19. Luca - im Schlaf

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Müde öffnete ich die Tür meines Zimmers, trat über die Schwelle und ließ gleichzeitig meinen Nacken kreisen. Ich war völlig verspannt, mir tat alles weh und ich fühlte mich halb erfroren.

Der Dreh hatte länger als gewollt gedauert. Dennoch waren Stefan und Michael am Ende zufrieden gewesen. Ich hingegen war nur froh, dass Akira irgendwann die Fliege gemacht hatte. Es war auch so schon ein komisches Gefühl, bei einer Sexszene, wenn auch bei einer gefakten, gefilmt und beobachtet zu werden, aber sein Bambiblick aus diesen großen, dunklen Augen hatte mich regelrecht nervös gemacht. Schön, dass er schon bei der Kussszene verschwunden war, so konnte ich mich ganz auf Ailin konzentrieren und wir kamen tatsächlich viel besser voran.

Verwundert blieb ich mitten im Raum stehen und sah mich um. Normalerweise, ganz gleich wie früh oder spät ich nach Hause kam, war Debby stets da, um mich zu begrüßen. Selbst, wenn sie stinksauer war und mich anschließend, zwei volle Tage lang mit Nichtachtung strafte, dennoch kam sie jedes Mal an die Tür.

Mir langsam wirklich Sorgen machend trat ich ums Sofa herum und machte mich auf die Suche nach meiner Herzdame. Doch sie war weder zu hören, noch zu sehen. Schnellen Schrittes und mit stetig ansteigendem Puls, meine zuvor noch verspürte Müdigkeit war wie weggeblasen, machte ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer, wo ich hoffte, mein Mädchen wohlauf und schmollend vorzufinden. Doch noch im Lauf hielt ich überrascht inne. Blinzelte, nur um gleich drauf meinen Kopf zu schütteln.

„Echt jetzt?", seufzte ich leise und lehnte mich an den Türrahmen. Erleichterung flutete meinen Körper, nachdem ich mein Kätzchen wohlauf in den Armen meiner Prinzessin vorfand. Beide mitten im Bett, auf meinem, wie ich unschwer im Dämmerlicht erkennen konnte, Kissen, leise vor sich hin schnarchend. Wenn ich sie die halbe Nacht so am mich gepresst halten würde, wie Akira es grade mit ihr tat, wäre ich längst tot. Aber scheinbar machte meine Herzdame bei meiner Prinzessin eine Ausnahme. Und wie mir schien, brauchte Akira tatsächlich eine lebende Wärmflasche, an die er sich kuscheln konnte, um zufrieden tief und fest schlafen zu können. Ein bisschen überkam mich die Eifersucht bei diesem Anblick. Aber wirklich nur ein kleines bisschen.

Nachdem ich eine Weile vor dem Bett gestanden und mir dieses Szenario angeschaut hatte, löste ich mich leise von der Tür und machte mich auf den Weg ins Bad, immerhin war ich immer noch am Erfrieren.

Jedoch wurde es nach einer heißen Dusche nicht deutlich besser, also kroch ich auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer und legte mich vorsichtig hinter den Kerl, der sich in meinem Bett breitmachte, unter die Decke. Aber als auch die warme Decke nicht half und in meinem jetzigen Zustand, so war an ein Einschlafen nicht zu denken, blieb mir gar nichts anderes übrig, als das letzte Stück nach vorne zu rutschen und mich an den warmen Körper vor mir zu schmiegen. Augenblicklich hüllten mich sein Geruch und seine Wärme ein. Seufzend ließ ich meine Nase über seinen Nacken streifen. Atmete tief ein und schloss die Augen.

Jetzt fing ich auch schon an, ihn in meinem Bett zum Einschlafen zu brauchen. Wie lächerlich! Kopfschüttelnd zog ich ihn dennoch noch fester in meine Umarmung. Nur der Wärme wegen natürlich.

„Luca ...", seufzte der Mann vor mir schlaftrunken und augenblicklich hielt ich still. „Schlaf weiter ...", murmelte ich leise, nah an seinem Ohr, nachdem mein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte und fing an, seinen Oberarm zu streicheln, damit meine Prinzessin wieder tief und fest einschlief. Er hatte schließlich auch einen langen Tag. Ich hatte erst gegen Nachmittag mit dem Drehen angefangen. Akira war hingegen schon seit den frühen Morgenstunden am Arbeiten gewesen. Und dann auch noch die Szenen mit mir, bis in die Nacht hinein. Er musste fix und fertig sein und brauchte den Schlaf.

„Debby hat dich vermisst ...", murmelte er weiter und kuschelte sich noch ein bisschen tiefer in meine Arme. „Deswegen betrügt sie mich auch mit dir ...", erwiderte ich leise und war mir nicht sicher, ob Akira nicht lediglich im Schlaf sprach. Immerhin ging sein Atem immer noch schwer und regelmäßig. Zumindest war er völlig schlaftrunken. „... ich hab dich auch vermisst ...", überging er meine Worte und nun war ich mir wirklich sicher, dass er nicht richtig wach war. Das hätte er sonst nie gesagt.
„War mein Kissen und mein Kätzchen nicht Ersatz genug ...", wollte ich lächelnd wissen und drückte ihn fester an mich. Ein zufriedenes, sehr süßes Seufzen ertönte vor mir. Die Decke raschelte und eine kühle, feuchte Nase stupste meine Hand, gefolgt von einem Mauzen.

„Pssst... Deb...", hauchte ich leise. „Wir wollen Akira doch nicht aufwecken.", setzte ich schnell hinzu. Streckte meine Hand weiter aus und strich meinem Mädchen liebevoll über den Kopf. Für einen kurzen Moment ließ sie es geschehen, dann, als wäre ihr wieder eingefallen, dass sie eigentlich böse auf mich war, schnaubte sie und hüpfte vom Bett um zu verschwinden.

„Ich hab dich auch lieb ...", murmelte ich ihr nach und verdrehte die Augen. Morgen früh, oder besser gesagt heute, lang würde die Nacht nicht mehr dauern, würde ich mein Zuspätkommen büßen müssen. Da war ich mir sicher.

„Ich dich auch ...", brummte es vor mir und ich hielt kurz irritiert still. Der Prinzessin in meinen Armen schien es nicht zu gefallen, dass ich aufgehört hatte, sie zu streicheln. Scheinbar unzufrieden schnaubend drehte er sich mir zu. Ächzend landete seine Wange an meiner Brust und sein Arm um meine Taille, um mich seinerseits an sich zuziehen. Und als wäre das noch nicht genug an Nähe, schlang er auch noch sein Bein um mich. Nun sich gänzlich an mich klammernd, seufzte er schier zufrieden.

Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihm die langen Haare aus dem Gesicht. Seidig glatt fühlten sie sich an. Viel glatter als meine. Beobachtete, wie ein Lächeln auf seine Lippen huschte, aber gleich darauf in sich zusammen fiel und einem verkniffenen Ausdruck Platz machte. Doch noch bevor ich mir Gedanken machen konnte, was ihm wohl grade durch den Kopf ging, bewegten sich seine Lippen. Leise, schwammig. Gänzlich im Schlaf.
„Wieso küsst du Ailin ...", wollte er wissen und ich stockte in meiner Bewegung, meine Finger waren bis dato, immer noch damit beschäftig seine Haare aus seinem Gesicht zu streicheln. „Wieso sie ... nicht mich ..."

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass du das wollen würdest ...", gab ich nach einer Weile ehrlich zu, auch wenn mir klar war, dass er sich nach dem Aufwachen mit Sicherheit an nichts mehr erinnern würde. Dieses Gespräch war noch sinnloser, als mit einem betrunkenen Akira, der sind wenigstens irgendwann einmal darauf, was er gesagt oder getan hatte, besann.

„Doch ..." Diesmal verzog er sein Gesicht zu einem bockigen Ausdruck und brachte mich automatisch zum Lächeln. Wenn er im wachen Zustand genau so wäre, wie wenn er schlief oder betrunken war, dann hätten wir dank meines Angebotes bestimmt viel Spaß haben können. Aber so bekam ich lediglich eine total mit der Situation überforderte Prinzessin, bei der ich das Gefühl hatte, sie würde mir jeden Augenblick schreiend davon laufen, kaum, dass ich ihr auch nur einen Zentimeter näher kam, als es der Anstand gebührte.

„Sicher?", fragte ich nach. Grinste immer noch vor mich hin und kam Akira noch ein Stückchen näher. „Hmmm ...", seufzte dieser bestätigend und wieder war da ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

Ich hätte schlafen sollen. Einfach nur meine Augen schließen und ebenfalls einschlafen. All das, was er gemurmelt hatte, vergessen. Hätte, hätte ... stattdessen beugte ich mich tiefer und tiefer, bis meine Lippen fast die seinen berührten. „Wirklich sicher ...", fragte ich erneut nach und wusste, dass es unfair war. Das egal, wie er mir antworten würde, es falsch wäre, diese unschuldige Situation auszunutzen. Aber es blieb still. Leise auflachend schloss ich die Augen und schüttelte über mich selbst den Kopf. Wollte gerade wieder weg von ihm rücken, um endlich tatsächlich zu schlafen, da traf mich sein heißer Atem. „... ja ...", hauchte er gegen meine Lippen, sie streiften sogar ganz leicht gegen meine. Berührten mich, kitzelten, kribbelten, brannten. Ließen mich meine Zurückhaltung vergessen. So dass ich die letzten Millimeter überwand und meine Lippen sanft auf die Seinen drückte. Warm, sanft, süß. Für eine gefühlt unendlich lange Sekunde geschah gar nichts, dann, wanderte seine Hand von meiner Taille hinauf zu meinen Nacken, zog mich näher zu ihm. Seine Lippen fingen an, sich zu bewegen, und er erwiderte meinen Kuss.

Seufzend trennte er sich irgendwann von mir, rückte näher, kuschelte sein Gesicht in meine Halsbeuge und ein zufriedenes Seufzen gefolgt von einem Schnarchen ertönte. Sein Körper wurde vollends schwer und meine Prinzessin war endgültig wieder tief und fest eingeschlafen.

„Was machst du nur mit mir?", brummte ich vor mich hin, beugte mich ein letztes Mal vor, küsste ihn auf die Stirn, damit er hoffentlich glücklich und zufrieden schlaffen konnte und schloss ebenfalls die Augen. Das hier fühlte sich so gar nicht nur nach ein bisschen Spaß und nach einer Abmachung an. Aber vielleicht war ich auch einfach nur zu müde und etwas zu sentimental. „Schlaf schön, Prinzessin ...", murmelte ich also noch, dann schlief auch ich endlich ein.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt