30. Akira - der Morgen danach

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„Aufwachen, Prinzessin!", ertönte eine dunkle, raue Stimme. Heiß, nah an meinem Ohr und ließ mich wohlig seufzen. Wie ich diesen rauen Klang liebte. So unendlich oft gehört, wenn auch in den seltensten Fällen an mich selbst gerichtet. Dafür kannte ich jeden Film, jede Serie, die Luca je gespielt hatte. Hatte jede Einzelne unendlich oft gesehen. So vertraut, so süß. So unendlich viele Jahre, war er schon in meinem Fokus. Zwar hatte ich ihn noch mit ganz anderen Augen, in einem ganz anderen Licht gesehen und dennoch war er der Mittelpunkt meiner Welt gewesen. Ganz gleich aus welchen Intuitionen heraus. Er hatte mich angezogen, zog mich immer noch an. Zog mich immer tiefer in seinen Bann.

„Ich mein das ernst!", wurde die Stimme ungehalten und ich musste in mein Kissen hineingrinsen. Augenblicklich hatte ich seinen Gesichtsausdruck vor Augen, denn er immer machte, wenn seine Stimme diesen Klang annahm. „Wir müssen los, zu unserem Frühstück mit Felix, und dann zum Flughafen. Heute Abend wird gedreht", setzte er hinzu und erntete ein unzufriedenes Brummen von mir. Ich wollte nicht aufstehen, wollte hier in diesem Bett liegen bleiben, wo alles nach ihm roch. Wo es warm war und wo die Realität weit weg zu sein schien. Nur wir beide. Er konnte doch einfach das Licht löschen, sich zu mir kuscheln und die Welt da draußen einfach sich selbst überlassen.

„Akira!", erklang es jetzt fast schon drohend und ich musste unwillkürlich kichern. „Wenn du nicht sofort aufstehst, so schwör’ ich bei Gott, hol’ ich einen nassen Waschlappen. Oder noch besser, gleich einen Eimer voll eiskaltem Wasser!" Statt auf seine Worte zu reagieren, zog ich mir lediglich das Kissen fester ins Gesicht und atmete tief ein. Nur ein kleines bisschen noch, mehr verlangte ich doch gar nicht. Dann konnte uns Felix, der Flughafen und die Arbeit wieder haben. Aber nicht gleich. Nicht jetzt. Wo ich noch immer seine Küsse auf meinen Lippen spüren konnte, seine Hände auf meinen Körper, seinen Mund um meinen ...

Ich spürte, wie die Matratze an meiner Seite nachgab und er zu mir aufs Bett kam. Genau darauf hatte ich gehofft. Sofort rollte ich auf den Rücken und streckte meine Arme nach ihm aus. Wollte ihn umarmen, an mich ziehen, ihn endlich wieder spüren. Nur meine Augen öffnete ich nicht. Es war zu hell. Viel zu grell. Und eine Lüge. Ein klein wenig peinlich berührt war ich auch. Immerhin konnte ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie die Nacht sein Ende nahm. Was Luca, sein Mund, seine Lippen mit mir gemacht und was er am Ende eben nicht mit mir gemacht hatte.

„Du wirst ja rot“, vernahm ich schmunzelnd, bevor mich eine Strähne seines langen, dunklen Haares streifte. „Was wohl heißt, dass ich dir nicht in allen Einzelheiten erklären muss, was heute Nacht gelaufen ist“, säuselte er zuckersüß und ich spürte, wie noch mehr heißes Blut in meine Wangen rauschte und sie überhitzte. Ein herzhaftes Lachen ertönte, dann spürte ich seine Lippen auf den meinen. Kurz, aber fest und noch immer mit einem Lächeln darauf. „Lass dir eins gesagt sein. Ein weiteres Mal kommst du mir nicht so leicht davon! Haben wir uns verstanden?", setzte er hinzu und küsste mich ein weiteres Mal. „Und jetzt raus aus den Federn, wenn du mir schon mit deinem ewig langen Schlaf die ganze Morgenplanung ruinierst."

„Hmm?", seufzte ich fragend und öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen, nur um seinem amüsierten Blick zu begegnen. „Ich dachte ...", seine Stimme wurde leiser, rauer. „Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben ..." Schon wanderten seine Finger über meine nackte Brust hinab, gefolgt von einer Gänsehaut, die meinen Körper überzog und mir den Atem stocken ließ. Meine weit aufgerissenen Augen kommentierte er lediglich mit einem belustigten Augenzwinkern, als sich auch schon seine Hand kalt auf meinen heißen, steifen Schwanz legte und zu drückte.

Keuchend griff ich nach seinem Handgelenk, ja um was zu tun? In dran zu hindern mich weiter anzufassen, oder gar, dass er ja nicht auf die Idee kam, damit aufzuhören? Gott, ich wollte und wollte es nicht. In mir drin ein Chaos aus überhandnehmender Emotionen. Dieser Zwiespalt, gleichzeitig dieses verzehrende Feuer, welches meinen ganzen Körper im Nu entflammen ließ. Eine Sehnsucht weckte. Nach mehr, nach Luca.

„Führe mich nie wieder so in Versuchung, haben wir uns verstanden? Ein zweites Mal halte ich mich nicht mehr zurück", hauchte er mir ganz nah an mein Ohr, und riss mich somit völlig aus meinen Gedanken. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich erzittern. Wieder eine Lüge. Oh ja, ich wollte es. Ich wollte ihn. Ich wollte alles von ihm. Mit ihm. Ganz gleich. Solange es nur er war.

„Oh Prinzessin ...", seufzte Luca schwer. Legte seine Stirn auf die meine und schloss kurz die Augen, als müsse er sich erstmal sammeln. „Wir müssen in 20 Minuten in Café sein. Also hör auf, auf deiner Lippe herumzukauen, mit diesem Blick aus deinen wunderschönen Rehaugen und dich an mir zu reiben. Das ist erstens unfair und außerdem viel zu wenig Zeit, für das, was ich mit dir vorhabe."

Dann öffnete er die Augen, zwinkerte mir mit einem gequälten Lächeln noch einmal zu, nur um anschließend von mir herunterzusteigen und mir die Hand hinzuhalten. Widerwillig griff ich danach und ließ mich hochziehen.

Wir können Felix auch absagen, oder? Er würde das schon verstehen. Vielleicht hatte er ja selbst mit Darius alle Hände voll zu tun.

„Ich kann dich denken hören. Und nein, wir können Felix nicht versetzten.", setzte er hinzu und schubste mich Richtung Badezimmer. „Auf geht's in die Dusche! Kalt! Und zieh dir endlich was an!"

Als er mich recht unsanft durch die Tür bugsierte, und sie hinter mir schloss, als müsste er sich selbst aussperren, lehnte ich mich gegen das kalte Holz und seufzte tief. Das alles war so neu für mich. So anders. So aufregend. Ich hatte mir nie vorgestellt, wie es wäre, mit Luca intim zu werden. Nie. Selbst dann nicht, wenn ich ihn bei sehr eindeutigen Filmszenen beobachtet hatte. Und jetzt, jetzt konnte ich an nichts anderes mehr denken. Das heute Nacht war toll gewesen. Und ich wollte es wieder tun. Mit ihm. Nur mit ihm.

Ob ich bereit war, weiterzugehen? Keine Ahnung. Ob es nicht besser gewesen wäre, wären wir gestern aufs Ganze gegangen? Ich wusste es nicht. Vielleicht wäre es leichter gewesen. Ich weniger nervös. So, völlig gehemmt und zappelig, wie ich nun mal war, würde ich mich bestimmt dumm anstellen. Mich blamieren. Vielleicht, ja vielleicht nicht genug sein. Er hatte bestimmt schon viel Sex gehabt. Viele Partner. Besser. Hübscher. Erfahrener. Mein Herzschlag überschlug sich. Wie konnte ich ihm das Wasser reichen? Er war perfekt und ich? Ich war eben nur ich ...

Ein lautes Klopfen ertönte hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen.

„Geh endlich unter die Dusche. Wir fliegen später noch vier Stunden. Da kannst du dich noch genug verrückt machen", schallte es mir durch die Tür und wieder hatte ich das Gefühl, dass es ein Leichtes für ihn war, hinter meine Fassade zu sehen. Meine Gedanken zu lesen.

Seufzend und mit dem Eindruck, als hätte mich dieses Hochgefühl, auf welchem ich bis eben noch geflogen war, verlassen, gesellte ich mich wie mir geheißen unter die Dusche und ließ mich von dem warmen Wasser berieseln. In der Hoffnung, sie würde die Wärme, die der Kälte in meinem Inneren gewichen war, wieder zurückbringen.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt