26. Darius - Happy Birthday

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Was zum Teufel trieb ich hier eigentlich? Ich hätte weder mitfahren noch mich überhaupt auf diese Tour mit ihm einlassen sollen. Dass ich der Hirnrissige war, der das Ganze mit dem Konzert ins Rollen gebracht hatte, ignorierte ich einfach halber. Schuldzuweisungen waren wohl an dieser Stelle eh längst zu spät.

Ich liebte einfach den Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er spielte. Wenn er die Augen schloss, sich der Musik, der Melodie hingab. Sämtliche Emotionen verformten dabei seine Züge immer wieder aufs Neue. Das glatte Gegenteil von mir. Ich, der immer starr und kalt rüberkam. Ich, der nur für das gemocht wurde, was ich konnte. Ihn hingegen schien jeder zu mögen. Richtig ehrlich zu mögen. Selbst wenn er sich verspielte, dabei oft zu langsam, zu schnell war. Alles wurde ihm verziehen. Von der Jury, von der Presse, vom Publikum, von seinen Konkurrenten. Er brauchte nur zu strahlen, schon ging die Sonne auf und all seine Fehler wurden gut geredet. Immerhin waren es seine Kreativität, sein Mut, den Klassikern seinen eigenen Stempel zu verleihen, seine Liebe zur Musik, die er durch seine Individualität dem Publikum präsentierte. Keiner wollte sehen, dass er es einfach nur verhauen hatte. Dass es oft an seiner hibbeligen, hektischen Art lang, statt tatsächlich am wirklichen Können.

Wieso spielte er das gleiche Stück immer unterschiedlich? Verpatzte immer eine andere Stelle? Wo war da der Stempel, den sie meinten, wiederzuerkennen? Lächerlich!

Aber konnte ich es ihnen allen verdenken? Gerade in diesem Augenblick, in dem ich neben ihm saß, statt meines Weges zu gehen? Konnte ich auf sie schimpfen, wenn ich mich ebenfalls hatte in seinem Spinnennetz fangen lassen? Doch da war sein Blick gewesen, als er mich angesehen hatte, und mich gebeten hatte mitzukommen. Weil doch heute sein Geburtstag war. Natürlich wusste ich, dass er Geburtstag hatte, nur wäre ich nie auf die Idee gekommen, er würde mich einladen. Wie konnte ich da also nein sagen? Hätte wohl für Außenstehende ausgesehen, als wäre ich ein Arschloch und hätte kein Herz. Aber ehrlich gesagt hatte mich noch nie wirklich interessiert, was die Leute von mir hielten, oder was sie über mich sagten, oder dachten. Wie gesagt, ich wusste es, sah es tagtäglich, seit ich ein kleiner Junge war. Hatte schnell gelernt.

Klar, sie liebten mein Spiel. Sie bewunderten mich für mein Können und sie sagten, dass ein Genie wie ich, der bereits mit vier Jahren mit geschlossenen Augen Mozart auf und runter spielen konnte, nun mal seine Spleens, seine Eigenarten hatte. Man verzieh mir mein Verhalten, meine kalte Art, man tolerierte mich, weil man etwas von mir wollte. Schon immer wollte. Immerhin stand ich schon, seit ich eben vier war, auf den Bühnen dieser Welt. Gewann eine Auszeichnung nach der anderen und verspielte mich nie. Mein Spiel war immer perfekt, nie enttäuschend, nie beanstandenswert. Aber sie sahen mich nicht. Sie wollte mich nicht. Sie wollten nur mein Spiel und meinen Ruhm. Solange ich Perfektion lieferte, würden sie mich verehren. Würde ich hingegen eine Performanz wie Felix hinlegen, wäre ich wohl längst vergessen worden.

Sein Blick ruhte immer noch auf mir und das nur, weil mir herausgerutscht war, dass ich ihn spielen hatte sehen. Aber diese Grabesstimmung an unserem Tisch war ja kaum auszuhalten gewesen, da hatte ich doch glatt nicht nachgedacht, was ich sagte, nur, um das Gespräch, was der Hübschling mir gegenüber gestartet hatte, aufrechtzuerhalten, während die beiden Anderen sich den Wein schmecken ließen.

„Zu der Zeit bist du in Japan gewesen“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, als könnte er das Thema einfach nicht sein lassen.
„Ja“, knurrte ich und rollte unwillkürlich mit den Augen. Dann war ich eben stundenlang geflogen, um ihn zu sehen. Spielen zu sehen! Immerhin stand unsere Tour schon im Gespräch. Ja, er wusste noch nichts davon und ja, ich wusste nicht, ob sein Management zusagen würde. Aber ganz ehrlich, jeder wollte mit mir auf Tour, warum also nicht auch er? Selbst, wenn er schon so oft gegen mich verloren hatte. Ihm schien es aber gar nichts auszumachen. Nicht, wie all den anderen Konkurrenten, die mich für mein Können hassten. Es hassten, gegen mich zu verlieren. In meinem Schatten zu stehen. Sich oft gar nicht mehr bereit erklärten, bei weltweiten Wettbewerben gegen mich anzutreten. Und ich hatte diese Wettbewerbe ehrlich gesagt mittlerweile ebenfalls satt. Hatte die letzte Zeit nur noch mitgemacht, wenn Felix mitmachte.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt