Kapitel 39

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Leylas Sicht

Als ich aufwachte lag ich immer noch in Serkans Armen. Er schlief noch und ich strich ihm über die Haare. Nach einer Weile öffneten sich seine Augen und sahen in meine.

"Aufwachen, Schlafmütze! Ich will heute noch shoppen gehen."

Er brummte irgendwas vor sich hin und zog mich näher zu sich, sodass sein Atem gegen meinen Nacken prallte. Es fühlte sich so komisch an, aber dennoch ganz schön. Er plazierte einen Kuss auf meinen Hals und flüsterte :

"Ich liebe dich."

"Ich dich auch. Aber jetzt steh auf, wir müssen los."

"Warum hast du es immer so eilig?"

"Und warum bist du immer so gechillt? Ich will doch nur unsere Flitterwochen genießen und nicht den ganzen Tag im Bett liegen."

Ich stand auf und ging ins Bad. Dort zog ich mich an und machte mich fertig. Als ich wieder ins Zimmer ging, war Serkan nicht mehr da. Wo war er denn? Vielleicht ist er ja raus gegangen, aber dann hätte ich es ja gehört. Plötzlich zog er mich von hinten zu Wand und stellte sich selbst ganz nah vor mich hin. Seine Hände hatte er jeweils links und rechts neben meinem Kopf, sodass es kein entkommen für mich gab. Er sah mir tief in die Augen. Anstatt seinen braunen Augen sah ich die grünen Augen des Vergewaltigers vor mir. Die ganzen Bilder jener Nacht kamen in mir hoch. Ich verlor einige Tränen.

"Hey, was ist los? Hab ich dir irgendwo weh getan?"

"Nein, es ist nur...ich musste wieder an jene Nacht denken.", schluchzte ich.

Er nahm mich in seine Arme und streichelte mich an den Haaren. Ich hatte es immer noch nicht vergessen. Immer wieder kamen mir diese Bilder in den Kopf. Wann werde ich endlich ohne irgendwelche Ängste Zeit mit Serkan verbringen?

Wir waren in der Stadt und gingen in ein Einkaufszentrum. Eigentlich wollte ich nicht so viel kaufen, aber Serkan zwang mich regelrecht dazu. Wir kauften so einiges ein. Ich hatte auch was für meine Eltern gekauft, da ich ihnen eine Freude machen wollte. Auch Serkan kaufte Kleinigkeiten für seinen Eltern und Geschwistern. Danach gingen wir in ein Restaurant, um etwas zu Essen. Das ganze Einkaufen hatte uns ziemlich hungrig gemacht. Nach dem Essen entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang. Wir liefen Hand in Hand durch die Straßen von Venedig. In der Nähe des Flusses zog mich Serkan mit zu einem der Boote. Er bezahlte den Mann für eine Tour und wir stiegen ein. Von so einer romantischen Bootsfahrt durch Venedig hatte ich schon immer geträumt und nun konnte ich es selbst miterleben. Ich lehnte mich an Serkan Brust und er tat einen Arm um mich. Gemeinsam genossen wir die schöne Stadt und das Wasser, das durch die Lichter glänzte. Es war einfach alles so schön. Vor allem weil Serkan bei mir war. Es tat gut zu wissen, dass man jemanden hat, der einen beschützt. Und genau diese Gefühl gab mir Serkan.

"Serkan?"

"Ja?"

"Ich liebe dich."

"Ich dich auch, Schatz."

"Ich bin immer noch nicht bereit dafür."

"Macht nichts."

"Es macht sehr wohl was. Ich weiß doch, dass du auch willst, aber..."

"Ich will dich aber zu nichts drängen. Wenn du noch nicht bereit bist dann bist du es eben nicht. Ich werde auf dich warten.", sagte er und küsste meinen Scheitel.

Ich musste einfach dieses Trauma überwinden. So konnte das nicht weitergehen. Aber wie kann ich es am besten vergessen? Sollte ich vielleicht zu einem Psychiater? Vielleicht könnte ich es dadurch schneller vergessen. Ich schüttelte meinen Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenke, werde ich es nie vergessen. Ich bin gerade in meinen Flitterwochen und ich will die Zeit mit meinem Mann verbringen und nicht damit, an jene Nacht zu denken. Das Boot wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Fahrt zu Ende war. Wir stiegen aus und gemeinsam gingen wir zurück zum Hotel. Es war schon ziemlich dunkel und es wurde langsam kalt. Dieser Urlaub war einfach nur unbeschreiblich. Auch wenn er nur eine Woche dauerte. Zwar war der Urlaub mit meinem Opa auch ziemlich toll, aber das hier war viel schöner. Hier verbrachten wir eine schöne und gemeinsame Zeit miteinander und kamen uns auch näher. Auch wenn ich immer wieder etwas Hemmungen hatte. Aber irgendwann werde ich meine Angst besiegen, das wusste ich.

( Bearbeitet am 09.08.2015)

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