Kapitel 10

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Hope

Der Morgen verlief ziemlich normal, abgesehen davon, dass meine Eltern mich beide prüfend angeschaut haben. Gerade gehe ich mit Max zu dem spezial Hope-Tisch im Chemie-Labor. In Chemie kommt es besonders zu gute, dass wir beide so ein gutes Team sind. Max kann das praktische und ich das theoretische. Wir setzen uns also an den einzigen Tisch in der letzten Reihe.

Bevor unser Lehrer mit dem Unterricht anfangen kann, klopft es an der Tür und mein Mate und ein weiterer aus seinem Rudel treten ein. Unser Lehrer wird aufmerksam „Ah, Sie müssen Kai und Samuel sein. Prima, bevor ihr euch einen Platz sucht, bleibt einfach hier vorne stehen, da ich die Gruppen neu mischen werde." Sie nicken beide und bleiben dort stehen. Samuel lässt seinen Blick durch die Reihen schweifen, als er mich bemerkt. Für eine Millisekunde sehe ich Freude, ehe sein Blick grimmig wird.

Unser Lehrer beginnt zu erklären. „Für den Rest des Schuljahres werde ich euch in neue Paare ordnen." Und so beginnt er Namen aufzuzählen und mein Blick schweift nach draußen. Er wird weder mich noch Max aufrufen, das würde in .. „Und Max du gehst bitte mit Kai an einen der Tische hier vorne bitte. Und Samuel gehe bitte zu Hope" Ich springe erschrocken auf „Was? Das können Sie doch nicht machen?" Er schaut zu mir „Du siehst doch, dass ich es kann. Sehe es als Chance besser zu werden in Chemie." „Aber das wird in einer Katastrophe enden." versuche ich ihn zu überreden, doch er ignoriert mich und beginnt mit dem Unterricht. Samuel setzt sich langsam neben mich und sieht geknickt aus. Oh je, er muss meine Worte völlig falsch verstanden haben, so als würde ich nicht mit ihm arbeiten wollen, aber „Hope, würdest du bitte an die Tafel kommen und die chemische Reaktion lösen?" holt mich mein Lehrer aus den Gedanken.

Ich gehe also nach vorne, schaue mir kurz die Gleichung an und löse sie dann. Anerkennend nickt mir der Lehrer zu. Ja, in der Theorie bin ich super, aber in der Praxis geht immer irgendwas schief und ich spreche aus Erfahrung. Schließlich gibt es den spezial Hope-Tisch nicht umsonst. Die halbe Stunde über erklärt unser Lehrer den Versuch. Ich mache mir fleißig Notizen und weiß so schon, dass wenn Samuel nicht gut ist in Chemie, es ein Problem geben wird. „So, dann holt euch wenn ihr wollt Schutzkleidung, aber bis auf die Brillen ist nichts Pflicht." Während Samuel noch seine Notizen beendet, gehe ich zu der Schutzkleidung und schnappe mir alles, also Brille, Mantel und Handschuhe zweimal. Wieder am Platz gebe ich auch Samuel jeweils alles.

Fragend schaut er mich an „Wir brauchen doch nur die Brillen?" „Glaub mir, Hinterher bist du über jede Schutzkleidung froh." Verwirrt schaut er mich an, zieht aber alles an. Zusammen holen wir alles für den Versuch und bauen es auf. Dann fangen wir an die erste Substanz zu erhitzen. „Warum steht der Tisch hier in der letzten Reihe alleine und wieso sitzt keiner in der Reihe vor uns?" fragt er nach. Ich lese nochmal nach, ob ich die zweite schon hinzufügen soll und wie viel, als ich ihm beginne zu antworten „Max ist der, der den praktischen Teil normalerweise alleine macht. Ich bin da eher so semi gut. Naja wohl eher Grotten schlecht, wenn man bedenkt, dass man wegen mir schon zweimal den Raum renovieren musste." Ich zucke die Schultern und kippe die Flüssigkeit in die erste, wird schon schief gehen. Ich kneife meine Augen zu, doch nichts passiert. Puh, war wohl richtig, aber die Flüssigkeit wäre dann eh nur schleimig geworden, also nicht ganz so schlimm. Samuel reicht mir das nächste und ich messe es ab. „Ich würde ja die Versuche übernehmen, aber in Chemie bin ich generell sehr schlecht." Ich grinse ihn kurz an, ehe ich die Flüssigkeit ebenfalls hinzu kippe.

Mit angehaltenem Atem schaue ich auf die vermischten Flüssigkeiten. Doch nichts passiert. Nicht mal die Reaktion, die nun eigentlich ablaufen sollte. „Hm, eigentlich sollte sich die Konsistenz jetzt verändern." Ratlos sehe ich, wie Samuel sich am Kopf kratzt. Von ihm abgelenkt, bemerke ich nicht, dass die Reaktion beginnt. „Also soll es nicht grün werden?" fragt er und deutet auf das Glas. Panisch schaue ich wieder darauf. Es beginnt immer stärker zu blubbern und es nimmt tatsächlich eine giftgrüne Farbe an. Meine Augen werden groß und ich rufe „RUNTER" währenddessen reiße ich Samuel mit mir runter und sehe, wie auch alle anderen Schüler sich ducken. Doch sind Samuel und ich etwas langsam. Mit einem riesigen Knall spritzt das grüne etwas in alle Richtungen. Da es durch den Schwung auch noch umkippt, läuft es uns beiden auf den Kopf. Zum Glück sind wir beide Werwölfe, wodurch uns die Temperatur zwar schon etwas verbrennt, aber es auch gleich wieder geheilt sein wird.

Langsam richten wir uns alle wieder auf. Ich schaue mich um, der am nächste belegte Tisch ist ebenfalls von Rudelmitgliedern belegt, wodurch die paar Mini-Tropfen, die sie abbekommen haben, auch nicht groß schlimm sind. Das meiste haben sowieso der Boden und wir beide abbekommen. Der Lehrer kommt sofort auf uns zugeeilt. Vorwurfsvoll sage ich zu ihm „Ich habe ihnen doch gesagt, dass es nur in einer Katastrophe enden wird." Er muss sich redlich das Lachen verkneifen, als er spricht „Ja, aber ich dachte auch, dass du vielleicht im letzten Jahr von Max gelernt hast, wie man ein Experiment ordentlich durchführt. Ihr macht das bitte noch sauber und dann könnt ihr nach Hause gehen, ich entschuldige euch für den restlichen Tag. Aber verletzt ist keiner oder?" wendet er sich am Schluss zum Kurs. „Klar, die Frage stellt er zum Schluss." flüstere ich leise vor mich hin und hole Tücher.

Wir haben doch sage und schreibe dreieinhalb Stunden gebraucht, um den Raum wieder sauber zu bekommen. Das Problem war, dass das klebrige Zeug nach kurzer Zeit steinhart wird. Ich freue mich jetzt schon, es aus meinen Haaren zu waschen. Samuel und ich haben währenddessen nicht viel geredet. Es war angenehm ihm so nahe zu sein, selbst die Ruhe zwischen uns war nicht ungewohnt. Eher so, als sollte es immer so sein zwischen uns.

Als wir also endlich vor der Schule stehen, fragt er mich „Soll ich dich nach Hause fahren?" Ich lächle ihn sanft an „Danke, aber wenn du nicht Bekanntschaft mit einer wütenden Luna machen willst, rate ich dir ab." „Wütende Luna?" fragt er verwirrt. „Ja, ich habe meinen Eltern erzählen müssen, dass ich mit dem neuem Rudel nicht zurecht komme, da ich eine Omega bin. Nun sie haben es nicht so toll aufgenommen. Dementsprechend würde ich es dir nicht raten. Aber danke für das Angebot." ehe er noch etwas sagen kann, verschwinde ich.

Ich gehe zum Waldrand, wo Jacob und ich unsere Klamotten gestern versteckt haben. Diese hole ich nun hervor und packe sie in meinen Rucksack, den ich, warum auch immer in meinem Spind zum Glück heute gelassen hatte. Hatte ich gestern nicht noch einen Schal dabei? Ach egal, den hatte ich bestimmt schon im Rucksack. Dann mache ich mich auf den Fußmarsch, da ich das grüne Zeug nicht in meinem Wolfsfell haben will.


(Zwar etwas spät aber: Einen schönen dritten Advent. Für alle die es nicht gesehen haben: Ich habe die Kapitel wieder überarbeitet. Auch Kapitel 6 mit ein paar kleinen Sätzen. Vielleicht wird so Sam's handlen verständlicher.)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt