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Nie hätte Hermine erwartet, dass der Abend so angenehm verläuft und so gestattet sie ihm, sie noch ein Stück zu begleiten.

"Sie wissen, dass ich auch alleine nach Hause finde?" Belustigt blickt sie ihm entgegen. Überraschenderweise macht es ihr Spaß, ihn ab und zu herauszufordern.

"Erstens würde ich es vorziehen, wenn du mich Severus nennst. Und zweitens begleite ich dich, weil ich es möchte und nicht weil ich glaube, dass es nötig ist. Dass du auf dich selbst aufpassen kannst, hast du oft genug bewiesen." Erstaunt blickt sie ihn an, dann nickt sie.

Er reicht ihr seinen Arm und schweigend hakt sich Hermine bei ihm unter. Auch wenn sie nicht viel sprechen, ist der Weg zu ihrer Wohnung nicht unangenehm. Im Gegenteil, mittlerweile kann sie sich in seiner Gegenwart tatsächlich entspannen und den Abend genießen. Viel zu schnell erreichen sie ihr Ziel und plötzlich wird die Stille doch unangenehm.

Sie löst sich von ihm und dreht sich zu ihm. "Danke für den angenehmen Abend." Auch dies sind Worte, welche sie früher nie mit ihm in Verbindung gebracht hätte.

"Die Freude ist ganz meinerseits. Ich hätte nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden." Sein Blick trifft sie etwas unvorbereitet. Dunkel bohrt er sich in ihren eigenen. Wieder einmal ist sie von seinen Augen fasziniert. Doch glücklicherweise arbeitet ihr Gehirn dieses Mal schneller.

"Ehrlich gesagt bin ich mir immer noch nicht sicher, ob dies wirklich eine gute Idee ist. Mir fällt es schwer, die Vergangenheit einfach so auszublenden." Betrübt sieht sie ihm entgegen. Die Situation ist so verwirrend. Unerwartet. Überwältigend.

Als Severus einen Schritt auf sie zutritt, hält Hermine die Luft an. Ganz langsam wandert seine Hand an ihre Wange. Seine Augen fesseln ihren Blick, während er sie Stück für Stück näher zieht. Auch wenn sie alle Zeit der Welt hätte, um zu reagieren, hat ihr Denken gerade völlig ausgesetzt.

Zaghaft, fragend streifen seine Lippen die ihren. Hermine hat das Gefühl, dass kleine Blitze durch ihren Körper fahren. Dies hier fühlt sich so richtig und doch so falsch an. Langsam verstärkt sich der Druck auf ihren Lippen und zögerlich erwidert sie die Bewegung.

Doch bevor Severus den Kuss vertiefen kann, löst sich Hermine von ihm. "Gute Nacht."

Diese Nacht liegt Hermine noch lange wach und lässt den Abend immer wieder Revue passieren. Doch irgendwie will das Ganze kein stimmiges Bild für sie ergeben. Sicher Severus war wahnsinnig nett und zuvorkommend. Der Abend war angenehm und über den Kuss will sie lieber gar nicht erst nachdenken.

Aber wie passt Lucius da ins Bild? Die beiden kennen sich doch schon ewig. Ist es wirklich so einfach Freundschaft, Sex und Gefühle zu trennen? Will Severus das überhaupt? Oder ist sie für ihn nur die weibliche Alternative, nett für zwischendurch? Und warum macht sie sich darüber ernsthaft Gedanken?

Sie hätte ihn wegschicken müssen, ihm klar machen, dass er eine Grenze übertritt. Aber irgendwie reizt sie die Situation auch. Schließlich ist sie ungebunden, was spricht also gegen ein kleines Abenteuer?

Außer, dass er ihr ehemaliger Professor ist? Einer ihrer Klienten ist? Ihre Freunde garantiert nicht begeistert wären? Er eine Freundschaft + führt? Fast 20 Jahre älter ist?

Das bringt sie nicht weiter. Erschöpft schläft sie in den frühen Morgenstunden ein und ist am nächsten Tagen ziemlich durch den Wind.

Erschrocken blickt sie beim Frühstück den edlen Uhu an, der vor ihrem Fenster landet. Dieses edle Tier schreit geradezu nach Lucius Malfoy. Doch was will er von ihr? "Sehr geehrte Miss Granger, ich würde gerne mit ihnen reden, wenn möglich treffen sie mich Montag Mittag in meinem Büro. Hochachtungsvoll Lucius Malfoy."

Einmal Totesser immer Totesser?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt