Kapitel 46

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Hope

Ein weiterer Ruck geht durch meinen Körper und ich knalle unsanft gegen die Klippenwand. Ein Blick nach oben, zeigt mir einen dunkel gekleideten Arm, der mich am Handgelenk gepackt hat. Diesem folge ich weiter hinauf und blicke in blaue Augen. Der Rest des Gesichtes ist unter einem Tuch verborgen. Mühelos hebt er mich hoch und stellt mich sicher einige Meter vom Klippenrand entfernt ab.

Meine Beine geben fast sofort unter mir nach und ich sinke auf meine Knie. „Das..mein...ich..." „Schon gut. Du stehst unter Schock. Ruhe dich etwas aus, während wir uns um das feindliche Rudel kümmern." spricht der General ruhig. Gerade mal ein Nicken bringe ich zustande. „Hope." höre ich meine Mutter schluchzen, der gerade von Ellinor die Fesseln abgenommen wird. Sobald sie frei ist, kommt sie stolpernd auf mich zu und umarmt mich.

Eine wild beschnuppernde Fellnase unterbricht unsere Umarmung. Schluchzend falle ich Sam um den Hals und kann sehen, wie meine Mutter meinem Vater ebenfalls um den Hals fällt.

Kai reicht Sam eine Jogginghose und wenig später zieht er mich in seine Arme und vergräbt seine Nase bei meiner Markierung.

Vorsichtig ziehe ich mich zurück und atme einmal tief durch "Wir sollten runter zu unseren Rudeln." Für einen Moment schaut es so aus, als würde er protestieren wollen, doch stimmt er schließlich zu.

Unten angekommen muss ich mir ein Schluchzen verkneifen. Über die Lichtung verteilt liegen die Toten und die Verletzten. Die Verletzten werden notdürftig behandelt und die anderen Wölfe suchen unter den scheinbar Toten nach eventuellen Überlebenden. Der Boden war dunkel gefärbt und teilweise schmatzt jeder Schritt durch das frische Blut.

"Oh Luna sei Dank, dir geht es gut." höre ich Faith sprechen, dann zieht sie mich in eine felsenfeste Umarmung. "Mir geht es gut Faith, nur etwas geschockt. Und dir?" Faith mustert mich prüfend, genau wie ich sie. An Armen und Beinen hat sie Kratzer und an der Stirn eine Platzwunde. "Ich bin nicht beinahe von einer Klippe gefallen. Es ist halb so wild." Zögernd nicke ich.

Langsam bekomme ich auch immer mehr mit. Der Geruch von Blut und Tod liegt in der Luft. Als ich mich zu dem feindlichen Rudel drehe, welches immer noch eine beachtliche Anzahl an Mitgliedern hat, obwohl mehr Tote von ihnen hier liegen, sehe ich auch die Ghostrider.

Sie stehen in einem Kreis um das Rudel herum und halten sie so in Schach. Ellinor scheint sie etwas zu fragen, doch keiner rührt sich. Mit dem Wissen, dass Sam und Faith mir folgen gehe ich zu Ellinor hin. "Was ist los?" Sie wendet sich mir zu "Wir wissen nicht, ob das alle sind und sie wollen nichts erzählen." "Ich kann helfen." Empört dreht Sam mich um. Dann wissen sie es und bringen dich direkt um.
Die Ghostrider lassen keinen entkommen, wenn er einmal in deren Fängen ist, halte ich dagegen.

So drehe ich mich wieder zu dem Rudel und schließe meine Augen, suche nach meiner Kraft. Die Liebe pulsiert tief in mir. Mit einem Lächeln hole ich sie an die Oberfläche, dann schaue ich das Rudel an "Beantwortet ihre Fragen." Einige reißen überrascht die Augen auf, andere schauen mich verachtend an. "Fehlt jemand?" wiederholt sich Ellinor.

Es dauert nur einige Sekunden, ehe schon die ersten Namen genannt werden. "Und der Alpha." flüstert eine Frau verängstigt. Ellinor richtet sich weiter im Sattel auf, ehe sie sich an ihre Rider wendet. "Ihr habt die Namen gehört. Bringt sie her, lebend. Wer den Alpha bringt, bekommt eine Belohnung." spricht sie verhängnisvoll.

Das Gewitter über uns wird wieder lauter und unterstützt von dem Donnern der Hufe. Tatsächlich dauert es auch nur wenige Sekunden, bis der erste Höllenhund wieder kommt. Er zieht einen winselnden Wolf hinter sich her. Danach dauert es nicht lange und es werden alle genannten, bis auf den Alpha gebracht. Unruhig tänzelt das Pferd von Ellinor auf der Stelle. Der einzige Hinweis zur Gefühlswelt von Ellinor.

Doch dann taucht ein Rider ohne Pferd auf. An seiner Peitsche zieht er einen Wolf hinter sich her, der sich wehrt. Jedoch vergeblich, er wird in den Kreis der Ghostrider gebracht und der Rider dreht sich stolz zu Ellinor um. Sie schauen sich an, als würden sie kommunizieren, bevor Ellinor spricht "Das ist gut. Du hast dir damit ein Pferd verdient, wenn dich eins erwählt." Der Rider verneigt sich und gesellt sich in den Kreis.

"Nun, da alle jetzt endlich anwesend sind, können wir endlich beginnen. Für das Vergehen eine unschuldige Wesensart beinahe vernichtet zu haben, andere Wesen die diese beschützt haben zu töten und Matepaare so auseinander zu reißen, sind folgende Leute dazu verdammt durch die Wilde Jagd in die Hölle zu Luzifer gebracht zu werden:..." so beginnt Ellinor nach und nach die Namen zu nennen. Sobald einer genannt wurde, ertönt ein Schuss von den Ridern und der genannte verschwindet in dunklem Nebel. Bei jedem Schuss zucke ich zusammen und rücke näher zu Sam.

Wir sind nicht die einzigen, die zuschauen. Jeder hat in seiner Handlung innegehalten. Die Macht, die Ellinor ausstrahlt, lässt auch nichts anderes zu, als dem beizuwohnen und wie in Trance zu bezeugen.

Als nur noch die Hälfte und der Alpha übrig ist, wendet sich Ellinor an die Rudelmitglieder. "Bis auf den Alpha habt ihr anderen nur den Befehlen eures Alphas gefolgt. Da ihr unter dem Alpha-Bann standet, fällt ihr nicht unter mein Urteil, sondern dem der Rudel, die ihr angegriffen habt." Ängstliche Blicke zucken zu uns. "Der Alpha hat sie gezwungen?" hauche ich unglaubwürdig. Wie kann jemand so herzlos sein? Das ist der größte Missbrauch den ein Alpha tun kann.

"Nun zum Alpha" spricht Ellinor und steigt ab. Sie geht auf ihn zu und holt etwas aus ihrem Stiefel. In einer unglaublichen Geschwindigkeit zieht sie dem Alpha ihren Dolch zweimal durchs Gesicht. "Selbst Luna bat mich bei meinem kleinen Gespräch vorhin, dass ich dich aus dieser Welt schaffen soll, da du unvorstellbar schlimmes getan hast und das aus Eifersucht. Du wusstest von Anfang an, dass die Flüsterin die Mate deines Betas und besten Freund war. Trotzdem verliebtes du dich in sie. Luna wollte dir helfen und schickte dir deine Mate. Doch was machst du? Du lehnst deine eigene Mate ab. Alles was dir nun passiert, hast du dir selbst zu zu schreiben. Hiermit lösche ich dich von dieser Erde aus. Niemand wird sich an dich oder deinen Rachefeldzug gegen die Flüsterer erinnern und du wirst eine sehr lange Zeit in den persönlichen Zellen von Luzifer verbringen." Mit ihren letzten Worten greift Ellinor auf ihren Rücken. Es sieht so aus, als würde sie einen Bogen halten. Sobald sie beginnt den Pfeil zu spannen, erscheint beides aus dunklem Rauch. Die Pfeilspitze aber leuchtet giftgrün. Der Alpha versucht sich ein letztes Mal zu wehren, doch schlägt ihn ein Rider nieder. Ellinor lässt den Pfeil los und der Alpha verschwindet in einem giftgrünen Nebel.

(Ich habe es doch noch heute geschafft, zwar etwas später, aber gut. Ob morgen das nächste kommt kann ich nicht versprechen, ich hoffe es, dass es mir bis dahin soweit wieder gut geht.)

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt