2. Luca - Brechreiz

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„Morgen drehen wir die Parkaufnahmen. Thomas und Stefan wollen sich nochmal berat. Ansonsten wird es wohl ein ruhiger Tag ... Sag mal hörst du mir überhaupt zu?", riss mich Michael aus den Gedanken.
„Hmmm...?", murmelte ich immer noch abgelenkt, dabei den schwarzhaarigen Idioten beobachtend, der an mir vorbeirauschte, nur um beim Aufzug stehen zu bleiben.

Gott sei Dank war der Drehtag für heute vorbei und ich war ihn endlich los. Ich hasste es, auf Tuchfühlung mit ihm zu gehen, und fürchtete schon die Tage, in denen es noch mehr werden würde.

„Parkaufnahmen... ruhiger Tag...", zählte ich auf und drehte meinen Kopf weg von dem Mann, der gerade auf den Knopf für den Aufzug drückte.

Eigentlich lächelte er immer, allen und jeden an, sobald die Kamera aus war. Nur dann und wann, wie jetzt, wenn er meinte, niemand beobachtete ihn, fiel es auf seinen Lippen in sich zusammen. Er wirkte müde. War diese harte, stundenlange Arbeit nicht gewöhnt.

„Sag mal, wieso bist du eigentlich so sauer auf ihn? Ist zwischen euch mal was passiert?", wollte Michael wissen und musterte fragend, mit schief gelegenem Kopf, mein Gesicht.
„Wer?", fragte ich nach, gedanklich immer noch weit weg von dieser Unterhaltung. Am liebsten wäre ich schon längst in meinem Bett, aber wenn der von der Regie sich mit einem unterhalten wollte, dann blieb man, ob man nun wollte oder nicht. Außerdem hatte mich meine Mama gut erzogen. Und ich mochte Michael ja auch. Hatte schon das eine oder andere Mal in meiner Schauspiellaufbahn mit ihm gearbeitet, so dass es mir meist so gar spaß machte, mich mit ihm zu unterhalten. Grade jetzt aber wollte ich lediglich weg von hier.

„Du weißt wen ich meine, unseren angehenden Stern." Erwiderte er und automatisch flogen meine Augen Richtung Aufzug, wo genannter Jungstar gerade verschwand.
„Der Grünschnabel nervt einfach.", brummte ich und wollte mich gerade abwenden, als ich aus dem Augenwinkel einen Schatten vorbei huschen sah. Interessiert, wer es plötzlich so eilig hatte, den Aufzug noch zu erwischen, wandte ich meinen Kopf ganz und entdeckte Ricki, einen der Kameramänner, wie er fast im Laufschritt auf die Tür zustürmte. Augenblicklich versteifte ich mich. Dieser Idiot schon wieder! Es gab wirklich nicht viele Menschen, die ich abgrundtief verabscheute, aber dieses Exemplar stand auf der Liste ganz weit oben.

„Wir sehen uns.", rief ich Michael beiläufig zu, ohne auf eine Antwort zu warten und machte mich ebenfalls auf den Weg zum Fahrstuhl, der gerade erneut aufglitt und Ricki schluckte. In wenigen Schritten war auch ich bei der Tür, die sich gerade schließen wollte, und betrat den kleinen Raum.

„Du warst großartig mein Hübscher...", hörte ich grade noch von ihm gesäuselt, als die Türen sich hinter mir schlossen, ich mich räusperte und der große, breitschultrige Mann überrascht herumwirbelte.

„Ach Luca...", seufzte er und setzte ein schmieriges Lächeln auf, welches ich ihm am liebsten aus seinem Gesicht gekratzt hätte. „Ich dachte, du wärst schon gegangen..." Grinsend trat er einen Schritt zurück und lehnte sich neben dem Grünschnabel an die Wand.

Wie unauffällig rutschte dieser ein Stück weg von dem Mann, der nun fast Schulter an Schulter neben ihm lehnte. Er wirkte klein und schmal, neben dem Riesen, der jetzt, da ich ihm die Tour vermasselt hatte, mürrisch dreinschaute.

„Falsch gedacht...", konterte ich zuckersüß lächelnd und lehnte mich ebenfalls an die Seitenwand. Verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die beiden nicht eine Sekunde aus den Augen.

Ricki's Mundwinkel zuckte, als Reaktion auf mein Gehabe, verärgert, da wollte wohl jemand unser neues Sternchen ganz für sich alleine haben.

„Wie geht es Susi und den Kindern?", fragte ich scheinheilig, obwohl es mich nicht im mindesten interessierte und der Zug um sein Lächeln gefror. Kenne deinen Feind, hieß die oberste Devise. Lege ihm einen Strick um den Hals und zieh langsam zu.
„Gut...", entkam es ihm eine Spur zu langsam. „Danke der Nachfrage, Luca.", spukte er mir förmlich vor die Füße. Meinen Namen dabei so abfällig rollend, dass es mir die Nackenhaare aufstellte. Nein, ich konnte ihn wirklich nicht leiden. „Du bist immer so aufmerksam...", zog er mich weiter auf. Dann rückte er plötzlich ein Stück näher an Akira und legte ihm eine Hand um die Schultern, nur, um ihn an sich zu ziehen.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt