Der Klang von Metall auf Metall, gleich dem Zuschlagen einer Tür, zerriss die gespenstische Stille hier oben. Erschrocken drehte er den Kopf und suchte die Dunkelheit ab, während seine Finger sich panisch um das kalte Eisen des Geländers klammerten. Doch da war nichts. Nicht einmal ein Schatten.
Stattdessen fuhr ihm ein eisiger Windstoß durch Gesicht und Glieder, wirbelte sein pechschwarzes, bis über die Ohren reichendes Haar durcheinander und ließ ihn erschaudern. Der Wind hier oben war sicherlich der Grund für das Zuschlagen der Tür versuchte er sich zu beruhigen.
Seine Finger schwitzen, wurden klamm, wurden schmierig und gaben ihm kaum noch Halt. Keuchend presste er seinen zitternden Köper an das Geländer hinter ihm. Spürte die Kälte in seinem Rücken und blickte hinab. Hinab auf die Stadt, die in vollkommenem Dunkel lag. Kein künstliches Licht erhellte die Häuser, die Straßen, die sich tief unter ihm befanden. Die er lediglich erahnen konnte.
Seine großen, dunkeln, mandelförmigen Augen hoben sich, blitzten auf im Schein des helle Vollmondes, der einzigen Lichtquelle und ließen sein bleiches, ebenmäßiges Gesicht erstrahlen. Seine vollen, weichgeschwungenen roten Lippen bebten aufeinander, als er stockend nach Atem rang. Die Augen schloss und sichtlich versuchte, seine Nerven zu beruhigen.
„Was für eine scheiße Nacht!", ertönte es plötzlich neben ihm und er zuckte erneut zusammen. Öffnete blitzartig die Augen und sah zu seiner Rechten, wo, wie aus dem Nichts ein Mann aufgetaucht war.
Schwarze, lange Strähnen verdeckten sein Gesicht, während er sich mit lässig übereinandergeschlagenen Armen aufs Geländer lehnte und hinab in die finstere Gasse blickte. Dank des schwarzen Ledermantels, der bis zu seinen Knöcheln reichte und des hüftlangen, schwarzen Haares, verschmolz er fast gänzlich mit der Dunkelheit.
„Vollmondnächte sind wunderschön und tödlich zugleich ...", seufzte er schwer. Klopfte mit einer Hand seinen Mantel ab und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Einen Moment später erklang das Aufschnappen eines Zippos, welches silbern im Mondlicht aufleuchtete. Ein Klicken, ein zweites, ein drittes.
„Verflucht ...", knurrte der grade Angekommene. „Wenn das mal nicht zu einer beschissenen Nacht passt. Hast du Feuer?", wandte er sich zum ersten Mal direkt an die Gestalt neben ihm, die ihn immer noch fassungslos anstarrte. Das hübsche Gesicht noch blasser als zuvor, die Lippen leicht geöffnet vor Staunen. Ganz automatisch ließ der Gefragte eine Hand los und wollte gerade in seine Hosentasche greifen, wo sich tatsächlich noch ein altes Feuerzeug befand, als er auch schon ins Straucheln kam. Dabei das Gleichgewicht verlor und nach vorne kippte.Erschrocken und grade noch im letzten Augenblick drückte er seinen Oberkörper nach hinten. Angelte nach dem Geländer und presste sich schweratmend erneut dagegen.
„Was...", ertönte es belustigt und ein tiefes Lachen durchbrach die Stille. „Etwa Angst zu fallen?", zog ihn der Langhaarige auf, stieß sich von Geländer ab und trat hinter ihn. Lehnte sich von außen gegen ihn, während dessen Stimme rau in sein Ohr flüsterte. „Und ich dachte schon, du bist hier, um zu springen ... oder genießt du lediglich die Aussicht?" Wie scheinbar beiläufig machte sich seine rechte Hand auf Wanderschaft. Die Finger liefen langsam, fast schon verspielt, den sich ruckartig heben und senkenden Oberkörper hinab, bis sie bei besagter Hosentasche landeten und darin verschwanden.
So schnell wie die Hand gekommen war, verschwand sie auch wieder und keinen Moment später züngelte eine Flamme in der Dunkelheit auf. Erhellte kurz das Gesicht des Fremden. Das Hellblau seiner Augen, das fast unwirklich und eiskalt wirkte, als er an der Zigarette sog, nur um gleich darauf eine graue Wolke aus Rauch in die Nacht zu stoßen.
„Wenn du wirklich springen willst, dann jetzt...", säuselte die Stimme amüsiert, während sich der Fremde erneut aufs Geländer lehnte, den Kopf fasziniert schräg gelegt und den jungen Mann auf der anderen Seite des Geländers fragend musternd. Gleichzeitig verschmolzen zwei Augenpaare ineinander.
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Luca & Akira - love me, if you dare
RomanceMein Leben verlief gut. Ich konnte mich eigentlich nicht beschweren. Immerhin erfüllte ich mir gerade meinen größten Wunsch. Nur leider hatte ich zuvor nicht bedacht, das genau dieser Wunsch, so dermaßen nach hinten los gehen würde. Vielleicht war...