Ich war gerade mal aus der Dusche raus, als es an meiner Tür klopfte. Überrascht, da ich keinen Besuch erwartete, machte ich mich dennoch auf den Weg um nachzusehen, wer meinen Frieden störte.
Nach diesem tollen Start in den Tag und nach dem ich mich die ganze Nacht zuvor lediglich von einer Seite auf die andere gewälzt hatte, fühlte ich mich wie gerädert. Noch mehr Dramen brauchte es echt nicht mehr. Also hoffte ich einfach mal darauf, dass sich nicht Ricki vor meine Tür verirrt hatte.
„Hi!", wurde ich strahlend von einem jungen Mann mit Sommersprossen begrüßt, der auf der obersten Stufe zu meinem Wohnwagen stand und mich nun mit großen, hellblauen Augen fasziniert musterte. Fragend blinzelte ich ihn an.
„Hi.", murmelte ich ebenfalls etwas zeitverzögert, nachdem wir uns gefühlte fünf Minuten angestarrt hatten, und er keine Anstalten machte noch etwas zu sagen. Automatisch hob ich meinen Blick über ihn hinweg und entdeckte tatsächlich Luca, der mit verschränkten Armen in seiner Tür stand und uns beide aus der Ferne beobachtete. Was wollte dieser Kerl von mir? War er nicht gerade erst meinem Filmpartner um den Hals gefallen?
„Kann ich dir helfen?", fragte ich nach einer Weile, in der er mich immer noch mit einem schüchternen Lächeln musterte.
„Also ...", fing er schlussendlich an und fuhr sich sichtlich nervös durch das blonde Haar, welches im Sonnenschein regelrecht wie ein Heiligenschein zu leuchten schien. Wenn ich mich nicht irrte, ähnelte sein Schnitt dem meinem, nur das meine Haare etwas länger waren. War das ein Fan, den Luca, um mich zu ärgern, einfach zu mir geschickt hatte? Aber eigentlich kam niemand unberechtigterweise auf das private Gelände, somit mussten sich die beiden zumindest kennen.„Ich ... wir ... weil ...", stotterte der Kerl, der mein Alter zu haben schien, derweil weiter vor sich hin und lief immer mehr rot an. Erneut sah ich an ihm vorbei zu Luca, der immer genervter dreinschaute. Na super! Als er diesen Kerl gesehen hatte, hatte er gestrahlt. Aber kaum sah er mich, konnte man regelrecht den Pestbeulen beim Wachsen zusehen.
„Oh verdammt...", fluchte es plötzlich vor mir, also senkte ich den Blick und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann vor mir, der sich auf die Lippe biss und sich erneut durch seine Haare fuhr, nur um sie völlig durcheinander zu bringen.
„Tut mir leid...", fing er an und diesmal, siehe da, stotterte er nicht mehr. „Ich bin übrigens Felix.", stellte er sich vor und reichte mir seine Hand. Immer noch etwas verdattert griff ich danach und schüttelte sie. „Wir, also Luca und ich, würden dich gerne zum Mittagessen einladen.", sprudelte es aus ihm heraus, kaum, dass ich seine Hand losgelassen hatte. „Nur wenn du magst natürlich!"
„Ich... emmm..." War nun ich derjenige, der überrumpelt stotterte. Mit vielem, aber damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Vor allem konnte ich mir nicht vorstellen, dass Luca scharf drauf war, mit mir Essen zu gehen. Also mit diesem Kerl und mir, aber dennoch. Immerhin wäre ich dabei und mich konnte er nicht leiden. Womit ihn wohl der Kleine in der Hand hatte? Freiwillig würde er nie und nimmer mit gehen. Wieder hob ich meinen Blick, doch Luca war bereits im Inneren verschwunden. Wahrscheinlich war ihm mein Anblick zuwider und er musste erstmal seine Pestbeulen verarzten gehen.
„Du gehst doch mit, nicht wahr?", riss er mich aus meinen Gedanken und ich sah wieder zu Felix, der sich gerade seine verstrubbelten Haare hinters Ohr strich und mich mit seinen hellen Augen erwartungsvoll anstrahlte. Wieso kamen sie mir nur so bekannt vor?
„Ich weiß ...", fing ich an, doch da fiel er mir auch schon ins Wort.„Bitteeee...", flehte er und die großen Augen wurden, wer hätte es für möglich gehalten, noch größer. Blinzelnd schluckte ich, weil ich das Bedürfnis nicht los wurde, ja sagen zu müssen, obwohl ich eigentlich gar nicht wollte. „Du kannst einfach nicht nein sagen. Oder...", sein Dackelblick wurde immer runder und das schlechte Gewissen abzusagen, nagte plötzlich gewaltig an mir. „... hast du etwa schon was anderes vor?", wollte er dann wissen und sah jetzt so traurig aus, dass ich ihm am liebsten ein Eis gekauft hätte.
„Okay...", nuschelte ich, immer noch nicht wirklich begeistert von dieser Aktion. Aber Herr Gott nochmal, wenn man so angeschaut wurde, konnte man doch gar nicht nein sagen. Das wäre ja so, als würde man kleine, süße Welpen treten.„Okay?", wiederholte er schon deutlich euphorischer und man hatte das Gefühl, die Sonne ginge auf. Zumindest reichte sein Grinsen von einem Ohr zum anderen. „Wir holen dich in einer halben Stunde ab. Bis gleich!", rief er überschwänglich und stürmte davon, als hätte er Angst, ich würde es mir doch noch anders überlegen.
Stirnrunzelnd sah ich ihm nach, wie er zu Luca rüber lief, die Tür aufriss und dahinter verschwand. Schulterzuckend verschwand ich wieder im Inneren und ging ins Bad, um mich zu föhnen und fertig zu machen. Bei den Hummeln, die der Blonde in seinem Popos hatte, würde er wohl schneller wieder auf der Matte stehen, wie mir lieb war.
Und so war es dann auch. Kaum war ich im Bad fertig und hatte mich in ein Shirt und Jeans geworfen, klopfte es erneut an der Tür. Es war ziemlich früh fürs Mittagessen, da erst kurz nach elf, aber die beiden würden schon wissen, was sie taten. Deshalb griff ich nach Handy und Geldbeutel, die auf dem Kästchen neben der Tür lagen, und öffnete die Tür. Erneut stand da nur der Blonde und strahlte mich an.
„Schön, dass du schon fertig bist. Dann las uns los fahren! Ich bin mit dem Wagen da, dann brauchen wir kein Taxi ...", fing er an zu erzählen. Griff nach meinem Handgelenk und zog mich einfach mit sich. Das Schüchterne, welches er vor einer halben Stunde an den Tag gelegt hatte, schien völlig verschwunden zu sein. „Ich hab uns einen Tisch in einem kleinen italienischen Restaurant reserviert. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Aber Luca hat gemeint, du magst italienisches Essen. Ich liebe ja Pasta. Am liebsten mit Steinpilzen und Rucola oder mit Shrimps, oder Pizza, oh ja Pizza, Pizza liebe ich auch ...", plapperte er ohne Punkt und Komma und zog mich an Luca vorbei, der bei unserem Abgang lediglich mit den Augen rollte, seine Sonnenbrille zückte und sie anzog. Anschließend folgte er uns mit einem Stück Abstand.
„Hmmm ... auf was hast du Lust?", wollte er von mir wissen, doch bevor ich überhaupt mitbekommen hatte, dass er mich meinte, führte er einfachhalber weiter Selbstgespräche. „Ich glaub ich mag Rigatoni... oder nein, lieber doch Tortellini ... och man, ich hab so einen Hunger, ich könnte einen ganzen Bären verdrücken.", seufzte er schlussendlich und fuhr sich kreisend über seinen flachen Bauch.
„Was wohl daran liegt, dass du wieder vergessen hast zu frühstücken.", ertönte es streng hinter uns und Felix zuckte zusammen, nur um darauffolgend schuldbewusst nach hinten zu sehen. Auch ich blickte vorsichtig über die Schultern und ließ unauffällig meinen Blick über Luca wandern.Er hatte sich ebenfalls umgezogen. Trug jetzt eine ausgewaschene graue Jeans, die sehr verschlissen aussah und ein enges schwarzes Bandshirt. Die Haare fielen ihm, wie schon beim Joggen in einem langen Zopf über die Schulter. Zu gerne hätte ich seine Augen gesehen, den Ausdruck darin, selbst wenn er mich mal wieder finster musterte, aber sie wurden vollständig hinter schwarzen Gläsern verdeckt.
„Du kennst mich einfach zu gut.", konterte der Kerl an meiner Seite, zuckte mit den Schultern und blickte wieder grinsend nach vorne, mich immer noch mitziehend.
„Ja, das ist ja auch das Problem.", brummte Luca und schüttelte genervt den Kopf. Er wollte wohl noch weniger hier sein wie ich. Was wohl, wie ich stark vermutete, ausschließlich an mir lag.
Felix antwortete gar nicht darauf. Fing stattdessen an zu summen und lief schneller, bis wir vor einem silbernen Audi zum Stehen kamen. Dort holte er den Schlüssel aus der Hosentasche und entriegelte das Auto. Das alles, ohne mich loszulassen. Langsam fing ich an, mich unbehaglich zu fühlen.
Somit zog ich unauffällig an meinem Arm, bis er es merkte und mich überrascht losließ. So, als wäre ihm gar nicht aufgefallen, dass er immer noch mein Handgelenk umklammert hielt.
Im gleichen Moment holte Luca uns ein, blieb auf seiner Höhe stehen und streckte die Hand aus. „Schlüssel her. Ich fahre.", befahl er und der Blonde gehorchte, ohne zu zögern. Anschließend stiegen wir ins Auto und Lucs fuhr los.
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Luca & Akira - love me, if you dare
RomanceMein Leben verlief gut. Ich konnte mich eigentlich nicht beschweren. Immerhin erfüllte ich mir gerade meinen größten Wunsch. Nur leider hatte ich zuvor nicht bedacht, das genau dieser Wunsch, so dermaßen nach hinten los gehen würde. Vielleicht war...