Aber ich bin ein Wolf

Kapitel 42

Hope

Sobald wir einen Pulli und eine Jogginghose anhaben, kehren Sam und ich zurück zu Serena und Steve. Fragend schauen sie uns an. „Was verschafft uns die Ehre eure Besuchs? Und vor allem, wer war der feindliche Wolf?" verlangen sie nach Antworten.

Im Schnelldurchlauf erläutere ich, was seit unserem letzten Treffen alles passiert ist. Verstehend nicken alle. „Und was wollt ihr nun von uns? Du weißt Hope, wir mischen uns bei Streitigkeiten zwischen euch Werwölfen nicht ein." wirft Serena ein „Ich weiß. Deshalb bin ich auch gar nicht hier, naja jedenfalls nicht um euch direkt um Hilfe beim kämpfen zu bitten. Aber ich hätte eine Idee und eventuell könntet ihr dabei helfen." erkläre ich unser Auftauchen.

„Nun denn, was ist deine Idee?" harkt Steve nach. „Die Werwölfe, die uns angreifen, töten Unschuldige. Ich hatte gehofft, dass uns vielleicht mein Großonkel Fynn und Ellinor helfen könnten. Schließlich jagen sie auch Werwölfe, die unrechtes tun." lege ich mein Anliegen dar. Die anwesenden Hexen ziehen scharf die Luft ein und beginnen zu tuscheln. „RUHE!" verlangt Serena und sofort ist es still. „Ich kann deinen Gedankengang verstehen Hope. Doch sie jagen nur die, die wirklich Schlimmes getan haben. Sie müssten schon Massenmörder sein. Selbst wenn, wir können sie auch nicht rufen, nur ein bestimmtes Wesen könnte es." versucht Serena mir sanft zu erklären.

Verzweifelt rufe ich aus „Aber sie löschen fast eine gesamte Rasse aus." Nun richtet sich Steve auf. „Aber die Werwölfe sind zahlreich, sie stehen nicht kurz vorm aussterben." Verlegen schaue ich auf den Boden. Sam berührt mich sanft am Arm. „Vielleicht hilft es, wenn sie wissen, welches Wesen du und deine Mutter seid." flüstert er mir ins Ohr. Ich schaue zu ihm auf. Aufmunternd lächelt er mich an.

Seufzend schaue ich zu den anderen Hexen. „Verspricht ihr, dass ihr diese Info nicht gegen unser Rudel verwendet?" Verwirrt schauen sie sich an. „Hope, wir können zwar in dieser Angelegenheit nicht helfen, aber ansonsten stehen wir loyal zu euch. Das wird sich nicht ändern." verspricht Serena. Ich nicke „Meine Mutter und ich sind Flüstere. Deswegen macht das Rudel Jagd auf uns. Sie behaupten, dass Flüstere Mates auseinander bringen und rechtfertigen so ihr Handeln. Dadurch ist die Zahl der Flüsterer extrem gesunken. Wir haben nichts getan und trotzdem werden wir und unser Rudel getötet." Sprachlos schauen mich alle an, bis Penelope anfängt zu lachen.

„Es tut mir Leid, aber das passt viel zu gut." japst sie und versucht ihr Lachen zu unterdrücken. Verwirrt schauen Sam und ich zu ihr. „Was meine Tochter meint ist, dass nur ein Flüsterer die Wilde Jagd gezielt rufen kann." erklärt Serena schmunzelnd. Erstaunt schaue ich zu ihr. „Und wie?" frage ich aufgeregt. „Es ist im Prinzip sehr simple. Du musst eigentlich nur aussprechen, dass die Wilde Jagd kommt und sie kommt. Allerdings kommen sie nicht bei jedem Ruf. Die Chance kann man erhöhen, indem man singt. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber Flüsterer sind viel stärker, wenn sie nicht nur einfach sprechen, sondern auch singen." erläutert Steve. „Ich kann doch nicht einfach jetzt ein Lied komponieren." panisch fahre ich mir durch meine Haare. „Du kannst ja auch ein schon bestehendes Lied nehmen. Da gibt es so einige. Aber das ist das einfache. Das Problem ist, dass du überleben muss, bis Fynn und Ellinor auftauchen. Ellinor ist die Anführerin, was bedeutet, dass sie erst zum Schluss erscheint. Solange muss du der Wilden Jagd entkommen und das Lied weiter singen."

Sprachlos schaue ich Penelope an. Ja, dass könnte ein Problem sein. Ich bin ja jetzt schon total fertig. Außerdem kann ich in meiner Wolfsgestalt auch nicht singen. Es klopft an der Tür und eine Hexe kommt herein. „Entschuldigung für die Störung, aber da ist ein weißes Pferd aufgetaucht." „Moonshine! Mit ihr könnte ich es schaffen. Wenn ich sie reite, kann ich währenddessen auch singen. Wir bräuchten nur vielleicht einen Energieschub." überlege ich. „Na mit dem können wir helfen." grinst Serena. Sie legt mir ihre Hand auf meine und verpasst mir einen Impuls. „Au." sofort ziehe ich meine Hand weg. Doch auch gleich darauf spüre ich, wie ich neue Energie bekomme. Auch Sam bekommt einen Energieschub. „Danke." bedanke ich mich dann bei Serena. „Gut, dann sollten wir vielleicht los. Sobald ihr alles geklärt habt, werden wir euch Portale schicken, sodass ihr wieder nach Hause könnt und eure Rudel unterstützen könnt." teilt uns Steve mit.

Sobald wir draußen vor der augenscheinlichen kleinen Hütte stehen, in der aber alle aus dem Zirkel wohnen, kommt Moonshine schon auf mich zu getrabt. Ich streichle ihr über ihre Stirn. „Hier, das Lied passt perfekt. Sobald du anfängst zu singen, müsste ein Sturm aufziehen. Das ist dein Zeichen dafür, dass du galoppieren musst. Die ersten Rider haben noch keine Pferde und sind dadurch langsamer. Dann kommen die Rider mit Pferden. Nach ihnen kommen die Höllenhunde. Wenn du Glück hast, dann ist Fynn schon bei den Höllenhunden dabei, da er ihr Alpha ist. Der General ist der Vorletzte. Er ist der Bruder von Ellinor, aber ein echter Rider. Schließlich kommt Ellinor, die Anführerin, sie müsste dich erkennen und die Jagd beenden. Wenn nicht, dann können wir nichts machen. Sobald sie dich erwischt haben, kommst du in die Wilde Jagd und aus dieser gibt es kein entkommen, jedenfalls nicht wenn du ein befleckte Seele hast. Willst du das wirklich?" versucht mir Penelope hastig alles zu erklären.

„Ich habe keine andere Wahl, wenn ich unseren Rudeln helfen will. Passt ihr auf Sam auf? Ich will nicht, dass er irgendwie dazwischen gerät." bitte ich sie. Sie nickt. Sam will protestieren, doch unterbreche ich ihn. „Genau wie ich dich heute alleine lassen musste, muss ich das nun alleine machen." Er scheint mit sich zu kämpfen, doch nickt dann verbissen. „Pass du auf dich auf." bittet er mich. Ich nicke und steige auf den Rücken von Moonshine. Während Serena auch Moonshine nochmal Energie überträgt, höre ich mir das Lied einmal an. Es ist schön und wirklich passend. Mit einem letzten Blick zu Sam, beginne ich mit Liebe zu singen.