14. Akira - ein Angebot

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Und wie ich mich wieder an alles erinnern konnte. Von daher fand ich es nur verständlich, dass ich am liebsten bei vollem Flug aus dieser bescheidenen Blechkiste aussteigen wollte und gerade einen Paniktod nach dem anderen starb. Ja sicher, ich war eigentlich zu jung zum Sterben, aber ... Oh Gott ... ich war doch so ein verdammter Vollidiot. Jung und dumm und naiv und einfach nur ein riesengroßer Vollpfosten. Und das schlimmste – er hatte recht! Mit allem ... einfach mit allem.

War es dumm von mir, Ricky zu glauben, als er beteuerte, mir lediglich ein alkoholfreies Bier zu holen? Sicher! War ich stattdessen davon abgelenkt gewesen, ständig unauffällig zu dem Tisch mir gegenüber zu starren und mich nach einer langhaarigen Schönheit zu sehnen? Die mich mal wieder entweder ignorierte oder gar mit bösen Blicken erdolchte? Nun ja, vielleicht wollte ich mich auch ein klein wenig von dem liebreizenden Ricky an der Nase herumführen lassen und hatte einfach ein bisschen Alkohol in Kauf genommen. Immerhin schien das meinen liebsten Kollegen auf die Palme zu bringen. Was mir nicht allzu sehr leidtat. Ich konnte regelrecht dabei zusehen, wie er mir im Geiste „Idiot" rüber schrie. Und nach dem dritten Bier schien der Knoten endlich gepatzt zu sein und er hat mich endlich aus den Fängen von Ricky befreit. Dumm nur, dass ich bei meinem ach so tollen Plan nicht bedacht hatte, was drei Bier mit mir machten. War ja nicht ohne Grund, dass ich sonst nichts trank. Kam meist nicht gut an, wenn man sich weder unter Kontrolle hatte, noch das Herz auf der Zunge trug.

So wollte ich zwar seine Nähe und seine Aufmerksamkeit, in sein Bett hatte ich aber nicht gewollt! Und jetzt saß er da, neben mir und zum ersten Mal, seit ich ihn kennen gelernt hatte, hatte er statt eines Möderblickes, der mir mal wieder bewies, wie minderwertig ich war, eins dieser seltenen, zauberhaften Lächeln auf den Lippen. Die ich höchstens mal beim Dreh erntete. Irgendwie hatte ich eher damit gerechnet, dass er mir für meine Aktion und mein Verhalten heute Nacht den Kopf abreißen würde.

„Schau nicht so verschreckt Prinzessin, oder muss ich dir erst mal ein Bier bestellen, damit du wieder mutig bist?", zog er mich da auch schon auf und seine Mundwinkel zuckten belustigt. Der amüsierte sich hier gerade sehr gut auf meine Kosten. War ja klar! Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und wandte mich um, um aus dem kleinen Guckloch hinaus zu sehen. Wir flogen gerade durch dunkle Wolken und das Flugzeug wurde leicht durchgeschüttelt. Ganz automatisch griff ich nach den Armlehnen, krallte mich fest und schloss die Augen, um einmal tief durchzuatmen.

Ich wusste, dass nichts passieren würde, so rein theoretisch, immerhin saß ich ständig im Flieger und flog von A nach B. Rein praktisch ging meine Pumpe automatisch auf Höchstleistung und erneut trat mir der Schweiß auf die Stirn. Ich hasste es, bei Gewitter zu fliegen. Und noch mehr hasste ich, dass sein Blick immer noch auf mir lag und ich es verdammt nochmal nicht auf die Reihe bekam, mich nicht noch mehr zu blamieren. Statt das von heute Nacht wieder gut zu machen, setzte ich dem Ganzen einfach nochmal eine Schippe oben drauf.

Eine zarte Berührung an meinem Handrücken ließ mich die Augen aufreißen und skeptisch blickte ich zur Seite. Was sollte das nun schon wieder?

„Luca...", hauchte ich fragend, fast schon tonlos, wusste aber nicht so recht, was ich noch sagen sollte. Was machte er hier? Wieso war ich plötzlich in seinem Fokus, jetzt, wo ich es grade gar nicht mehr wollte? Konnte er sich nicht einen anderen Platz suchen und mich wie sonst auch mit Nichtachtung strafen? Das wäre doch toll. Für uns beide.

„Entspann dich, Prinzessin.", flüsterte er rau an mein Ohr, nachdem er sich zu mir rübergebeugt hatte. Seine Lippen, sein heißer Atem streiften mein Ohr und sorgten dafür, das mein rasendes Herz plötzlich ins Stolpern geriet und für einen Moment still stand. „Wir werden schon nicht sterben...", setzte er hinzu und eine Gänsehaut rieselte meinen Rücken hinab. Am liebsten hätte ich mich wie ein Hund geschüttelt. Hielt mich aber grade so noch zurück. Lächelnd setzte er sich wieder aufrecht hin, nicht ohne seinen Blick weiter auf mir ruhen zu lassen.

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt