„Erstens...", erklang seine dunkle Stimme, und das Lächeln, welches zuvor noch auf seinen Lippen lag, war verschwunden. „... bist du waghalsig, und leichtsinnig, was sollte der Scheiß gestern? Hast du einen Hang zum Sterben? Klar, für den Job tut man einiges, aber sich von einem Hochhausdach stürzen?" Er hielt inne und seine Augen sprühten Feuer, genau so wie gestern, als er mich gepackt und wieder zurück aufs Dach gezogen hatte. Und auch wenn ich es wohl nie laut zu geben würde, hatte er in diesem einen Punkt vielleicht nicht ganz unrecht. Aber es war spät, und ich war müde gewesen. Das Sichern hätte unnötige Zeit gekostet und so gefährlich, wie er gerade tat, war es dann auch nicht. Ich wäre auch ohne ihn nicht gefallen. „Dann, kaum, dass ich dir deinen Kopf aus der Schlinge gezogen hatte, wirfst du dich leichtsinnig diesem narzisstischem Kerl an den Hals. Klar, du bist jung, aber selbst dir hätte klar gewesen sein sollen, dass auf ein Bier gehen, nicht unbedingt auf ein Bier gehen bedeuten. Und dann, rennst du mir gerade hier wie ein verrückter Stalker nach, mit der Kondition einer Nacktschnecke. Wärst du atemlos zusammen geklappt, ich hätte dich liegen gelassen, wäre über dich drüber gestiegen, und wäre weiter gelaufen.", redete er sich in Rage und seine Augen sprühten immer mehr.
So viel Wut und Frust ließen mich fassungslos zurück starren. Was in Gottes Namen hatte ich nur verbrochen, dass er mich scheinbar so verabscheute? Ich war doch immer nett und freundlich zu ihm gewesen. Stets höflich, nie aufdringlich.
„Und das waren nur die Dummheiten der letzten zwölf Stunden ... Brauchst du noch mehr?", beendete er seinen Monolog und seinen eisblauen Augen nagelten mich fest, ließen mich nicht los, sorgten dafür, dass meine Kehle trocken wurde und ich keine Ahnung mehr hatte, was ich darauf erwidern sollte. Denken fiel mir gerade echt schwer und irgendwie hatte ich jetzt schon vergessen, was er gesagt hatte.
„Schau mich nicht so an...", zischte er plötzlich, doch statt sich abzuwenden, kam er mir sogar noch ein Stück näher, beugte sich tiefer und ich hielt automatisch den Atem an. Sein dunkler, langer Zopf rutschte ihm über die Schulter und baumele zwischen uns. Mehr passte aber auch nicht zwischen ihn und mich.
Von dieser plötzlichen Nähe total überrumpelt, öffnete ich meinen Mund, wollte was sagen, wollte ein Stück von ihm wegrutschen, blieb aber wie angewurzelt stehen.
Seine Pupillen hingegen huschten über meinem Gesicht hin und her, als würden sie es abscannen. „... wie ein verschrecktes Bambi ..." Nochmal rückte er ein Stück näher, seine Brust berührte die meine und unsere Nasenspitzen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. „... als wäre ich der böse Wolf...", hauchte er und seine Augen verdunkelten sich.
Ich schluckte trocken. Herrgott noch mal, wenn er mich so ansah, glaubte ich ihm kein Wort. Er war ganz eindeutig dieses Raubtier, von dem er da eben sprach, und jeden Augenblick würde er mich in Fetzen reißen. Sollte ich Angst haben? Vermutlich. Hatte ich Angst? Warum auch immer, kein bisschen. Vielleicht hatte er tatsächlich recht damit und ich war lebensmüde?
„Luca...", entkam es mir heiser, fast tonlos, so sehr war ich von seinem Anblick, von seiner ganzen Person, eingenommen, während meine Hand sich verselbstständigte, sich hob, und sanft seine Wange streifte.
Wir zuckten beide zusammen, als meine kalten Finger, seine warme Haut berührten. Er blinzelte irritiert und wich einen Schritt zurück.
Erschrocken darüber, was ich getan hatte, stolperte ich ebenfalls einen Schritt nach hinten, kam ins Wanken und merkte, wie es mich gleichzeitig nach hinten zog.
‚Randsteine konnten echte Arschlöcher sein', dachte ich noch, da befand ich mich im Freiflug nach unten.
Ein harter Griff schloss sich um meinen Arm und mit einem Ruck wurde ich in die Höhe gezogen, bevor ich den Boden mit meinem Allerwertesten knutschen konnte. Von der Wucht seiner Rettungsaktion taumelte ich nach vorne und prallte hart gegen seine Brust.
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Luca & Akira - love me, if you dare
RomanceMein Leben verlief gut. Ich konnte mich eigentlich nicht beschweren. Immerhin erfüllte ich mir gerade meinen größten Wunsch. Nur leider hatte ich zuvor nicht bedacht, das genau dieser Wunsch, so dermaßen nach hinten los gehen würde. Vielleicht war...