22. Akira - Sightseeing

41 9 0
                                    

„Na, komm schon!"

Ich hatte mich bei Luca eingehackt und zog ihn bestimmt Richtung Ausgang. Damit er mir ja nicht entwischt, um Darius nachzujagen und unaussprechbare Dinge mit diesem anzustellen.

„Ich war noch nie in Sydney, lass uns die Stadt anschauen ... Bitteeee!", setzte ich hinzu und schmiegte mich an ihn. Nach dem Kuss und nach dem Flug, den ich gänzlich schlafend in seinen Armen verbracht hatte, fühlte ich mich wohl und erholt. Außerdem sagte mir mein Gefühl tatsächlich, dass wir uns nicht einmischen sollten. Felix würde das schon klären. Hätte er tatsächlich mit uns mitkommen wollen, hätte er das wohl auch getan. Stattdessen hatte es ihn zu Darius gezogen. Trotz seines wohl doch eher miesen Auftrittes. Aber ich kannte da ja auch jemanden, der gerne ganz schön fies zu mir war, als wir mit unserer gemeinsamen Arbeit angefangen hatten.

„Hmmm ...", brummte der Besagte immer noch sehr abgelenkt, so dass ich mich noch enger an ihn ankuschelte. Irgendwie musste ich doch seine Aufmerksamkeit auf mich lenken und weg vom Felix.

„Lass uns einen schönen Nachmittag verbringen. Wann geht denn das Konzert los?", wollte ich wissen, griff an sein Kinn und zog es in meine Richtung. Schnaubend rückte sein Gesicht in mein Sichtfeld. Augenblicklich wurde der harte Zug um seine Lippen weicher und sogar seine Mundwinkel hoben sich. Fast so, als würde die Sonne aufgehen. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und ich musste selbst lächeln.

„Du bist ja gar nicht sterbensmüde und schmiegst dich trotzdem todesmutig an mich. Wie hab ich denn das verdient?", säuselte er, beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die meinen. „Lass uns hier verschwinden, bevor ich tatsächlich noch zum Mörder werde!", knurrte er dagegen, während sein Kuss sich süß und sanft anfühlte und das totale Gegenteil zu seinen Worten darstellte. Löste sich wieder, bis mir überhaupt klar wurde, wie mir geschah und zog mich aus dem großen Theatersaal. Was er mit mir und der Horde Schmetterlinge in meinem Bauch anstellte, war ihm wohl gar nicht klar.

Draußen auf der Straße sah er sich um, holte sein Handy raus und fing an, etwas zu tippen. Keinen Augenblick später bremste ein Auto neben uns. „Ich hatte uns eine Sightseeingtour gebucht.", erklärte Luca, dem mein fragender Blick wohl nicht entging. „Ich muss mich nur mit meiner Agentin kurzschließen, wegen der Pläne für heute Abend." Dann steckte er das Handy weg, öffnete mir die Tür und ließ mich zuerst einsteigen.

Ein älterer Herr, der mit uns den Wagen durch die Straßen von Sydney kurvte, erzählte sehr humorvoll zu Land und Geschichte, während er hier und dort dabei aus dem Fenster deutete. Bis er uns gute zwei Stunden später im Hafen von Sydney wieder aussteigen ließ.

„Was jetzt?", wollte ich neugierig wissen. Immerhin hatte ich schon öfters gefragt, aber nie eine Antwort erhalten. Dennoch genoss ich unsere gemeinsame Zeit und vor allem seine Nähe. Was auch immer in der Nacht zuvor passiert war, es hatte Luca und sei Verhalten mir gegenüber völlig verändert. Statt auf Distanz zu gehen, und fast schon etwas abweisend zu wirken, war er plötzlich liebevoll und zuvorkommend. Er berührte mich ständig. Sei es ein Streicheln meines Armes, ein kurzes Drücken oder sein unbeschreiblich schönes Lächeln, was jedes Mal aufs Neue für Aufruhr in meinem Magen sorgte. Außerdem waren wir beide nicht so bekannt, dass man uns auf den Straßen von Sydney und vor allem bei den Massen an Menschen und Touristen sofort erkannte. Zudem wusste die Presse, dass wir uns eigentlich in Neuseeland aufhielten. So fühlte sich unser Nachmittag an, als wären wir ein ganz normales Pärchen auf Großstadttour. Dass wir weder das eine, noch das andere waren, verdrängte ich einfach. Dafür fühlte es sich in diesem Moment einfach nur zu gut an.

Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht mehr alleine. Nicht mehr haltlos. Sondern da war jemand, der meine Hand hielt, der mich auffing.

„Wieso schaust du so traurig?", riss mich Luca aus den Gedanken. Lege mir einen Arm um die Schultern und zog mich zu einem Stand, der Meat Pies anpries. „Alles gut!", log ich und schob alle Gedanken bei Seite. Unsere Zeit war kurz. Unser Dreh bald zu Ende, ich sollte genießen, was ich bekam. Danach würde die Einsamkeit wieder ihre Krallen in meine Seele schlagen. Aber bis dahin nahm ich einfach, was er mir gab.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt