Kapitel 6

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Samuel

Frustriert mache ich den Wecker aus. Wach bin ich eh schon die ganze Zeit. Ich bin viel zu genervt davon, dass ich meine Mate gestern nicht gefunden habe. Dabei war ich mir so sicher, dass es ein Mädchen aus unserem Rudel wird. Ich bin zwar mit Sally zusammen, aber das fühlt sich auch schon länger nicht mehr richtig an. Außerdem fehlt ihr das Mitgefühl, was sie als Luna hätte haben müssen. Daher ist mir schon seit ein paar Wochen klar, dass sie nicht meine Mate ist. Wenn der Umzug unserem Rudel nicht gewesen wäre, hätte ich mich auch schon längst von ihr getrennt.

Langsam mache ich mich fertig und gehe dann in die Küche. Das ist der einzige Raum der schon komplett fertig eingeräumt ist. Ich wünsche meinen Eltern einen guten Morgen und beginne zu essen. Meine Mutter legt eine Hand auf meine Schulter. "Du findest schon deine Mate. Luna wird wissen, was sie tut. Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird es der schönste Moment für dich." Ich lächle sie dankbar an und trinke den letzten Schluck. "Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät." Beide nicken und ich schnappe mir meine Sachen.

Ich spüre, wie mein innerer Wolf durch die geistige Barriere bricht, hinter den ich ihn heute Nacht gesperrt hatte, in der Hoffnung ich könnte dann schlafen. Na endlich Sam. Beeile dich, ich will in die Schule. knurrt er mich an. Wow, ganz ruhig Yoki*. Was ist den mit dir los? Du willst doch sonst nie in die Schule. Wirst du dann schon sehen und nun beeile dich. erwidert er bloß.

Als ich also endlich rausgehe und zu meinem Auto schaue, sehe ich dort Kai lehnen. Er ist mein bester Freund und wird mein Beta, sobald mein Vater sein Amt als Alpha vollständig an mich abgibt. Im Moment bin ich in einem Probejahr. Wenn alles gut geht, dann werde ich mit 19 der alleinige Alpha sein. "Na?" grinst Kai mich an. Ich schüttle nur den Kopf und steige ein.

Nachdem wir noch auf die anderen gewartet haben, sind wir alle in mehreren Autos zur Schule gefahren. Ich komme als letzter an, um sicherzustellen, dass auch alle den Weg gefunden haben. Ich steige aus und gehe zu den anderen, die ich begrüße.

Der Wind dreht und ich rieche einen unbeschreiblichen Duft, wie Wildrosen nach einem Regenschauer. Ich drehe mich in die Richtung, aus der der Duft kommt und sehe wie ein Mädchen einem Jungen in die Arme springt. Dieser wirbelt sie einmal herum und stellt sie dann wieder ab. Mate, schnurrt Yoki. Das Mädchen scheint wohl mein Starren bemerkt zu haben und dreht sich langsam zu mir um. Ihre fast schwarzen Haare fallen in Wellen über ihren Rücken. Sie war recht schlank, hatte aber nach meinem Befinden an den richtigen Stellen Kurven. Sie sah einfach wow aus. Und als ich ihr Gesicht sah, blieb mir der Atem weg. Auf die Entfernung kann ich nur sagen, dass ihr eines Auge dunkler als das andere ist. Wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit an, bis mich die Schulklingel aus diesem Bann riss. Ich atme nochmal tief ihren Duft ein, den ich schwach über die Entfernung wahrnehme. Kaum merklich, nehme ich auch den Geruch von Omega wahr. Nein, sie ist eine Omega. Das darf nicht sein. Vater würde das nie erlauben.

Ich drehe mich um und lege eigentlich wie immer meinen Arm um Sally. Ich bekomme nichts mit, worüber die anderen sprechen und doch lächle ich, während wir in die Schule gehen und das Sekretariat suchen. Für eine Millisekunde übernimmt Yoki die Kontrolle und sorgt dafür, dass ich den Arm von Sally nehme und Abstand halte. Was sollte das? frage ich ihn gereizt. Du hast jetzt eine Mate, mach endlich Schluss mit Sally und gehe zur Mate, verlangt er. Vielleicht aus Trotz zu meinem Wolf, weil er unsere Mate ohne etwas zu bedenken anscheinend akzeptiert hat, antworte ich Nein. Sie hat doch auch einen Freund, also können wir alle bei unseren gewählten Partner bleiben und alles ist gut. Mein Wolf knurrt mich wütend an, Du hast sie doch auch toll gefunden. Das war bevor ich wieder zum klaren verstand kam. Sie ist eine Omega, Vater würde sie nie als meine Luna akzeptieren. Er will, dass die Alphafamilie stark ist und sie würde sie schwächen. Außerdem und ich wiederhole hat sie einen Freund.

Die Diskussion mit meinem Wolf ging die ganze Zeit so weiter. Wir benutzen die immer gleichen Argumente und kommen überhaupt nicht voran. Ich funktioniere im Moment wie auf Autopilot und merke daher nicht, wie Sally mich zu sich zieht und meinen Arm um ihre Hüfte legt. Erst als wir vor unseren Spinden stehen und Sally aufschreit, hören Yoki und ich auf zu diskutieren. Verwundert schaue ich mich um. Alle aus meinem Rudel sind voller grünem Schleim. "Was ist passiert?" frage ich und versuche mein Lachen zu unterdrücken. Kai antwortet knurrend für alle "Wir haben die Spinde geöffnet und uns kam der Schleim entgegen." Langsam schaue ich zu meinem offenem Spind, von dem ich keine Schleimdusche bekam. Wir wollen gerade alle gehen, als der Hausmeister uns sieht. "Ihr macht dass jetzt schön weg, dann schließe ich euch die Duschen auf." Alle stimmten grimmig zu, doch waren die Jungs froh, so nicht in ihre Autos steigen zu müssen, da sie Wechselkleidung in ihren Autos haben.

Nachdem der Flur wieder sauber ist und meine Freunde, kommt Kai auf mich zu. "Kommst du auch? Die Mädels wollen sich umziehen und wollen nicht in den Klamotten gesehen werden." Ich überlege, als mir ein Gedanke kommt. "Nein, fahrt ihr schon, ich muss noch etwas erledigen." Kai nickt verwirrt, doch sagt nichts dazu.

Kaum ist er weg, beginnt Yoki wieder mit seiner Diskussion. Jetzt sei endlich still, ich habe schon eine Lösung gefunden. Ach wirklich und wie sieht sie aus? Wirst du sie aufhalten, gegen die Wand drücken und einfach markieren? fragt er hoffnungsvoll. Nein, ich werde sie ablehnen. Dann können wir beide einfach so weiterleben, wie bisher und mein Vater wird nie etwas davon erfahren. Das kannst du doch nicht ernst meinen, beschwert er sich. Während er sich noch weiter aufregt, endet die Stunde und ich suche meine Mate. Da hier zu viele Gerüche sind und ich sie nicht markiert habe, kann ich sie nicht über ihren Duft finden.

Dann sehe ich sie endlich. Jetzt hat sie ihre Haare hoch zu einem Dutt gebunden. "Hey Du, warte" rufe ich, doch sie reagiert nicht. Wenn du das wirklich tust Sam, dann spreche ich nie wieder mit dir. Dann kannst du zusehen, wie du Alpha wirst, ohne die Unterstützung deines Wolfes. Droht Yoki mir. Es ist das beste für uns alle. Wiederhole ich nochmal und nochmal. Und ehrlich ich weiß nicht, ob ich damit Yoki oder mich überzeugen will.

Als ich sie schließlich erreicht habe, halte ich sie auf. Wow, vom nahen ist sie noch schöner. Ich merke wie Yoki sich freut, keine Ahnung weshalb, vielleicht hat er eingesehen, dass es das Beste ist. Dann verschwindet er komplett aus meinem Geist. Ich frage sie nach ihrem Namen und nach kurzem Zögern sagt sie ihn mir. Nightfall, irgendwoher kenne ich den Namen. Doch ohne lange weiter darüber nachzudenken spreche ich "Ich Samuel Storm lehne dich Faith Nightfall als meine Mate ab". Sie schaut mich verwirrt an. Ich spüre keine Schmerzen, aber vielleicht kommen die immer vom inneren Wolf und Yoki hat sich gerade selbst irgendwo eingesperrt. Ja, dass muss es sein. Ich nicke und mache mich dann auch auf den Weg nach Hause.

Doch sobald ich zu Hause bin, zeigt sich mir ein komisches Bild. Mein Vater sitzt zusammen mit all unseren Omegas bei Kaffee und Kuchen. Was ist hier los?
Es ist nicht so, dass wir die Omegas schlecht behandeln, aber gut nun auch nicht.
Meine Mom kommt aus der Küche und strahlt. Nachdem sie die Teekanne abgestellt hat, packe ich sie am Ellenbogen und ziehe sie etwas zur Seite. "Was ist hier los Mom?" "Dein Vater hatte am Samstagabend noch eine nette Unterhaltung mit der Tochter des Nightfall-Alphas. Sie ist auch eine Omega und hat ihm einiges über Omegas erklärt. Er war so beeindruckt von ihr, dass er wirklich ihren Rat nachging und etwas ändern will." Sprachlos schaue ich sie an und dann zu der Runde.

Habe ich zu vorschnell gehandelt?

(*Yoki bedeutet übrigens Regen.)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt