Luca - ich der Blechmann (Teil 2)

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„Hör auf zu flennen, Prinzessin!", presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Hob die Hand und verstrich die verräterische, heiße Träne auf seiner Wange. Augenblicklich schlugen seine Finger die meinen weg. Dafür begegnete ich einem dunklen Blick, der regelrecht Feuer sprühte. Die sonst so vollen, roten Lippen zu einem feinen Strich verzogen. Herausfordernd sah er mir entgegen. Von Tränen keine Spur mehr. Erleichtert atmete ich durch. Das hier fühlte sich bei weiten nicht mehr so an, als würde man Welpen treten.

„Wer sagt, dass ich dich hasse?", wollte ich dennoch vielleicht etwas zu schroff wissen, griff nach seinem Handgelenk und zog ihn mit mir mit.

Wir befanden uns immer noch in der Nähe der Kneipe und langsam drangen erneut Geräusche aus selbiger Richtung. Bei meinem Glück, würde dieser Kotzbrocken von Ricki dem armen, armen Akira zur Rettung eilen, und grade war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob dieser ein weiteres Mal mich bevorzugen würde.

„Duhu...", kam es irgendwo hinter mir bockig, gleichzeitig versuchte er sich aus meinem Handgriff zu lösen.
„Kann nicht sein. Daran würde ich mich erinnern.", erwiderte ich und zog ihn mit einem Ruck in meine Richtung, damit er auf meiner Höhe Herumtorkelte, statt hinter mir her, wo ich ihn nicht sah.
„Wahhh...", wurde ich augenblicklich frustriert angefahren und erneut zerrte er an seinem Handgelenk. „Kannst du mir mal erklären, wieso ich dich mag?", setzte er gefrustet hinzu, weil ich immer noch keine Anstalten machte, ihn loszulassen. „Was stimmt nicht mit mir?"

„Das frag ich mich auch schon die ganze Zeit ...", rutschte es aus mir heraus und erneut erdolchte mich sein Blick. Statt weiter zu laufen, blieb er abrupt stehen. Wie so ein verflucht, sturer Esel, so dass auch mir nicht anderes übrig blieb, als ebenfalls stehen zu bleiben. Vielleicht sollte ich ihn mir einfach über die Schulter werfen?

Immerhin hörte man in der Ferne keine Stimmen mehr. Also musste ich zumindest nicht befürchten, Ricki in die Arme zu laufen.

„Duhu bist ...", fauchte er jetzt regelrecht und beugte sich mir entgegen, stellte sich dabei sogar voller Elan auf seine Zehenspitzen, nur um mir direkt in die Augen sehen zu können.
„Ja?", wollte ich herausfordernd wissen, weil er statt zu sprechen, erneut nur die Lippen verbissen auf einander presste. Ich verstand es ja selbst nicht, aber irgendwas an ihm forderte mich regelrecht auf, ihm ständig Konter zu geben. Es gelang mir partout nicht, neutral zu bleiben.

Folglich starrte er mich an und ich starrte zurück. Gefühlte Stunden, bevor sein Blick urplötzlich zur Seite schoss, ein Lächeln über seine Lippen huschte und er das Gleichgewicht verlor.

Akira hatte es nur meiner schnellen Reaktion zu verdanken, in meinen Armen, statt auf dem Boden zu landen. Doch das schien er gar nicht zu realisieren. Stattdessen deutete er irgendwo hinter mich. Seine Stimmung, seine ganz Haltung hatte sich binnen Sekunden gänzlich verändert. Schien ins glatte Gegenteil umgeschlagen zu sein.

„Schau!", hauchte er fast tonlos, dennoch mit Begeisterung in der Stimme und unwillkürlich sah auch ich über meine Schulter, mir dem Gewicht, welches sich immer noch an mich schmiegte nur allzu bewusst. Eine unnatürliche Hitze ging von seinem Körper aus, die mich automatisch frösteln ließ.

„Was denn?", flüsterte ich ebenfalls leise zurück, mich immer noch fragend umblickend. Ich hatte absolut keine Ahnung, was er meinen könnte. Hier war gar nichts. Absolut rein gar nichts. Ein schmaler Feldweg, hohes Gras und in der Ferne die Wohnmobils der Crew.

Sein Zeigefinger landete auf meinen Lippen, während er einen „psss" Laut von sich gab. Suchend wanderte sein Kopf von einer Seite zur anderen. Verwirrt folgte ich seinem Blick.

Wenige Sekunden später leuchtete in der Ferne ein kleiner Punkt im Dunkel auf und nah an meinem Ohr ertönte ein Glucksen.
„Glühwürmchen ...", nuschelte ich gegen seinen Finger, der immer noch nicht verschwinden wollte.
„Jaaahhhaa...", seufzte Akira und seine dunklen Augen leuchteten voller Begeisterung mit den kleinen Insekten um die Wette. „Ich liebe Glühwürmchen..."

Luca & Akira - love me, if you dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt