Kapitel 16

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Hope

Max und ich kommen gemeinsam an der Schule an. Gleichzeitig schauen wir beide zu unseren jeweiligen Mates. Ich drehe mich zu Max und er sich zu mir. "Konntet ihr es klären?" frage ich ihn. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie seine Mate wieder auf uns zustürmen will, nur wird sie dieses Mal von Samuel aufgehalten. Auch Max scheint es bemerkt zu haben. "Anscheinend noch nicht ganz. Ich hoffe sie legt das Verhalten irgendwann ab." "Spätestens doch bei der Markierung. Aber vielleicht solltest du ihr mich vorstellen?" Max wird rot, doch nickt dann entschlossen. Er nimmt meinen Arm und zieht mich zu ihr hin. Also auch zu allen anderen aus ihrem Rudel. "Max, ich weiß nicht, ob das jetzt eine gute Idee ist." versuche ich ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. "Papperlepapp. Das war dein Vorschlag." "Woher sollte ich auch ahnen, dass du ihn sofort umsetzen willst." murre ich vor mir hin, während wir zum stehen kommen. Nervös knete ich meine Finger. "Hope, das ist Lola meine Mate und Lola, dass ist meine beste Freundin Hope" schüchtern lächle ich sie an, was sie erwidert. Doch bevor wir beide etwas sagen können, ertönt eine andere Stimme "Beste Freundin?" Ich schaue zu Samuel "Beste Freunde. Er ist wie ein Bruder für mich" dabei wende ich mich auch wieder Lola zu. Betrübt und ehrlich schaut sie zu mir "Es tut mir so Leid, wie ich gestern reagiert habe. Ich war selber viel zu sehr von meiner Wölfin überrascht, wodurch ich sie nicht so schnell wieder unter Kontrolle bekam. Eigentlich ist sie eine sehr ruhige und überlegte Wölfin und so ein Verhalten entspricht ihr überhaupt nicht." Bevor sich Lola um Kopf und Kragen redet unterbreche ich sie. "Es ist alles gut. Die Wölfe reagieren alle wohl unterschiedlich, wenn sie ihre Mates finden. Die einen reagieren über, sind eifersüchtig, werden aggressiv oder lehnen die Mate ab." Beim letzten Punkt schweift mein Blick kurz zu Samuel und ich kann sehen, wie er seinen Blick reuevoll senkt. Bereut er es? Wenn ja, warum sagt er nichts?
Die Schulklingel erlöst uns von diesem Moment und ich gehe zum Unterricht.

Samuel

Beste Freunde. Wenn das stimmt habe ich noch so vieles mehr falsch gemacht. Ich war so dumm. Wieso war ich so blöd? Ich werde an der Schulter berührt, was mich aufschauen lässt. Lola steht als einzige noch vor mir. "Irgendwas sagt mir, dass du was dummes angestellt hast." Ich nicke schuldbewusst. "Es hat mit Hope zu tun oder?" mein Blick schießt wieder zu ihr hoch. "Woher?" Lola lächelt sanft. "Du hast mir gestern noch ganz schön eine Standpauke gehalten, wie ich es wagen konnte sie zu verletzen. Außerdem die Blicke, die ihr beide euch zuwerft, sind eigentlich schon Indiz genug. Da wundert es mich, dass noch kein anderer aufmerksam geworden ist." "Ich habe sie abgelehnt." flüstere ich. Lola schaut mich entgeistert an, bevor sie mir einen Kinnhaken verpasst. Ich reibe über mein Kinn. "Du verdammter Idiot. Man kann dich auch keine Woche alleine lassen, ohne dass du einen katastrophalen Fehler machst. Was sagt Kai dazu?" Ich antworte ganz leise und sie fragt nach "Er weiß nichts davon. Du bist die erste überhaupt, mit der ich darüber rede." Sprachlos schaut sie mich an.

Als sie sich wieder gefasst hat beginnt sie ihre Schimpftirade. Geduldig lasse ich alles über mich ergehen. "Was sagt Yoki dazu?" Erstaunt das sie nach ihm fragt antworte ich ihr "Er hat versucht mich abzuhalten. Als ich schließlich vor ihr stand, hat er sich zurückgezogen. Ich weiß er ist noch da, aber er ist wie weg. Er hat seitdem nicht mehr mit mir geredet. Das Mateband ist wie ausgelöscht. Ich kann mich nicht mehr in meinen Wolf verwandeln. Trotzdem bekomme ich noch rote Augen." "Von Yoki hätte ich auch kaum etwas anderes erwartet. Er bestraft dich dafür. Und die Augen kommen wahrscheinlich daher, dass du eben Alpha-Blut hast. Davon kann dich niemand trennen. Wenn es also um etwas geht, was für dich von Bedeutung ist, kannst du rote Augen bekommen, auch wenn dein Wolf gerade nicht da ist." "Was soll ich jetzt machen Lola? Ich wollte sie nach der Ablehnung ansprechen und mich entschuldigen. Dann aber sah ich sie mit diesem Max. Sie sahen so glücklich zusammen aus, dass ich gedacht hatte, sie wären ein Paar. Durch meine Ablehnung hätten sie auch eine Chance zusammen, also konnte ich es nicht mehr. Sie soll glücklich sein. Aber du glaubst nicht, wie sehr es mich immer innerlich zerrissen hat, die beiden zu sehen." klage ich und weiß doch selbst, dass ich an allem Schuld bin.

Mitfühlend hört mir Lola zu. "Dein erster Ansatz war der richtige. Mit ihr reden. Aber du Idiot hast es nicht gleich gemacht. Das wird jetzt schwieriger für dich. Aber warum hast du sie überhaupt abgelehnt?" "Ich wollte sie schützen." "Vor was oder wem?" Ich atme tief durch. Dann schaue ich ihr tief in die Augen. "Ich werde es niemanden sagen." verspricht sie mir. Ich nicke "Im Rudel glaubt man, mein Vater wäre neutral gegenüber Omegas. Sie werden schließlich weder gut noch schlecht behandelt." Lola nickt. "Das sah aber hinter verschlossener Tür ganz anders aus. Er hat sich über Omegas beschwert, sie beschimpft. Er hasst oder hasste deren Unterwürfigkeit und Schwäche. Er hat immer gesagt er würde keine Omega in seiner Familie dulden, eher würde er sie verbannen oder schlimmeres. Ich hatte Angst um Hope. Was wenn mein Vater sie getötet hätte? Ich hätte es nicht ertragen, wenn ihr etwas passiert und ich Schuld hätte. Doch dann kam ich den Tag nach Hause und mein Vater saß in Mitten all unserer Omegas und unterhielt sich mit allen. Und das nur, weil meine Mate mit ihm geredet. Und dann lehne ich sie auch noch ab." Tränen der Verzweiflung treten in meine Augen. "Oh Sam." flüstert sie und nimmt mich in den Arm. Ich kneife meine Augen zu und versuche meine Tränen weg zublinzeln. "Weiß du was mit Omegas passiert, die abgelehnt werden?" fragt sie. "Sie spüren den Schmerz vom brechen des Bandes, wie jedes andere Wesen auch." Lola nickt. "Ja, aber meistens überleben das die inneren Wölfe nicht, da sie zu schwach sind." Mit großen Augen schaue ich sie an. Verzweifelt fahre ich doch meine Haare. "Oh Gott und ich habe sie abgelehnt. Das ist genauso schlimm, wie wenn ich sie meinem Vater auszusetzen, nur dass ich sie dann hätte beschützen können, aber ich war zu feige, um gegen meinen Vater zu gehen."

"Komm, du versuchst jetzt mit Hope zu sprechen. Und überlege dir besser wie du mit ihr sprichst. Das wird schon wieder. Du musst jetzt nur um sie kämpfen. Das schaffst du auch. Du bist unser Alpha, du kannst das." muntert mich Lotta auf. Ich nicke "Danke Lola. Das habe ich wirklich gebraucht. Mit jemanden zu reden. Ich fühle mich das erste Mal unsicher in meinem Leben und dann zieht sich Yoki zurück, mit dem ich sonst immer mich beraten konnte und ich habe mein Gespür für den richtigen Weg verloren." Sie lächelt mich an "Schon gut. Es wird wohl schon einen Grund haben, warum du mich als deine vierte Beraterin ausgewählt hast." Ich lächle sie nun auch an und gehe mit neuem Mut in die Schule.

Das erste Mal, wo ich Hope sehe, ist in der Mittagspause. Ich atme nochmal tief durch und gehe auf sie zu. "Hope, könnten wir vielleicht bitte kurz alleine reden?" frage ich sie. Ihre Rudelmitglieder verkneifen sich das Lachen, wobei einige einfach lachen. Verwirrt schaue ich zu ihnen. Hope wirft ihnen böse Blicke zu, woraufhin alle ausnahmslos aufhören zu Lachen. Sie müssen jetzt nicht mal mehr grinsen. "Tut mir Leid, aber ich bin gerade beschäftigt. Außerdem muss ich jetzt auch los. Also man sieht sich." Sie springt auf und verschwindet. Verwundert blicke ich ihr nach und gehe wieder zu meinem Platz. Nicht nur ihr Rudel schaut mich skeptisch an, auch meins. "Was willst du von ihr?" fragt mich Kai. Doch ehe ich antworte, tut es Lola "Das ist doch jetzt egal. Sagt mir lieber, warum im Chemielabor ein einzelner Tisch in der letzten Reihe steht, der von Plexiglasscheiben umgeben ist." Damit konnte Lola Kai wirklich ablenken, der von unserer ersten Chemie-Stunde erzählt. Doch ich frage mich, was mit Hope los war.

Blöderweise sehe ich Hope heute gar nicht mehr. Ich nehme es mir fest für den nächsten Tag vor.

Am nächsten Tag warte ich ungeduldig am Auto auf die anderen. Als sie endlich da sind und ich losfahren will, meldet sich mein Vater, dass er Kai und mich braucht, da fremde Wölfe gesichtet wurden. Sie gehören keinem Rudel an, was hier in der Nähe sesshaft ist, wodurch mein Vater die Sorge hat, dass sie die Gegend auszukundschaften wollen. Zähneknirschend steige ich also wieder aus und helfe meinem Vater das Rudel zu beruhigen und die Grenzwachen zu erhöhen. Leider hat es so lange gedauert, dass die Schule wieder aus ist. Dann eben morgen und wenn das nichts wird, muss ich mich zu ihr nach Hause begeben.

(Schönen vierten Advent. Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt