Statt vorne zu mir, war mein liebster Stinkstiefel hinten auf den Rücksitz zu Akira gestiegen, nachdem er ihm galant die Tür aufgehalten hatte. Fehlte nur noch, dass er sich verbeugt hätte. Mir wäre fast das Lachen ausgekommen, aber ein wissender Blick von ihm über die Schulter ließ mich abrupt verstummen, so dass ich lediglich grinsend und kopfschüttelnd ins Auto steigen.
Jetzt war ich schon mal der größte Star von uns dreien, aber statt wie früher mich, himmelte er stattdessen in einer Tour Akira an. Da konnte man glatt ein bisschen eifersüchtig werden. Aber eben nur ein bisschen.
Mehr als ich mir selbst, tat mir meine große Schwester leid. Sie lebte ja bereits seit Jahren mit dem Wissen, dass sie weder Neffen noch Nichten von meiner Seite erwarten brauchte, aber, ob ihr schon bewusst war, dass die Chancen bezüglich Enkel ebenfalls immer tiefer sanken?
Felix hatte zwar bis dato immer nur weibliche Partner, aber ich hatte stets das Gefühl, dass ihm an ihnen nicht sehr viel lag und er diese Beziehungen sehr halbherzig anging. Dafür sah er Akira nun ganz anderes an. Mit deutlich mehr Interesse, aber inwieweit seine Vernarrtheit ging, konnte ich natürlich nicht beurteilen. Ich hatte immerhin auch zu genüge Fans jegliches Geschlechts, die mir ewige Liebe schworen, sich dabei aber in irgendwelche Fantasien verrannten.
„Auf was hast du hunger?“, wollte er in die Stille hinein wissen und fuhr sich errötend durch die blonden Haare. Grinsend blickte ich in den Rückspiegel und zwinkerte dem Casanova zu. Langsam fing mich das Ganze an zu amüsieren, während mein Kleiner sich wohl wünschte, mich nicht mitgenommen zu haben.
Akira, der schlicht überfordert wirkte, zuckte lediglich mit den Schultern. Hob den Blick und begegnete kurz dem meinem, bevor ich mich wieder auf die Straße konzentrierte. Das Navi dirigierte mich währenddessen, hier auf dem Land ganz entspannt durch nahezu leere Straßen zum besagten Lokal, wo mein liebster Neffe den Tisch für uns reserviert hatte.
„Du kannst dich wohl auch nicht entscheiden.“, übernahm Felix erneut die Konversation, strahlte seinen Nebenmann an, der es scheinbar nicht einmal wahrnahm. Das war auch etwas, was ich mich schon zum wiederholten Mal gefragt hatte. Auf was stand Akira? Jungs, Mädchen, oder gar beides? Es gab keine Gerüchte, keine Schlagzeilen, aber gut, die gab es bei mir auch nicht. In unserem Geschäft lernte man sehr schnell, wie man damit umzugehen hatte. Und Single zu sein brach am wenigsten Fan Herzen.
Ab und an da hatte ich das Gefühl, er wäre schwul. Dann wieder, wie gerade eben, schien er überhaupt nicht auf die Idee zu kommen, dass ein anderer Mann ihn anflirten könnte. Denn genau das tat sein Gegenüber gerade mit ihm.
Fast schon unschuldig lächelte er jetzt Felix an und ich wartete förmlich darauf, dass er die Hand ausstreckte und dessen Kopf tätschelte, als handelte es sich hierbei um einen Welpen, statt um einen sehr gut aussehenden Kerl, der ihm schöne Augen machte.
„Wie laufen die Dreharbeiten?“, gab Felix nicht auf und suchte verzweifelt nach Aufmerksamkeit. „Ist mein Luca nett zu dir?“
Wieder begegneten sich unsere Blicke im Spiegel. Akiras Gesicht wirkte ausdruckslos, dafür ebenmäßig und perfekt, als er sich von mir abwandte und meinem Neffen erneut höflich zulächelte. Ein falsches, geschauspieltes Lächeln, welches ebenfalls perfekt aussah und sitze. Dass er bei Interviews oft an den Tag legte, aber mir persönlich noch nie geschenkt hatte, stellte ich gerade überrascht fest. Wenn er mir zulächelte, egal ob vor der Kamera oder auch so, so wirkte es immer echt. Doch in letzter Zeit kam es immer seltener vor, was wohl an mir und meiner Laune ihm gegenüber lag. Ein bisschen überkam mich da das schlechte Gewissen. Vielleicht sollte ich mich tatsächlich bemühen im Gegenüber weniger schroff zusein.
„Es geht gut voran. Luca ist ein toller Schauspieler.“, antwortete er und umschiffte Felixs Frage wohl mir zu liebe sehr großzügig.
Gut, dass wir gerade in eine Seitenstraße einbogen, in dem das Restaurant lag, so dass für neue unliebsame Fragen, auf die er sich nette Antworten überlegen müsste, keine Zeit blieb. Denn ich bremste ab, parkte den Wagen und gemeinsam stiegen wir aus.
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Luca & Akira - love me, if you dare
Roman d'amourMein Leben verlief gut. Ich konnte mich eigentlich nicht beschweren. Immerhin erfüllte ich mir gerade meinen größten Wunsch. Nur leider hatte ich zuvor nicht bedacht, das genau dieser Wunsch, so dermaßen nach hinten los gehen würde. Vielleicht war...