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Das anschließende Gespräch mit Draco ist zermürbend. Die Stimmung ist angespannt, obwohl sich die zwei Mühe geben, sich freundlich zu behandeln. Aber der Fragenkatalog ist einfach lang und teilweise sehr persönlich. Von Fragen zum aktuellen Job, über Nachfragen zu den Familienverhältnissen, zu Affären bis hin zu Vorlieben.

Bei der Frage: „Würden Sie einen Muggel daten?" Muss selbst Hermine den Kopf schütteln. Diese Frage wird sie wohl nie verstehen. Sicher über dem Raum liegt ein Zauber der anzeigt, wenn Draco offensichtlich lügt. Aber dieser ist nur bedingt zuverlässig. Er funktioniert nicht wie ein Veritas-Serum, sondern eher wie ein Lügendetektor der Muggel. Er reagiert eher auf physische Reize. Und damit ist er für Hermines Geschmack einfach viel zu ungenau.

Doch Veritas-Serum darf sie nur einsetzen, wenn sie berechtigte Zweifel hat und die Befragung vor dem Zaubergamot stattfindet. Und dafür muss sie sich schon verdammt sicher sein, um dieses Verfahren in Gang zu setzen.

Belustigt blickt Draco sie an. „Ernsthaft? Nein, würde ich nicht. Ich würde niemanden daten, da ich verheiratet bin." Leicht genervt schüttelt er den Kopf.

„Gut formulieren wir es anders. Wenn du Single wärst, würdest du es in Betracht ziehen, einen Muggel zu daten?" Entschuldigend sieht Hermine ihn an.

„Ganz ehrlich? Nein, würde ich nicht. Ich möchte eine Hexe an meiner Seite. Aber ich würde eine Muggelgeborene daten", sichtlich erschöpft von diesem Thema blickt er ihr entgegen. Und in diesem Moment ist sich Hermine sicher, dass er dies auch so meint. Sie macht einen Haken unter ihrem Protokoll.

„Lass uns den Rest ein anderes Mal machen. Wann ich bei dir auf der Arbeit auftauche, darf ich dir nicht sagen. Also, wenn möglich, kündige mich schon mal an. Soll ich mich an jemand besonderes wenden, wenn ich da bin?" Nun betrachtet sie ihn eindringlich.

„Ganz ehrlich, ich werde dich nicht ankündigen, dann bekommst du eine ehrlichere Reaktion. Und mein Vater leitet die Firma, du wirst uns beide dort antreffen. Es sollte nicht schwierig sein, uns ausfindig zu machen, für gewöhnlich ganz oben in unseren Büros." Damit erhebt er sich und begleitet Hermine noch bis zur Tür, wo sie sich von Astoria verabschiedet.

Nachdenklich betrachtet Hermine immer wieder die Akte vor sich. Der Draco von heute hat erschreckend wenig mit dem Draco zu tun, welchem sie in der dritten Klasse die Nase gebrochen hat. Bei diesem Gedanken muss sie kurz schmunzeln, reißt sich aber schnell wieder zusammen. Er ist definitiv erwachsen geworden und das auf eine gute Art. Nicht nur älter, sondern viel reifer und umgänglicher. Und wieder stellt sich ihr die Frage, wie er wohl gewesen wäre, wenn er nicht unter dem strengen Regime seines Vaters und Großvaters gestanden hätte.

Hatte er sich wirklich freiwillig den Todessern angeschlossen? Dies passte so überhaupt nicht zu dem Jungen, welchen sie kennengelernt hatte. Sicher er war damals arrogant und aufgeblasen, ganz wie er erzogen wurde. Und doch strahlte er in so vielen Situationen Unsicherheit und Unterdrücktheit aus, dass es ihr Leid tat. Sein Entscheidungsradius war teilweise nicht größer als der eines Hauselfen. Er tat alles um seiner Familie zu gefallen und erlaubte es sich erst spät eine eigene Meinung zu entwickeln.

Und doch hat er Harry den Zauberstab zugeschmissen. Er hat bewiesen, dass er an das Gute glaubt, denn zu diesem Zeitpunkt sah es keinesfalls gut für Harry aus.

Seufzend schiebt sie die Akte zur Seite. Morgen würde sie sich wohl Lucius Malfoy stellen müssen.

Einmal Totesser immer Totesser?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt