17. Luca - nicht was ich will

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„Komm rein ...", begrüßte ich Akira, der mit Blick zu Boden Löcher in den Selbigen starrte. Packte ihn am Ellbogen und zog ihn kurzerhand mit rein. Es war zwar mitten in der Nacht, und der Teil der Crew, die ebenfalls hier untergebracht worden war, vermutlich unter ihren Duschen oder bereits im Bett, aber sicher war sicher. Immerhin wollte ich keine Schlagzeilen darüber lesen, dass mein Co-Star des Nachts mein Hotelzimmer aufsuchte. Und auf die Gerüchteküche am Set war ich auch nicht sonderlich scharf.

Immer noch konnte er mich nicht ansehen, fast so, als wollte er gar nicht hier sein. Das würde ja lustig werden mit uns beiden, wenn er mir nicht einmal mehr in die Augen sehen konnte, geschweige denn irgendwas sagen. Man hätte meinen können, die Zeit während des Flugs und Umstiegs in Singapur, die wir ausschließlich gemeinsam verbracht hatten, hätte ihn etwas gelockert, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Hier allein, zu zweit, sah er nun aus, wie ein armes, unschuldiges Lamm, welches man zur Schlachtbank führte.

Erneut fühlte ich mich schlecht. Aber auch so bereute ich es von Stunde zu Stunde immer mehr, ihn überhaupt gefragt zu haben, und würde ihm nicht jedes mal die Panik ins Gesicht geschrieben stehen, wenn ich auch nur dran dachte mein Angebot zurückzunehmen, hätte ich es wohl längst getan.

Stattdessen stand er dennoch
tatsächlich vor meiner Tür. Ich hatte absichtlich seit seiner Frage im Flieger, die mittlerweile mehr als vierundzwanzig Stunden zurück lag, seine Bitte bei mir zu Schlafen, mit keinem Wort mehr erwähnt. Er sollte sich nicht gezwungen fühlen, selbst wenn es sein Angebot gewesen war. Tatsächlich hatte ich auch gar nicht damit gerechnet, dass er noch heute Nacht vor meiner Tür auftauchen würde. So konnte man sich täuschen.

„Miau ...", ertönte es vorwurfsvoll, kaum, dass ich die Tür meines Hotelzimmers hinter uns verschlossen hatte, und eine sehr schlechtgelaunte Deb schlängelte sich zwischen meinen Füßen hindurch. Fast so, als würde sie streng fragen wollen, was dieser Kerl den schon wieder bei uns wollte.

„Oh ...", stieß er hervor. „Hallo ...", begrüßte er die Katze und versteckte augenblicklich seine Hände hinterm Rücken, als würde mein Mädchen ihm jeden Augenblick den anderen Handrücken auch noch verkratzen. Die Tatsache, dass er zwar Deb begrüßte, mich aber weiter anschwieg, schluckte ich einfach runter. Stattdessen bückte ich mich schmunzelnd nach meiner Herzdame, hob sie hoch und fuhr ihr beruhigend über den Kopf.

„Akira kennst du doch schon ...", murmelte ich liebevoll zu ihr. „Das von heute Morgen tut ihm auch furchtbar leid. Stimmt's.", setzte ich an meine Prinzessin hinzu, die mittlerweile nervös auf ihrer Lippe herumkaute. Jetzt bereute er wohl tatsächlich, gekommen zu sein. „Sonst ist er ein ganz Lieber. Versprochen! Außerdem ist unser Felix ganz vernarrt in ihn und das muss ja was heißen ...", beschwichtigte ich sie weiter lächelnd. Und allein bei der Erwähnung von Felix Namen schien sich meine Liebste in meinen Armen sichtlich zu entspannen.

Akira der nun irritiert von Debby zu mir und wieder zurückschaute, hatte wohl kurzfristig ganz vergessen, verlegen dreinzuschauen.

„Na komm, Prinzessin.", seufzte ich erneut, weil ich immer noch der Einzige war, der sich unterhielt. Ließ Debby zurück auf den Boden und machte mich auf den Weg zum Sofa, auf das ich mich ächzend niederließ. Dieses ständige hin und her Fliegen, diese Jetlags vor allem wie hier in Neuseeland mit seinen zwölf Stunden Zeitunterschied, hasste ich an meinem Job. So toll, wie es sich so manch einer vorstellte, war es bei weitem nicht. Oft war die Zeit sehr begrenzt und außerhalb der Drehorte, bekam man auch selten was von Land und Leuten zu sehen. Vielleicht wurde ich aber auch nur zu alt für den Scheiß.

Erst vor etwas über einer Stunde hatten wir unsere Zimmer, die praktischerweise gegenüber lagen, bezogen, und wie gesagt, es war aktuell mitten in der Nacht in Rotorua, wo wir die nächsten und somit letzten drei Wochen drehen würden. Nach diesem langen Flug, selbst wenn wir in Singapur nur zwei Stunden Aufenthalt hatten, waren wir nun über 30 Stunden auf den Beinen, und ich war  einfach nur noch fertig. Klar hatten wir versucht, im Flieger zu schlafen, aber mehr als so tun, war es meinerseits nicht gewesen und auch Akira schien es nicht anders ergangen zu sein.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt