Kapitel 37

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Hope

Unruhig stapfe ich Sam durch den Wald hinterher. Nachdem ich einige Sachen von mir gepackt habe, hat mein Großvater uns gewarnt, dass wir nicht über die Straßen zu Sams Rudel gehen sollen. Diese und die Grenzen die an kein Rudel anschließen werden von dem fremden Rudel beobachtet. So kam es also, dass wir nun mitten durch den Wald gehen oder in meinem Fall stapfen.

Je näher wir der Grenze kommen, desto langsamer werde ich. Als Sam es bemerkt, bleibt er stehen und wartet auf mich. Sobald ich aufgeschlossen habe und wir nur noch einige Meter von der Grenze entfernt sind, fragt er "Was ist los? Ich habe das Gefühl, ich führe dich zu deiner Verurteilung. Du kennst doch schon das Rudel." Unsicher blicke ich zu ihm auf "Ja, aber sie kennen mich nur als Omega und nicht als Flüsterin. Und ich bringe wahrscheinlich den Kampf mit. Das kann ich doch nicht dem Rudel antun. Sie könnten weiterhin in Frieden leben und.. und..." ich breche ab und versuche gegen die Tränen anzukommen.

Sam streicht mir die überlaufenden Tränen aus dem Gesicht. "Hey, es wird alles gut, hörst du. Selbst wenn wir keine Mates wären, würde mein Rudel euch helfen. Ihr habt uns hier akzeptiert und geholfen ein neues Zuhause für unser Rudel zu finden. Wir stehen in eurer Schuld." Sachte schüttle ich den Kopf "Ihr steht doch nicht in unserer Schuld. Selbst wenn wir alle zusammen kämpfen, wird das fremde Rudel mehr Kämpfer haben. Es gehört zu einem der stärksten Rudel von Europa." "Willst du etwa sagen, unsere Rudel sind nicht stark?" fragt er entrüstet und versucht mich damit aufzuheitern.

Ich schaue auf den Boden "Nein, aber wenn es eins zu drei steht, haben wir einfach schlechte Karten. Ich mache mir doch nur Sorgen, ich will niemanden verlieren, nur wegen mir." Geräuschvoll ziehe ich meine Nase hoch und versuche irgendwie wieder zu Atem zu kommen. Sam schnaubt "Du bist meine Mate! Meine Luna! Die Luna dieses Rudels. Das Rudel wird für dich kämpfen!" knurrt Sam bestimmend.

Ich ziehe meinen Kopf ein, da er in diesem Moment so eine große Macht ausstrahlt. Als Sam meine Unterwürfigkeit bemerkt, wird sein Blick schuldbewusst. "Entschuldige Hope, ich wollte dich nicht unterwerfen, aber ich weiß nicht, wie ich es dir anders erklären kann. Das Rudel liebt dich, besonders die anderen Omegas. Sie werden nicht zulassen, dass dir etwas passiert, genauso wenig wie ich. Ich werde dich mit meinem Leben beschützen." "Sag das nicht. Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Leben opferst." Sanft streichelt mir Sam über Wange. "Ich liebe dich und würde alles dafür tun, dich zu beschützen." In seinen Augen spiegelt sich eine so starke Ernsthaftigkeit, dass ich kapituliere. Sanft treffen sich unsere Lippen. Das Kribbeln welches sich daraufhin in meinem Körper ausbreitet, lässt mich meine Sorgen für einen Moment vergessen. Ich würde auch alles für seine Sicherheit tun.

Sam löst den Kuss, lehnt aber seine Stirn an meine. "Bist du nun bereit über die Grenze zu gehen?" Ich schaue in seine Augen, die mir entgegen strahlen und Vertrauen, Liebe und Sicherheit ausdrücken. "Mit dir bin ich zu allem bereit." Das Lächeln was sich dann in Sams Gesicht bildet lässt auch mich lächeln. "Na dann."

Er nimmt wieder die Taschen in die Hände, die er vorhin hat fallen gelassen und schaut mich auffordernd an. Ich sehe zu der Rudelgrenze. Im Prinzip ist sie unsichtbar und nur für Wesen wahrnehmbar. Da unsere Rudel friedlich zueinander sind, ist es an sich kein großes Problem diese zu überschreiten. Bei einem feindlichen Rudel würde sie mir eine Warnung förmlich entgegen schreien.
Entschlossen packe ich meine Tasche fester und überquere die Grenze.

Den angehaltenen Atem lasse ich entweichen und schaue zurück. Der Wald liegt immer noch friedlich vor mir. Die Sonne fällt durch das Blätterdach, die Vögel zwitschern und andere Waldtiere kann ich in der Entfernung hören. Hoffentlich bleibt es so friedlich, wenn ich wiederkomme.

Meine Schultern straffend drehe ich mich zu Sam um, der mich aufmunternd anschaut und mir seine Hand hinhält. Lächelnd ergreife ich diese, bevor wir uns auf den Weg in sein Rudel machen.

Nach einer Stunde Fußmarsch, der hauptsächlich durch die ganzen Taschen etwas länger wurde, sehen wir endlich die ersten Häuser der Siedlung des Rudels. Kaum treten wir aus dem Wald, werden wir oder eher Sam entdeckt. Aufgeregt kommen alle gerade anwesenden Rudelmitglieder zu uns und bombardieren hauptsächlich mit Fragen: wo er war? Wieso er nichts sagte? und so weiter.

Erst als sich Kai einen Weg du die Menge bahnt, ebben die Fragen langsam ab. "Leute! Lasst ihn doch erst einmal ankommen. Es gibt bestimmt eine gute Erklärung für sein Verschwinden. Ich bringe die beiden zum Alpha und Luna und danach wird es bestimmt eine Versammlung mit der Erklärung geben. Habt doch bis dahin noch etwas Geduld." Tatsächlich hören alle auf den zukünftigen Beta und lassen uns wieder in Ruhe.

"Danke Kai, da-.." Sam wird von Kai unterbrochen, der ihm einen Kinnhaken verpasst. Den Kiefer sich haltend richtet Sam sich auf "Was zum Teufel?" "Wie kannst du einfach ohne ein Wort verschwinden?" beschwert sich Kai bei ihm. "Es ging um Hope. Alles war so schnell und ich konnte auch nichts sagen." versucht Kai zu erklären. "Konnte oder Wolltest du nicht?" "Ich konnte oder eher durfte nichts erzählen. Lass uns zu meinen Eltern und da erzähle ich die ganze Geschichte." Skeptisch betrachtet Kai Sam. Als sein Blick fragend zu mir wandert nicke ich leicht.
Kai seufzt "In Ordnung. Aber jetzt komm her." Damit zieht er Sam in eine feste Umarmung. Leise höre ich die beiden flüstern, dass sie sich vermisst haben. Schmunzelnd betrachte ich die besten Freunde.

Aber ich bin ein WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt