Müde streckte ich meine Glieder und ließ den Kopf kreisen. Die Nacht war kurz und unruhig, obwohl ich eigentlich hätte ausschlafen können. Stattdessen stand ich bereits fertig angezogen bei der Türe und bückte mich, um der schnurrenden, grau/schwarz gestreiften Debby über den Kopf zu streicheln.
„Sein ein braves Mädchen.", murmelte ich, während ich mich wieder erhob und durch die Tür treten wollte. Ein vorwurfsvolles Mauzen hielt mich auf und ich blickte erneut zu meinen Füßen hinab. Große, braune Augen starrten mich vorwurfsvoll von unten herauf an. „Nicht du auch noch.", seufzte ich der Verräterin zu. Ging erneut in die Hocke und ließ meine Finger durch das seidigglatte kurze Haar fahren. „... bin doch gleich wieder da.", versicherte ich meiner liebsten britischen Kurzhaar Dame. Schlüpfte darauffolgend durch die Tür, zog sie hinter mir ins Schloss und steckte mir Kopfhörer in die Ohren.
Draußen war es kühl und neblig. Und der Weg ins nächste kleine Dorf nicht weit, also würde ich einfach zu diesem kleinen Café joggen und wieder zurück. Die Bewegung, die frische Luft und einen Kaffee genießen. Vielleicht fühlte ich mich dann wieder besser. Zumindest entspannter. So eine dauerhafte Unruhe hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt.
Leichtfüßig sprang ich die drei Stufen herunter und landete auf dem festen Boden. Dehnte meine Muskeln und lief langsam los.
Da ich fast täglich lief, wenn es der Drehplan zuließ und ich nicht gerade verschlief, war ich gut in Form. Schnell steigerte ich das Tempo und lief entlang der kleinen, engen Straße, die mich weg von dem Industriegebiet, an dessen Rand wir drehten, führte. Drehte die Musik lauter und spürte mit jedem Schritt, den ich lief, ein langsam aufkommendes Gefühl von Freiheit und Ruhe.
Ich liebe es, zu laufen, die frische, kalte Luft einzuatmen, der feste Boden unter meinen Füßen zu spüren. Das Gefühl, alles um mich herum zu vergessen war traumhaft. Und je weiter ich lief, desto mehr fiel der Stress der letzten Tage von mir ab. Und ich vergaß alles, was mich um den Schlaf gebracht hatte, und genoss stattdessen nur noch die ersten feinen Sonnenstrahlen, die sich durch den Nebel brachen und mir das Gesicht wärmten.
So lief ich etwa zehn Minuten, als ich eine Person vor mir ausmachte, die ebenfalls in die gleiche Richtung lief. Nur viel langsamer als ich, was zur Folge hatte, dass ich relativ bald aufholte.
Zuerst schob ich diese sich langsam aufkeimende Tatsache bei Seite und konzentrierte mich wieder auf mich selbst, doch mit jedem Schritt, den ich ihr näher kam, wurde mir mulmig zu Mute. Irgendwas an dieser Person irritierte mich, oder nein, irgendwas an ihr kam mir bekannt vor. Die Statur, die Bewegung. Dieses dunkle Haar. Das konnte doch nicht sein, bestimmt spielte mein Hirn mir einen Streich. Dennoch bremste ich ab, während meine Augen sich in den Rücken, der nur noch wenige Meter vor mir lag, brannten. War er es? Doch, ja, das war er! Aber wieso? Sonst schlief er doch um diese Zeit noch.
Selbst in dem gemächlichen Tempo, welches ich gerade an den Tag legte, holte ich ihn ein. Kein Wunder, wenn er vor sich hin kroch, wie eine lahme Schnecke. Dabei eine völlig falsche, deprimierte Haltung einnehmend. Fast so, als würde er zum ersten Mal joggen.
Aber statt mich weiter zu wundern, was er hier so früh trieb, und warum er überhaupt lief, wenn es ihm scheinbar null Spaß machte, zog ich einfach an ihm vorbei und steigerte wieder das Tempo. Der Weg war breit genug und in wenigen Minuten hätte ich ihn sowieso weit hinter mir gelassen. Also brauchte ich mich hier auch nicht weiter mit ihm zu beschäftigen.
Als ich genau auf seine Höhe kam, hob er den Kopf, riss überrascht die Augen auf, und formte seine Lippen, als würde er meinen Namen rufen. Vielleicht hatte er das auch getan, aber dank der lauten Musik in meinen Ohren, hörte ich rein gar nichts. Es war mir auch ehrlich gesagt egal. Deswegen blickte ich wieder grade aus und lief wortlos weiter.
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Luca & Akira - love me, if you dare
Roman d'amourMein Leben verlief gut. Ich konnte mich eigentlich nicht beschweren. Immerhin erfüllte ich mir gerade meinen größten Wunsch. Nur leider hatte ich zuvor nicht bedacht, das genau dieser Wunsch, so dermaßen nach hinten los gehen würde. Vielleicht war...