Kapitel 5

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Hope

Max reißt mich aus meinen Überlegungen und zieht mich nun ebenfalls in die Schule. Ich lasse mich einfach mitziehen. Als wir durch die Türen gehen, rieche ich den Geruch von unserem Mate. Er riecht nach Wald und Regen. Tief atme ich ein und genieße seinen Geruch. „Mensch Hope, was ist los?" Überrascht öffne ich meine Auge und schaue Max fragend an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich sie geschlossen habe. „Was?" frage ich also völlig aus dem Konzept gebracht. Max zieht mich weiter zu unserem Raum, wo wir jetzt haben. „Irgendwas ist auf dem Parkplatz passiert. Du benimmst dich komisch." Da ich nicht weiß, was der Plan mit meinem Mate ist, antworte ich ihm ausweichend. „Das neue Rudel verwirrt mich und Tara." Verstehend nickt Max und legt seinen Arm auf meinen Stuhl. Verwundert darüber, dass wir schon im Raum sind schaue ich mich um. „Oh je. Aber keine Sorge, ich werde dich nicht alleine lassen und deine Bodyguards auch nicht." und zwinkert mir zu. Ja, er hat den Begriff von Faith übernommen.

Der Unterricht geht ziemlich schnell vorbei und ehe ich es wieder begreifen kann, stehe ich vor meinem Spind. Mechanisch öffne ich ihn und wechsle meine Bücher aus. Ich spüre ein Kribbeln in meinem Rücken und drehe mich um. Da kommt die Gruppe vom Parkplatz und damit auch mein Mate. Wieder hat er einen Arm um die Blondine, nur dieses Mal um die Hüfte gelegt. Und bei diesem Anblick spüre ich wieder einen kleinen Stich ins Herz. Es ist nicht normal, dass sich Mates ignorieren. Für gewöhnlich sind frisch gefundene Mates kaum zu trennen. Erst recht nicht, wenn beide Wesen sind. Luna hat bei den Wölfen auch noch dafür gesorgt, dass das Band, welches beim ersten Augenkontakt geknüpft wird, mit der Zeit immer stärker wird, sodass es irgendwann nicht mehr möglich ist, sich voneinander fern zu halten. Nur wenn beide sich ablehnen, wird das Band wieder getrennt. Dies geht aber auch nur am Anfang ohne Konsequenzen. Je länger ein Band besteht, desto schwerer wird es zu brechen sein. Es kann sogar vorkommen, dass die Mates dann beide sterben.

Von einem hohem Kreischen werde ich aus meinen Gedanken gerissen und ich schaue wieder zum fremden Rudel. Nur das dieses Mal alle bis auf meinen Mate mit grünem Schleim bedeckt sind. Die drei Mädchen in der Gruppen wischen sich den Schleim angeekelt aus ihrem Gesicht. Die Jungs knurren sauer und mein Mate schaut überrascht zwischen ihnen hin und her. Ich lasse meinen Blick durch den Flur wandern und sehe Faith, die siegessicher schaut. Als sich unsere Blicke treffen, zeigt sie mir einen Daumen hoch. Kopfschüttelnd nehme ich also meine Sachen und gehe auf sie zu, sodass wir gemeinsam zum Deutsch-Kurs können. „Warum hast du den einen verschont?" frage ich neugierig. „Na es reicht doch, wenn eine von uns sich mit der Alpha-Familie anlegt." „Das wirst du mich nie vergessen lassen oder?" „Nope" dabei lässt sie das P ploppen. Alpha-Familie, das bedeutet er ist der nächste Alpha. Na toll, meine Mutter hatte Recht und ich bin die Mate eines Alphas, aber anscheinend hat sich mein Wunsch nicht erfüllt. Wieso sonst würde er mich ignorieren?

Im Deutsch-Kurs sind fast ausschließlich nur welche aus unserem Rudel. Es sind vielleicht noch sieben andere Schüler da, aber der Großteil ist unser Rudel. Das ist der einzige Kurs, wo Faith und ich zusammen sind. Da meine Mutter deutsch sprechen kann und mit der Sprache gerne flucht, haben sich auch eigentlich alle für Deutsch als Fremdsprache entschieden. Ist halt praktischer, wenn man die Luna versteht. Normalerweise haben sich die anderen so aufgeteilt, dass immer fünf mit uns jeweils in einem Kurs sind, sodass sie auch nach ihren Wünschen wählen konnten, aber in Deutsch kommen wir alle zusammen. Das ist auch so in den anderen Stufen so, dass es von allen Rudelmitgliedern gewählt wird. Dadurch, dass hier so viele aus meinem Rudel sind, fühle ich mich hier immer am wohlsten, zusammen mit dem Theater-Kurs.

Der Kurs ist schnell zu Ende und wehleidig verabschiede ich mich von Faith. Mit ihr machen die Kurse viel mehr Spaß. Klar mit Max ist es auch lustig, aber mit Faith ist es nochmal anders. Wir verabreden und für die Mittagspause und verschwinden wieder in unsere jeweiligen Kurse.

Ich bin zusammen mit Max auf den Weg in die Cafeteria, als Faith mit einem verstörten Blick auf mich zukommt. „Hope, wir müssen reden, alleine." Von ihrem ernsten Ton überrascht nicke ich und folge ihr. Sie führt mich nach draußen in den Wald. Verwirrt schaue ich zu ihr. „Was machen wir hier?" Sie dreht sich zu mir um. „Hast du deinen Mate gefunden?" fragt sie todernst. Überrascht über die Frage schaue ich sie zuerst an und senke dann meinen Kopf. „Ja, aber er ignoriert mich." flüstere ich leise. Sie schnaubt auf und sagt „Er ignoriert dich nicht, er hat dich abgelehnt. Oder eher gesagt hat er mich für dich gehalten." Sofort schaue ich ihr in die Augen „Was?" frage ich weinerlich. Augenblicklich wird ihr Blick sanfter. „Ich zeige es dir." Sie schließt ihre Augen und ich sehe ihre Erinnerung:

Ich drücke Hope zur Verabschiedung und mache mich auf den Weg zu meinem nächsten Kurs Kunst. Ich liebe es zu zeichnen. „Hey Du, warte mal." wird gerufen. Ich ignoriere es, da ich die Stimme nicht kenne. Außerdem bin ich viel zu sehr damit beschäftigt, wenigstens die Pause alleine verbringen zu können. Ich verstehe ja meinen Dad, aber ich kann selber auf mich aufpassen, ich brauche keine Bodyguard. Plötzlich werde ich am Arm gepackt und umgedreht. „Ich habe dich gerufen." sagt ein blauäugiger Schönling. Würde ich nicht auf meinen Mate warten, würde ich es definitiv bei ihm versuchen. Er... wow, sieht einfach atemberaubend aus. Nachdem ich kurz rieche werde meine Augen groß, dass ist der nächste Alpha. Oh hoffentlich hat er nicht herausgefunden, dass ich das mit dem Schleim war. „Wie heißt du?" fragt er mich. Verdammt, er will mich anschwärzen. „Ähm, Faith?" „Und der Nachname?" „Nightfall." sage ich nun wieder selbstbewusster, dann ist es eben so. Er nickt, atmet nochmal tief durch und sagt dann „Hiermit lehne ich Samuel Storm dich Faith Nightfall als meine Mate ab." Verwirrt schaue ich ihn an. Er ist nicht mein Mate! Das wüsste ich doch. Samuel vor mir nickt und verschwindet dann. Ich schaue ihm hinterher und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist. Ich kann meinen Mate seit meiner ersten Verwandlung zum Wolf erkennen und bei ihm habe ich absolut nichts gespürt. Kein Kribbeln, keine Anziehung und auch meine Wölfin blieb ruhig. Er muss mich wohl mit jemanden verwechselt haben, aber mit wem? Das... Nein! Das hat er nicht vorgehabt. Ich löse mich aus meiner Starre und schaue auf die Uhr. Mist, ich habe die halbe Stunde verpasst. Dann muss ich bis zur Mittagspause warten, bis ich mit Hope reden kann.

Ich öffne wieder meine Augen und schaue in Faiths ihre. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich keuche auf. Mein Mate will mich nicht. Er wollte mich ablehnen. Nein er hat mich abgelehnt, wenn er mich nicht mit meiner Schwester verwechselt hätte. Tara winselt und rollt sich ganz klein zusammen. Ich sinke auf meine Knie und reibe mir über mein Herz, in der Hoffnung der Schmerz würde weggehen, doch das tut er nicht. Und das wird er wahrscheinlich solange nicht, bis mich Samuel akzeptiert und markiert. Außer ich halte es nicht länger aus.

Zwei Arme schlingen sich um mich und Faith zieht mich an ihre Brust. „Wir müssen es Mom und Dad sagen." sagt sie leise. Ich richte mich auf „Nein, müssen wir nicht. Mom wird ihn dann einfach zwingen, dass er mich markiert. Er ist nicht in unserem Rudel, also wirkt ihr Schwur nicht bei ihm und sie kann alles mögliche zu ihm sagen, was er tun soll. Ich will aber, dass er mich akzeptiert, weil ich ich bin und nicht weil Mom ihn zwingt. Das wäre ansonsten keine gute Beziehung, verstehst du?" Sie sieht mich besorgt an. „Aber Hope, du bist eine Omega. Du hältst es nicht lange aus. Ich kann deinen Schmerz durch unser Zwillingsband spüren. Du leidest jetzt schon unglaublich." „Das ist mir egal Faith. Entweder so oder gar nicht." stelle ich meinen Standpunkt klar. Faith nickt langsam. „Von mir aus. Aber wir werden einen Plan brauchen. Und ich werde es Mom und Dad sagen, wenn es nicht mehr anders geht. Ich will dich nicht verlieren." „Aber wirklich nur im äußersten Notfall. Ansonsten erzählst du es keinem einzigen." fordere ich. Zögernd nickt sie.

(Einen schönen zweiten Advent.)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt