Kapitel 30

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Leylas Sicht

Ich wurde durch das Klopfen an meiner Zimmertür geweckt. Die Tür ging einen Spalt auf und Serkan trat herein.

"Bist du immer noch beim Schlafen? Ich hab dich so oft angerufen."

"Ich habs nicht gehört. Wie spät ist es denn?"

"Halb eins. Was ist los bist du krank oder warum schläfst du so lang?"

"Ich weiß nicht, ich fühl mich in letzter Zeit so müde."

"Wenn du willst können wir noch etwas weiter schlafen."

Er kam zu mir ins Bett und legte sich neben mir hin. Mit seinen Armen umschlung er mich. Plötzlich zuckte ich zusammen. Mir wurde auf einmal heiß und kalt zugleich. Mir kamen wieder die Bilder von dem Vorfall hoch. Ich hatte Angst vor seinen Berührungen.

"Was ist los, Schatz?"

"Ähmm...ich muss mal dringen auf die Toilette.", log ich ihn an und rannte ins Bad.

Ich wusste nicht mehr was mit mir los war. Wieso fühlte es sich so fremd an, wenn Serkan, mein Verlobter, mit dem ich heiraten werde und für immer zusammen leben werde, mich anrührt? Und warum bekam ich so eine Panik? Ich muss mich beruhigen. Er ist mein Verlobtet. Der Mensch, den ich am meisten liebe. Er wäre der letzte, der mir was schlimmes antun würde. Ich glaube es ist nur eine Nachwirkung von dem Vorfall. Ich muss das jetzt endlich vergessen.
Ich ging wieder in mein Zimmer, damit er sich nicht noch fragt, warum ich so lange weg bin.

"Willst du nicht mehr kuscheln?"

"Ich...ähmm..."

"Warte ich weiß schon."

"Was weißt du?", fragte ich schnell. Er hat es doch nicht schon erfahren oder?

"Du willst es dir bis zur Hochzeitsnacht aufheben, stimmt's?"

Ich war froh, dass er nicht das mit der Vergewaltigung meinte. Doch diese Situation war aber auch ein bisschen peinlich für mich und ich lief rot an.

"Es muss dir nicht peinlich sein, Baby. Ich kann warten.", sagte er und zwinkerte mir zu.

Oh, man. Gings noch peinlicher? Bei diesem Gedanken hatte ich auch schon riesen Angst vor der Hochzeitsnacht. Denn dann wird er erfahren, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Er wird von mir denken, dass ich eine Schlampe bin.
In diesem Moment ging die Tür auf und meine Mutter kam herein.

"Leyla, ich wollte schon gestern mit dir reden, aber du warst schon eingeschlafen."

"Ja, was ist Mama?"

"Ich war gestern bei deinem Opa und wir haben uns nach Jahren wieder versöhnt."

"Klingt doch ganz gut."

"Ja, und er ist auch wieder gesund. Er hat uns Tickets für eine Reise quer durch Europa gekauft, um die vergangenen Jahre mit ihm nachzuholen."

"Wir fahren weg?"

"Ja und unser erster Flug ist schon morgen. Wir werden für 2 Monate verreisen."

"Morgen? Für 2 Monate? Aber ich fang in 2 Tagen schon arbeiten an. Außerdem was ist mit den Hochzeitsvorbereitungen?", sagte ich hysterisch und sah dabei zu Serkan.

"Wir haben mit deinem Chef geredet es ist alles in Ordnung. Ich dachte ihr hättet schon alles geklärt, es fehlt nur noch die ganzen Sachen zu organisieren. Und dafür ist danach auch noch viel Zeit."

Wir würden wegfahren? Eigentlich würde es auch gut tun einfach von hier wegzugehen und den Kopf frei zu kriegen. Vielleicht würde ich auch so den Vorfall endlich vergessen. Auf der anderen Seite, fand ich es Schade, dass ich nicht mehr bei Serkan sein konnte. 2 Monate klingen zwar wenig, waren es aber auf keinen Fall. Ich wollte ohne ihn nirgendwo mehr hin, aber vielleicht würde es mir danach viel besser gehen. Meine Mutter verließ das Zimmer und wir beide waren jetzt allein.

"Zuerst war ich es der wegging. Jetzt bist du an der Reihe."

"Ich will aber nicht gehen. Nicht ohne dich."

"Du musst aber. Dein Opa hat auch ein Recht dich kennenzulernen. 2 Monate werden wie im Flug vergehen, du wirst schon sehen."

"Hoffentlich."

"Also ist es wohl an der Zeit Abschied zu nehmen."

Er kam zu mir und umarmte mich. Zwar hatte ich wieder etwas Angst vor seinen Berührungen, trotzdem wollte ich mich nicht von ihm lösen. Unbemerkt liefen mir Tränen die Wange runter.

"Nicht weinen, Schatz. Wir werden auch jeden Tag telefonieren, ok?"

Ich nickte und umarmte ihn noch fester. Ich wollte nicht gehen, ich wollte für immer bei ihm bleiben. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging er auch schon nach Hause. Ich ging wieder in mein Zimmer, um meine Sachen zu packen. Ich holte mir einen Koffer raus und packte einfach alles hinein, was ich fand. Ich hatte keine Lust mir Gedanken darüber zu machen, was ich unbedingt mitnehmen muss und was nicht. Dann zog ich mir meine Schlafsachen an und machte mich Bettfertig. Morgen würden wir schon fliegen und ich hoffte nur noch darauf, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück kehren würden.

( Bearbeitet am 08.08.2015)

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