21. Luca - unerwartet

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War ich gemein, dass ich den armen Akira so durcheinanderbrachte? Wahrscheinlich, aber er sah, so verpeilt, einfach nur zum Anbeißen aus. Ich schob es einfach mal auf zu wenig Schlaf. Ob jetzt seinen oder meinen sei dahin gestellt. Er hingegen verschränkte die Arme vor der Brust, verzog die Lippen entrüstet zu einem Strich, nur um fast schon im gleichen Augenblick zu schnauben, dass sein Pony in die Höhe flog.

„Du kannst einen echt wahnsinnig machen, weißt du das?", brummte er vor sich hin und schüttelte zur Bekräftigung bejahend den Kopf.

„Wieso? Wäre es dir lieber, wenn ich dich einfach die nächsten drei Stunden weiter küsse?", wollte ich ganz unschuldig wissen und wippte vielsagend mit den Augenbrauchen. Kurz öffnete er fassungslos den Mund, schloss ihn aber gleich drauf wieder und drehte sich zum Fenster weg. Lachend über seine Darbietung ließ ich den Sitz etwas zurück gleiten und machte es mir bequem. Ich war tatsächlich müde, jetzt, wo wir endlich pünktlich im Flieger saßen und uns auf den Weg nach Sydney befanden, schien die ganze Energie, die mich so hibbelig gemacht hatte verschwunden zu sein. Zurück blieb nur noch eine eiserne Müdigkeit. Fast so, als hätte jemand den Stecker gezogen.

„Entspann dich, Prinzessin und komm her.", bat ich, kaum fertig mit meinem Vorhaben und streckte den Arm aus. Ein bisschen angekuschelt konnte er bestimmt wieder gut schlafen, so gerne wie er in meiner Nähe schlief und ich vielleicht auch ein wenig. Immerhin hatte ich nicht gelogen, als ich sagte, es würde ein anstrengender Tag werden. Dieses Sonnenscheingemüt von Felix und seine scheinbar unendliche Energie verlangten einem ganz schön was ab, wenn man nicht auf dem gleichen Trip flog wie er.

„Komm schon ...", bat ich erneut und lächelte Akira liebevoll an, weil er mir über die Schulter hinweg lediglich einen kalten Blick zuwarf. „Ich weiß doch, dass du es auch willst!", setzte ich in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht laut aus. Das hätte nur dazu beigetragen ihn wütender zu machen, aber das wollte ich ja auch gar nicht. Stattdessen, wollte ich zur Abwechslung seine Nähe spüren.

Es schien, dass er noch etwas mit sich haderte, doch dann, ich hätte schon gar nicht mehr drauf gehofft, ließ er seinen Sitz in die gleiche Position, wie die meine gleiten und kam in meine Arme.

„Schlaf schön ...", brummte ich zufrieden. Zog ihn näher an mich ran, küsste ihn auf den Scheitel und schloss die Augen. Ja, ich war tatsächlich müde, müde und zufrieden.

***

„Luca? Luca! LUCCCCCCCCAAAAAAAAAAAAA!", schallte es mir entgegen, kaum, dass ich die Bühne des State Theater betreten hatten, wo mein liebster Neffe brav hinter seinem Flügel saß und wie mir schien, für heute Abend sein Stück probte.

Seine Augen gingen regelrecht über, als er auch schon von seinem Hocker sprang und mit ausgebreiteten Armen, strahlend auf mich zu hechtete.

„Du? Hier?", quietschte er, dass die Akustik widerhallte.
„Ja, sicher!", bestätigte ich und zog ihn in meine Arme. „Ich würde doch um nichts in der Welt, deinen zwanzigsten Geburtstag verpassen.", setzte ich leiser hinzu und drückte ihn ebenfalls..

Irgendwie fühlte es sich an, als hätten wir uns schon ewig nicht mehr gesehen, wenn es tatsächlich auch erst ein paar Wochen her war.

„Schau mal, wenn ich mitgebracht habe!", flüsterte ich ihm leise ins Ohr. Sofort löste er sich von mir, wirbelte herum und sah sich um. Unten vor der Bühne stand mit etwas Abstand Akira, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und sah zu uns hoch.

„Akira!", schallte es mir sogleich ans Ohr und ich verabschiedete mich geistig von meinem Trommelfell, das bei diesem Ton gewiss gerissen sein musste. Da wurde ich auch schon stehen gelassen und Felix flog regelrecht vor der Bühne und meinem Akira um den Hals.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt