinsend erwidere. Zusammen gingen wir in das Foyer des Theaters. Dort findet die After-Party statt. Alle Darsteller*innen werden klatschend empfangen. Wir posieren auf der Treppe und lassen Fotos für die Zeitung machen. Als dies endlich vorbei ist, hole ich mir etwas zu trinken und nehme einen tiefen Atemzug. Ich kann alles mögliche riechen, aber nicht den Geruch, den ich gehofft hatte wahrzunehmen. Die Hoffnung von eben verschwindet wieder. Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein.

Den Abend lasse ich mir aber trotzdem nicht vermiesen. Gemeinsam mit meiner Familie und einem Teil des Rudel hatte ich so noch viel Spaß. Nun aber sehr müde, bin ich zusammen mit meinen Eltern und Faith auf dem Weg zurück nach Hause. Eine Aufführung löst bei mir zwar immer ein Hochgefühl aus, aber heute bin ich immer müder geworden auf der Party. Das es Tara nicht gut geht, spüre ich auch immer stärker.

Den Sonntag habe ich eigentlich nur liegend verbracht. Meine Mutter hatte mich zwar dazu gezwungen aufzustehen und an die frische Luft zu gehen, aber viel weiter als bis zu Adalid bin ich nicht gekommen. Ich sitze oder auch liege halb auf ihm, während er gemütlich weiter das Gras rupft. Aus einen Grund, der mir unklar ist, geht es auch Tara in der Nähe von Adalid besser. Schon irgendwie komisch, da alle anderen Werwölfe eher einen großen Bogen um ihn machen. Selbst Faith hat wenig mit ihm zu tun und kommt nur in die Nähe, wenn ich auch dabei bin.
Von gestern bin ich immer noch müde, wodurch ich auch nicht zu mehr Lust habe, als auf Adalid zu sitzen/liegen. Ich beobachte die Wolken und genieße den Spätsommer. Es ist noch erstaunlich warm für Ende September. Die Schule hat seit eineinhalb Monaten wieder begonnen und die Herbstferien sind wieder in Sicht. Dieses Jahr sind sie recht früh. Trotzdem haben Faith und ich noch während der Schulzeit Geburtstag. Allerdings beginnen die Ferien wenige Tage später. Und zu unserem Geburtstag sind es nur noch ein paar Wochen.

Nachdem ich noch über so einiges philosophiert hatte gestern, gab es auch schon Abendessen. Danach verbrachten Faith und ich den Abend zusammen. Die letzten Nächte habe ich immer bei ihr im Bett mit geschlafen, da ich ansonsten gar nicht geschlafen hätte. Heute ist Montag und ich freue mich, denn heute habe ich in der letzten Stunde Chemie. Da kann Tara wieder seine Nähe spüren und ihr wird es für ein paar Stunden wieder besser gehen.
Da Faith während der Mittagspause ein Treffen mit den Cheerleadern hat, kann ich in die Cafeteria. Zusammen mit Max holen wir uns etwas zu Essen und gehen zu dem Tisch, wo unser Rudel immer isst.

Doch heute ist der Tisch voller, da einige Football-Spieler ebenfalls am Tisch sitzen und mit einigen der Jungs über die nächsten Spiele reden. Seit mein Grandpa letztes Jahr in Rente gegangen ist, ist das Team schlechter geworden. Die Jungs erzählen, dass der neue Coach total blöd sei und es ihnen auch kein Spaß mehr macht. Dies verheimlichen sie aber vor meinem Grandpa. Er genießt in seinem Haus seine Freizeit, wenn er nicht gerade bei uns ist.

Da jedenfalls nur noch ein Platz frei ist, schaue ich bittend Max an. Er verdreht die Augen aber nickt. Ihm wäre es lieber, wir würden an einem anderen Tisch sitzen, aber beim Essen kommt Tara auch immer mehr durch. Durch sie fühle ich mich dann immer sehr unwohl, wenn ich esse und dabei nicht bei meinem Rudel bin, aber von Fremden umzingelt. Meine Kehle verschließt sich dann immer und ich bekomme nichts runter.

Um auf den einen Platz zurückzukommen. Max hat sich hingesetzt und ich setze mich auf seinen Schoß. Dabei lehne ich mich nach rechts und Max kann sich nach links an mir vorbei schieben. So haben wir teils schon Jahrelang gegessen, wodurch wir richtig gut dabei sind. Wir kommen uns nicht in die Quere und ich spüre die Nähe zu meinem Rudel, wodurch Tara etwas ruhiger wird und ich essen kann. Wir unterhalten uns mit einigen aus dem Theater-Kurs. Ich werde auch gefragt, warum ich letzte Woche nicht da war, doch zum Glück kann ich die Frage umgehen.

Ich bin fertig mit dem Essen und schiebe den Teller zu Max, sodass er meine Reste bekommt, da ich als Omega auch nicht mehr so viel esse, mal davon abgesehen, dass mir die Portionen hier immer schon zu groß waren. Als ich den Geruch nach Regen rieche, richte ich mich auf. Tatsächlich kommt er gerade mit seinem Rudel hinein. Es sind jetzt, wenn ich das richtig zähle 18 Werwölfe. Anscheinend waren letzte Woche noch nicht alle da gewesen. Anders zu uns, verteilt sich die Gruppe in der Cafeteria. Bei Samuel bleiben Kai, drei andere Jungs und zwei Mädchen. Das eine war schon letzte Woche da und das andere Mädchen nicht. Diese richtet sich aber plötzlich auf und atmet tief ein. Dann zuckt ihr Blick zu unserem Tisch, genauer gesagt zu Max und mir. Sie erdolcht mich regelrecht mit ihren Blicken, während sie zu uns kommt. Zuerst verstehe ich nicht, was ihr Problem ist, doch dann macht es klick.

Ich versuche gerade aufzustehen, als sie mich grob von Max zieht und mir gefährlich ins Ohr knurrt "Wage es auch nur noch einmal, dich meinem Mate zu nähern und ich reiße dir die Kehle aus dem Hals." Ich wimmere auf, da sie eine Gamma ist und wenn ich es richtig wahrnehme, wird sie einen hohen Posten im Rudel einnehmen. Sie lässt mich plötzlich los, sodass ich mich nicht fangen kann und falle. Dabei stütze ich mich blöd mit meiner Hand ab und ich höre ein Knacksen. Ich wimmere nun etwas lauter und taste vorsichtig mein Handgelenk ab. Entweder es ist gebrochen oder ich habe mal Glück und es ist verstaucht.

Ich wende mich nun wieder meiner Umgebung zu und bekomme noch mit, wie Max mich beschützt. "Vielleicht bist du meine Mate, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, meine beste Freundin einfach so dreckig zu behandeln." Er schimpft noch weiter vor sich hin. Dabei bemerke ich auch, dass sich mein Rudel um mich gesammelt hat, um mich falls nötig zu beschützen. Als ich wieder zu dem Mädchen schaue, tut sie mir Leid. Sie schaut bestürzt und hat den Kopf geneigt vor Max, der vom Rang her ein 'Normaler' Wolf ist und damit eigentlich unter ihr steht. Als sie meinen Blick bemerkt, schaut sie mir in die Augen. Ich erkenne echte Reue, wodurch ich ihr sanft zu lächle. Sanft zupfe ich an Maxs Hose, da ich immer noch auf dem Boden sitze. Er wendet sich mir zu und hilft mir, wieder hoch zu kommen. "Ich glaube sie hat es verstanden Max." "Pff." kommt es nur von ihm. Dies lässt sie zusammenzucken. Oh je, die Arme. Max will mich gerade mitziehen, als ich eine sanfte Berührung an meinem Arm spüre. "Es tut mir sehr Leid." sagt das Mädchen. Lächelnd nicke ich und gehe mit Max, der mich schließlich zum Krankenzimmer bringt.

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt